Kulturerbe in Nettetal Heimatverein Breyell: Neuer Elan

Breyell · Im Jahr 1938 gründeten 13 Breyeller Bürger in der früheren Gaststätte Dammer einen Heimatverein. Bis heute pflegt dieser das Erbe Breyells und die Geheimsprache „Henese Fleck“.

Eine Gruppe in der traditionellen Kiepenträger-Kleidung läuft eine Straße hinunter.

Foto: Buch "Henese Fleck"

Der Breyeller Heimatverein „Henese Fleck“ geht mit neuem Schwung und neuem Personal in die kommenden Jahre. „Eine unserer Hauptarbeiten liegt weiterhin beim Erhalt unserer Geheimsprache, dem Henese Fleck“, sagte die neue Vorsitzende Angela Wegers. Ein weiterer Bereich wird die Aufarbeitung der neueren Breyeller Geschichte sein, die in den letzten Jahren durch die Arbeiten der Lehrerin Julietta Breuer zu großem Interesse geführt hat. „Hierfür suchen wir noch einige Interessierte. Gerne auch jüngere Personen, die sich für dieses Thema interessieren“, so Wegers weiter. „Ein Thema, dass alle Breyeller angeht.“

Nach zehn Jahren trat die bisherige erste Vorsitzende Hubertine Kreuels zurück, zur Nachfolgerin wurde ihre Stellvertreterin Angela Wegers gewählt. Ihr zur Seite stehen als Stellvertreterin Marita Windbergs, Schriftführerin Anneliese Siemes und Kassiererin Karin Schroers sowie die Beisitzer Hans Peter Schiffer, Horst Mürmanns und Gundela Mürmanns. Eine Besonderheit war und ist, dass alle Protokolle der Vorstandssitzungen zweisprachig, in Hochdeutsch und in Henese Fleck, geschrieben werden.

Der am 22. Januar 1938 von 13 Breyeller Bürgern in der früheren Gaststätte Dammer am Markt gegründete Verein feierte schon ein Jahr später an der Lüthemühle ein großes Volksfest. „Eine wahre Völkerwanderung bewegte sich auf allen Richtung Lüthemühle führenden Wegen, als nachmittags von Breyell aus der originelle Festzug sich in Marsch setzte“, so die Presse. „Kiepenträger und Musikkapelle trugen die althergebrachten Trachten: blaue Kittel und schwarze Seidenmützen.“

Die erste Vorsitzende des Vereins, Angela Wegers (l.) mit der Schriftführerin Anneliese Siemes.

Foto: Heinz Koch

Als eine seiner Hauptaufgaben sah der Verein von der Gründung an den Erhalt der Breyeller Geheimsprache „Henese Fleck“. Zunächst wurden entsprechende Bücher und Texte gesammelt. Hierbei waren insbesondere die Werke des aus Leutherheide stammenden Volksdichters Heinrich Houben (1866-1941) gefragt, der 1888 einen „Leitfaden zum Krämerlatein Henese Fleck“ erstellte, sowie Werke des Literaten Paul Therstappen (1872-1949), der auch Gedichte und Schriften in der Kiepenträgersprache verfasste.

Nach einer Pause während des Zweiten Weltkriegs gab es im März 1951 eine Wiederbelebung des Heimatvereins. In den folgenden Jahrzehnten waren Vorsitzende wie Josef Funken und Hans Straver sehr aktiv. Während Funken zahlreiche Berichte über die säkulare und weltliche Geschichte Breyells und Leutherheide verfasste, stand bei Straver das Henese Fleck im Vordergrund. Er hielt als Erster die Sprache der Kiepenträger auf Kassette fest und brachte mehrere Schriften darüber heraus. Vieles davon entstand bei den Abenden des Heimatvereins.

In den vergangenen Jahren organisierte der Verein mehrere über die Grenzen des Stadtteils hinaus anerkannte Führungen, Vorträge und Veranstaltungen. Hierzu gehörten 1996 Auftritte bei den Festlichkeiten zur Verleihung der Marktrechte vor 400 Jahren, wo eine Gruppe des Heimatvereins mit der typischen Breyeller Tracht auftrat und in Platt Vorträge hielt. Oder 2018 und 2022 die von Dr. Berndt Goossens und Angela Wegers gehaltenen Vorträge über das „Leben und Wirken von Paul Therstappen“, sowie 2018 beim Stadtfest zum 900-jährigen Bestehen Breyells.

Die Arbeit mit dem Krämerlatein „Henese Fleck“ wurde belohnt, als im Januar letzten Jahres auf Anregungen der Internationalen Gesellschaft für Sondersprachenforschung (IGS) und des Sprachwissenschaftlers Klaus Siewert die Geheimsprachen beziehungsweise Rotwelsch-Dialekte, wozu auch Henese Fleck zählt, als Immaterielles Kulturerbe/Inventar NRW anerkannt wurden. Weiter möchte man auch Kontakt mit anderen Heimatvereinen aufnehmen und verstärken. Die entsprechende Urkunde soll dem Heimatverein, und damit der ganzen Breyeller Bevölkerung, am 9. Juni überreicht werden.

Die Mitglieder treffen sich zum Erzählen, Klängern und zum Erfahrungsaustausch an jedem zweiten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr im Vereinslokal Hahnestroat. In diesem Rahmen werden auch altbekannte Bräuche weitergeführt wie Ostereier-Tipp, Tüütessen oder Haxen essen. Die Kiepenträgersprache Henese Fleck wird gepflegt an jedem letzten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr, ebenfalls im Vereinslokal Hahnestroat.