Gaststätte Kreuls in Breyell Das Tagesgeschäft geht in den Ruhestand
Breyell · Die Breyeller Gaststätte „Bierkultur im Kreuels“ schließt ihre Türen. Rosenmontag ist der letzte Tag. So ganz geht Wilfried Kreuels allerdings noch nicht in den Ruhestand. Der dienstälteste Wirt von Nettetal mischt noch im Eventbereich mit.
Wer sich in der kommenden Woche auf ein Bier mit einem gemütlichen Schwätzchen an der Theke oder auf ein leckeres, frisch zubereitetes Schnitzel „Holsteiner Art“ in der Breyeller Gaststätte „Bierkultur im Kreuels“ freut, der wird eine Enttäuschung erleben. Mit Rosenmontag geht in Breyell eine gastronomische Geschichte zu Ende, die tiefe Wurzeln hat. Wilfried Kreuels, der dienstälteste Wirt von Nettetal, schließt seine Gaststätte. Allerdings nicht so ganz. Die Schließung betrifft den normalen Tagesbetrieb, der in der Vergangenheit hieß, dass das Kreuels mittwochs bis sonntags ab 17 Uhr geöffnet hatte. Montag, Dienstag und Sonntag waren schon seit längerem Ruhetage. Nun kommt der Rest der Woche dazu. „Wir sind jetzt beide über 70 Jahre alt und da wollen wir es die Arbeit betreffend etwas ruhiger angehen lassen“, sagt Kreuels, der die Gaststätte zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ruth Appenroth betreibt.
Die beiden verabschieden sich zwar vom Tagesgeschäft, aber sie bieten die Gaststätte, zu der unter anderem auch ein großer Saal gehört, weiterhin für Feiern der unterschiedlichsten Art und Weise an. „Wir haben schon Buchungen bis ins Jahr 2026“, berichtet Appenroth. Die Entscheidung kürzerzutreten ist den beiden nicht leichtgefallen, insbesondere da Wilfried Kreuels mit der Gastronomie aufgewachsen ist. „Mein Opa und meine Oma hatten schon eine Gaststätte und eine Metzgerei in Lobberich. Dort bin ich auch geboren“, erzählt der 70-Jährige, der im Mai Geburtstag feiert. Seine Eltern, Wilma und Willi Kreuels, führten an der Hochstraße in Lobberich die Gaststätte „Ewige Laterne“. Wilfried Kreuels erinnert sich daran, dass sein Vater diese Gaststätte immer kaufen wollte, es aber nicht klappte, da die Chemie mit dem Hausbesitzer nicht stimmte.
„Wir hatten damals das Telefon kaputt und Hans Bommels, der zum Reparieren rauskam, fragte meinen Vater, warum er denn nicht die Kneipe Fußangel in Breyell kaufen würde, die zum Verkauf stand.“ Das erste Gespräch, das sein Vater nach der Reparatur des Telefons führte, war das mit der Bank, um die Gaststätte zu kaufen, so Wilfried Kreuels. Seine Eltern kauften und am 25. Juni 1963 gingen sie an der Lobbericher Straße 15 in Breyell an den Start. Eine Kegelbahn wurde angebaut, denn das „war der Wunsch meiner Mutter zur Silberhochzeit“, erzählt Wilfried Kreuels. Dann schlug das Schicksal zu. Er war gerade einmal 14 Jahre alt und vor der Lehre zum Metzger stehend, da starb sein Vater völlig unerwartet. Statt in die Metzgerlehre ging es für den jungen Nettetaler hinter die Theke. So blickt Wilfried Kreuels jetzt auf 56 Jahre in der Gaststätte zurück. Es sei eine schöne, wenngleich auch anstrengende Zeit gewesen, bemerkt er. Die eigene Familie habe immer etwas zurückstehen müssen.
Und genau das ist es, was seinen Sohn Alexander bewogen hat, nicht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Neun Jahre arbeiteten Vater und Sohn gemeinsam, dann entschloss sich Alexander Kreuels umzusatteln, um mehr Zeit für die eigene Familie zu haben. In den Augen seines Vaters eine verständliche Entscheidung. Wilfried Kreuels trennt sich hingegen schwer vom Gaststättenleben und auch Appenroth wird ihren Hauptbereich in Form der Küche vermissen.
Tulpensonntag und Rosenmontag ist allerdings noch einmal volles Haus angesagt. Danach packen die beiden Wirtsleute ihre Koffer und reisen für zwölf Tage in die Sonne. „Wenn wir zurück kommen, stehen direkt zwei 70. Geburtstage an, die bei uns gefeiert werden“, sagt Appenroth.
Überhaupt ist der Kalender in Sachen Familien- und Vereinsfeiern in der Gaststätte schon gut gefüllt. Die Böhse Onkelz Nacht am 5. April sowie am 15. November gehören genauso zu den Events wie das Konzert der Band „Plutonium“ am 4. Oktober oder die Prinzenproklamation im November. Was das Kreuels für die Gäste bedeutet, spiegelt sich nicht nur in dicken Blumensträußen wieder, die den beiden derzeit überreicht werden. „Wilfried, du hast nicht nur ein Lokal geführt, sondern auch ein Zuhause für uns alle geschaffen“, heißt es in einer Danksagungsurkunde eines Stammtisches der Gaststätte, die an die Wirtsleute übergeben wurde. Die Gaststätte „Bierkultur im Kreuels“ hat ein Stück Nettetaler Geschichte geschrieben.
