In der Concordia Gedenkveranstaltung der Wuppertaler SPD zu Ehren von Rudolf Dreßler

Wuppertal · Er war gradlinig und hatte ein unverrückbares Wesen.

Die musikalisch untermalte Gedenkveranstaltung für Rudolf Dreßler fand in der Concordia statt.

Foto: Andreas Fischer

Mit Rudolf Dreßler, der am 8. Januar dieses Jahres unerwartet im Alter von 84 Jahren verstorben ist, verlässt auch ein deutscher Politiker und Diplomat die Bühne der Öffentlichkeit, wie er nur selten zu finden war. Um ihn dankbar zu würdigen richtete die Wuppertaler SPD am Dienstagabend eine Gedenkveranstaltung in der „Concordia“ aus. Mit einem musikalisch begleiteten Programm, prominenten Gästen und einer Diskussionsrunde zum Thema „Was bleibt vom Wirken Rudolf Dreßlers?“, verneigte sich die Partei vor ihrem ehemaligen Vorsitzenden.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Klezmer-Stück auf Klarinette und Klavier. Es war bekannt, dass Dreßler eine Affinität zu der aus dem Judentum stammenden Volksmusiktradition hatte. Nach der Begrüßung durch Miriam Scherff, Vorsitzende der Wuppertaler SPD, übernahm Peter Janssen das Mikrofon, der auch die später folgende Diskussionsrunde moderierte. Doch zuerst stellte er eine Annäherung an Rudolf Dreßler vor - „Der Arbeitnehmervertreter, der Politiker, der Mensch“.

Allseitig verdienter Respekt und Integrität

Rudolf Dreßler war eine prägende politische Persönlichkeit und weit über die Grenzen seiner Heimatstadt Wuppertal bekannt. Die Gedenkveranstaltung nahm aber mehr sein bemerkenswertes Wesen ins Hauptaugenmerk und weniger seinen politischen Werdegang. Was für ein Mensch war Rudolf Dreßler? Dieser Frage ging die Diskussionsrunde auf den Grund. Daran nahmen Enno Grindel, der Sohn von Rudolf Dreßler, Doris Blume, Gewerkschafterin und SPD-Mitglied, Michael Kroemer, ehemaliger Pressesprecher der Bergischen Universität, Andreas Mucke, ehemaliger Oberbürgermeister und Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft teil.

Bei der Frage nach prägenden Erinnerungen, erklärte Dreßlers Sohn Enno Grindel: „Er war nie bequem, unfassbar stark und hatte ein unverrückbares Wesen“. Das Wort ‚unbequem‘ sei eigentlich negativ konnotiert, doch durch seinen Vater, „mit dem man herrlich streiten konnte“, nahm er den Begriff als ‚wertvoll‘ in den Wortschatz auf. Michael Kroemer war immer von seiner Durchsetzungsfähigkeit beeindruckt und  erinnerte sich an den Druckerstreik von 1976, wo Rudolf Dreßler als Arbeitnehmervertreter „Wortkanonaden“ auf seine Gegner regnen ließ wovon einige nur noch mit Schweigen reagierten. Für Andreas Mucke war Dreßler schon in jungen Jahren ein Vorbild: „Ein Mann der für seine Ziele gestanden hat, rauflustig und immer klare Kante“. Einen persönlichen Rat, den er vor Jahren von ihm erhalten hatte, schallt ihm heute noch in den Ohren: „Mucke, wenn dir Wind der entgegenbläst, dann musst du den Rücken gerade machen und Pattex unter den Schuhen haben“.

In der folgenden Fragerunde ging es um das Thema des Vermächtnisses. Was nimmt man von der Bekanntschaft mit Rudolf Dreßler mit? Doris Blume hatte ihn zuvor als „immer ehrlich, knallhart und mit einem unheimlichen Gedächtnis“ beschrieben. An dieser Stelle erklärte sie zu den „Omas gegen rechts“ zu gehören und dass sie sich ihn sehr gut als „Opa gegen rechts“ hätte vorstellen können. Michael Kroemer wurde von Dreßlers Unbeirrbarkeit geprägt: „Er war nicht mal im Ansatz ein Opportunist, das Gegenteil von einem Schönredner. Selbst wenn er sich die Lippen verbrannte, dann wiederholte er es sogar, wenn es einen gewünschten Effekt hatte“. Enno Grindel brachte seine Perspektive als Geschichtslehrer an diesem Punkt ein: „Wenn die Schüler diskutieren, dann hat man einen guten Job gemacht“. Von seinem Vater habe er gelernt, sein Gegenüber in Streitfragen nicht als Feind zu betrachten. Es gelte eine neutrale Sicht auf den rhetorischen Widersacher zu haben und sein Vater konnte dies sehr gut trennen. Er gehörte zu den Leuten mit denen man  sich ereifernd streiten konnte und danach wurde  gemeinsam ein Bier getrunken. Hajo Jahn nimmt von ihm mit, dass es wichtig ist, auch über den parteipolitischen Tellerrand zu gucken. Rudolf Dreßler genoss Respekt, auch bei seinen politischen Gegnern, vertrat ein gewichtiges Wort und wusste wovon er sprach. Er verfügte über eine herausragende Rhetorik und Integrität war für ihn nicht nur ein Wort. Ein Format, welches  noch existiert, aber schwer zu finden ist.