Hinsbeck Beim Tischball spielt man nur nach Gehör

Hinsbeck. · Profis der inklusiven Sportart messen sich bei der Deutschen Meisterschaft in Hinsbeck.

Die beiden Spieler tragen Brillen, die sie blind machen, und achten genau auf das Rasseln des Balls.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Es ist mucksmäuschenstill im Raum. Lutz Egeling und Nils Hildebrandt stehen sich an einer 3,60 Meter großen Platte mit jeweils einem Holzschläger in der Hand gegenüber. Dann ertönt der Startpfiff des Schiedsrichters, und der Ball springt rasend schnell von der einen Ecke des Tisches zur anderen. Leise ist es jetzt nicht mehr im Raum, da der Ball mit Rasseln ausgestattet ist, damit ihn die Spieler gut hören können. Denn keiner der Spieler kann etwas sehen: Es läuft die neunte Deutsche Meisterschaft im Tischball. Die Teilnehmer kommen aus allen Ecken Deutschlands. Egeling ist aus Quedlinburg angereist, und Hildebrandt kommt aus Hamburg.

„Tischball ist ein schneller und lauter Sport“, erklärt Stefan Peters vom Tischballverein Viersen, der dieses Jahr mit Stefan Lambertz zu den Organisatoren gehört. „Es geht viel um Reaktion und Schnelligkeit.“ In diesem Jahr richtet die Tischballgruppe Viersen erstmals die Deutsche Meisterschaft im Tischball – auch Showdown genannt – aus. Die Jugendherberge in Hinsbeck dient als Austragungsort.

Die Spieltische müssen immer voneinander getrennt sein

Jeder Raum muss akustisch getrennt sein, deshalb würde eine große Sporthalle nicht ausreichen. „Insgesamt gibt es vier große Platten, auf denen die Partien ausgetragen werden“, erklärt Peters. Bei den Spielen ist auch immer ein sehender Schiedsrichter dabei. Alle Teilnehmer müssen während des Spiels eine Brille aufsetzten, durch die sie nichts sehen können. Dabei spielt es keine Rolle, wie stark die Sehbehinderung des Einzelnen ausgeprägt ist. Das macht Tischball zu einem inklusiven Sport, bei dem jeder mitmachen kann.

Turnierleiter Bernd Dorer ist durch den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) auf die Sportart aufmerksam geworden. Um den Menschen das Spiel näher zu bringen, sind sie Anfang der 2000er durch ganz Deutschland getourt. Ziel des Spiels ist es, den Ball ins gegnerische Tor zu befördern. Für jedes Tor bekommt man zwei Punkte. Eine Partie dauert ungefähr 30 Minuten. Insgesamt gibt es einige Parallelen zum Tischtennis, was auch an den ähnlichen Schlägern liegt. Im Gegensatz zum Blindenfußball sorgt eine größere Distanz dafür, dass nicht so viele Unfälle passieren. Trotzdem tragen die Spieler gepolsterte Handschuhe zum Schutz. Statisch ist der Sport aber nicht. „Es kann schon sehr anstrengend werden. Man kommt ganz schön ins Schwitzen“, erzählt Peters.

Bessere Spieler erkennt man
auch am höheren Spieltempo

Zwischen den verschiedenen „Showdownregionen“ innerhalb Deutschlands gibt es Unterschiede. „Im Westen haben die Spieler ein sehr gutes Ballgefühl und spielen viel aus dem Handgelenk heraus“, erzählt Kevin Barth, Tischballspieler aus Dortmund. Je höher das Niveau ist, desto schneller ist auch das Tempo. „Teilweise ist es für die Schiedsrichter sehr schwer zu erkennen, wo der Ball ist“, erzählt Peters.

Die deutsche Meisterschaft ist auf vier Tage angelegt. Es gibt allerdings viel weniger weibliche Showdownspielerinnen, deshalb überspringen sie das Viertelfinale. Im Gegensatz zu den 24 Männern nahmen dieses Mal nur zwölf Frauen an der Meisterschaft teil. Das Interesse an der Sportart werde aber immer größer. „Das Spiel macht einfach großen Spaß“, erklärt Peters.