Zeuge flüchtet aus dem Gericht

Prozess: 20-Jähriger macht sich während der Verhandlung aus dem Staub.

Krefeld/Kempen. Da verschlug es dem Richter der 2. Großen Strafkammer des Krefelder Landgerichts die Sprache und die übrigen Prozessbeteiligten kamen aus dem Staunen nicht heraus. Dort müssen sich Sultan (23) wegen schweren Raubes und Körperverletzung und dessen Bruder Rafael (27) wegen Diebstahls verantworten (alle Namen von der Redaktion geändert).

Aus Wut über angebliche Veruntreuung von Drogengeldern hat Sultan den geschädigten Deutschen U. (22) in dessen Kempener Wohnung mit dem Gürtel geschlagen. In der Folge hat er ihn gefesselt, mit dem Messer verletzt, eine Schlinge um den Hals gezogen und mit einem heißen Lötkolben Nase, Lippe und Stirn verbrannt.

Am Mittwoch wurden zwei Tatzeugen aus Kempen von der Polizei vorgeführt. Beide waren Augenzeugen des Vorgangs in U.s Wohnung am späten Abend des 30. September 2007, sollten bereits am ersten Verhandlungstag gehört werden, glänzten aber durch unentschuldigte Abwesenheit.

Am Ontag wurden die junge Frau und der junge Mann (beide 20) von den Beamten zu Prozessbeginn vor dem Sitzungssaal abgeliefert und nahmen vor der Tür auf der Besucherbank Platz. Danach rief Richter Herbert Luczak das Duo in den Saal, belehrte sie über die Wahrheitspflicht und Konsequenzen ihrer Aussagen, begann mit der Befragung der jungen Dame und bat den Begleiter draußen zu warten. Der Richter: "Aber nicht weglaufen."

Die Quittung für den Flüchtling: Auferlegung der verursachten Kosten und Ordnungsgeld von 250 Euro oder ersatzweise fünf Tage Haft. Er soll im April erneut vorgeführt werden. Der Richter: "Keine Sorge, Luczak kriegt sie alle."