Mann bedroht Nachbar und Polizisten mit Messer
In Bracht kam es gestern zu einem SEK-Einsatz. Ein 37-jähriger Mann hatte sich in seiner Wohnung verschanzt.
Brüggen. Ein wenig Spott klang in den Stimmen der Menschen mit, die sich gestern Nachmittag am Rande der Königsstraße im Brachter Ortskern versammelt hatten und den Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei verfolgten. „Da sag’ noch mal einer, in Bracht wäre nichts los“, sagten sie. Wut und Verzweiflung klang hingegen aus der Stimme eines Ladeninhabers. Er klagte darüber, dass er nun zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen einen kompletten Nachmittag lang einen Verdienstausfall verzeichnen musste, weil sein Geschäft nicht erreichbar war. Am Nachmittag des 27. Oktober hatte die Feuerwehr einen Brand im Keller eines Mehrfamilienhauses löschen müssen — im selben Haus gab es nun einen SEK-Einsatz.
In dem Mehrfamilienhaus befindet sich im Erdgeschoss eine Praxis, im Obergeschoss gibt es kleine Wohnungen. Dorthin wurde gestern gegen 14.30 Uhr die Polizei gerufen. Der Hauseigentümer hatte die Beamten alarmiert, nachdem er von einem der Bewohner mit einem Messer bedroht worden war. Er hatte sich unverletzt in Sicherheit bringen können.
Die Polizei rückte mit mehreren Einsatzfahrzeugen an. Allerdings griff der Mann auch die Beamten sofort mit Messern an. Sie blieben unverletzt und versuchten, den Mann mit Pfefferspray außer Gefecht zu setzen. Dies misslang jedoch — das Spray zeigte keine Wirkung. Sie schafften es aber, ihn in seine Wohnung zurückzudrängen, wo er sich anschließend verschanzte.
Von da an ging in Bracht nichts mehr. Die Königstraße wurde von der Marktstraße bis fast zur Kaldenkirchener Straße gesperrt. Spezialkräfte rückten an, die zunächst versuchten, verbalen Kontakt mit dem Mann aufzunehmen, um diesen zur Aufgabe zu bewegen. Um 17.58 Uhr dann ein dumpfer Knall, gefolgt von einigen leiseren. Die Anwohner, die in ihren Häusern an den Fenstern standen, sahen das gleißende Licht einer Blendgranate. Die Fensterscheibe über der Eingangstür des Hauses barst. In kürzester Zeit konnten die Spezialkräfte den Mann überwältigen. Er ist 37 Jahre alt, steht unter Betreuung und ist polizeilich bisher nicht in Erscheinung getreten. Der Mann wurde in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung gebracht.
Die Kripo hat die Ermittlungen wegen des Verdachts der Bedrohung, der gefährlichen Körperverletzung und des Widerstands aufgenommen. Zu der Frage, ob es möglicherweise einen — wie auch immer gearteten — Zusammenhang zwischen der Brandstiftung und der Tat vom Montag geben könnte, konnte eine Polizeisprecherin am Abend noch keine Auskunft geben.
Nach der Spurensicherung am Brandort Ende Oktober ging die Polizei von vorsätzlicher schwerer Brandstiftung aus. Im Keller des Hauses hatte sich eine Elf-Kilo-Gasflasche befunden, die von der Feuerwehr gekühlt werden musste. Die Ermittlungen laufen noch.