Politik in Nettetaler Schule Schüler befragen Bundestagskandidaten

Nettetal · Die Gesamtschule Nettetal hatte Bundestags­kandidaten aus dem Kreis Viersen eingeladen. In einer Video-Konferenz erläuterten sie ihre Standpunkte zu verschiedenen Themen.

Video-­Konferenz zur Bundestagswahl in der Schule mit Sowi-Lehrer Merlin Praetor (l.) und den beiden Moderatoren Malte Dors und Vanesa Gashi (r.).

Foto: Uli Rentzsch

Hätte die Ampelkoalition noch wie geplant bis zum November 2025 Bestand gehabt, hätte er wählen dürfen. Nun, am 23. Februar, sei er halt noch keine 18 Jahre alt. Malte Dors, Schüler an der Nettetaler Gesamtschule, blieb für die kommende Bundestagswahl, zusammen mit seiner Mitschülerin Vanesa Gashi, „nur“ die Moderatorenrolle. Und das gelang den beiden ausgezeichnet.

Die Gesamtschule Nettetal hatte knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl die Parteien zu einer Video-Konferenz eingeladen, die auch einen Kandidaten oder Kandidatin für den Bundestag nominiert hatten. Pünktlich zur fünften Stunde hatten sich sieben Kandidaten und eine Kandidatin zugeschaltet: Silke Depta (SPD), MdEP Stefan Berger als Vertretung für MdB Martin Plum (CDU), David Neil Nethen (Grüne), Eric Scheuerle (FDP), MdB Kay Gottschalk (AfD), Simon Männersdörfer (Linke), Arbi Davood Megerdich (Freie Wähler) und André Martini (Volt).

Die Klassen zwölf und 13 und die Sozialwissenschaftskurse der elften Klasse hatten in der Mensa der Gesamtschule Platz genommen, etwa die Hälfte der Schülerinnen und Schüler werden am 23. Februar mitbestimmen, in welchem Kräfteverhältnis sich der Deutsche Bundestag zusammensetzen wird. Die Online-Veranstaltung organisiert hatte Sozialwissenschaftslehrer Merlin Praetor. Ob jemand noch unentschlossen sei, fragten Malte Dors und Merlin Praetor in die große Runde. Nur wenige Hände zeigten in die Höhe, offensichtlich hatten die meisten schon eine feste Meinung, wo die beiden Kreuze zu setzen sind.

Es sei an der Gesamtschule gute Tradition, den Erstwählerinnen und Erstwählern ein Angebot zu machen, eine qualifizierte Entscheidung für die kommende Bundestagswahl treffen zu können, sagte Schulleiter Leo Gielkens noch vor der eigentlichen Konferenz: „Ihr sollt alle Kandidaten und Kandidatinnen und die jeweiligen Positionen kennen lernen.“

Den ersten Applaus an diesem Vormittag verbuchte Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) für sich. Er erinnerte daran, dass die Wahl schließlich durch die Stadtverwaltung vor Ort organisiert werde, gleichzeitig sprach er den Schülerinnen und Schülern seinen Dank aus, die sich als Wahlhelfer zur Verfügung stellen werden: „Das gehört auch zur Demokratie.“ Küsters appellierte, sich auch über Wahlen hinaus am politischen Leben zu beteiligen. Schließlich würden bei der Kommunalwahl am 14. September wohl alle Anwesenden wählen dürfen.

Die Politiker hatten zunächst die Gelegenheit, sich vorzustellen und ihre Themenschwerpunkte zu nennen. Die Diskussionsthemen wurden allerdings von den Schülern gesetzt. Migration, Wirtschaft, Friedens- und Außenpolitik, Bildung und Umwelt- und Klimaschutz. Die Antwortzeit war auf jeweils eine Minute begrenzt, alle Teilnehmer sollten bestenfalls zu jedem Thema zu Wort kommen. Luke Freialdenhoven und Konrad Tschickardt, die zusammen mit Jason Beniers die Konferenz mitorganisiert hatten, berichteten nach der Runde, die Themen im Unterricht mit den Lehrern vorbereitet zu haben, zur Orientierung habe der ARD-Deutschlandtrend gedient. Vorausgedacht habe man außerdem: Zu allen Themen wurden im Voraus Fakten gesammelt, um im Gespräch mit der Politik schnell reagieren und auch korrigieren zu können.

„Ja, ich werde wählen“, sagte Anouk Heinen, sie habe sich allerdings schon vor der Konferenz entschieden. So sei es für viele eine Bestätigung für ihre schon getroffene Entscheidung gewesen. Und: Die Veranstaltung gehöre ja zur politischen Bildung. Das bestätigte Lehrer Merlin Praetor: „Seit 2017 organisieren wir an der Schule Podiumsdiskussionen zu jeder Wahl.“ Im Unterricht habe man die Video-Konferenz vorbereitet, habe die Personen, den systemischen Ablauf einer Wahl, die Wahlprogramme auch im Detail und die argumentativen Unterschiede beleuchtet.

Acht Parteien und nur die fünfte und sechste Stunde Zeit – eines wurde dennoch klar: Unterschiedliche Parteien bedeuten definitiv unterschiedliche Standpunkte.