Atelier van Eyk in Nettetal Es begann in einem Wohnwagen

<irwordspace style="word-spacing 00703125em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Leuth </irglyphscale></irwordspace> · Vor rund 50 Jahren zog ein Künstlerpaar in einen bunt bemalten Wohnwagen auf einem großen Gelände in Leuth. Die beiden gründeten das Atelier van Eyk und legten einen weitläufigen Park an. Mit den Jahren entwickelte sich der Ort zu einer beliebten Adresse für Künstler und Naturliebhaber.

„Homo 2000“ – eine Plastik von Anton van Eyk im Park in Leuth.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

In Nettetal lässt sich manch ein verborgenes Kleinod aufspüren. Eines gibt es, an dem ein ganz besonderer künstlerischer Geist weht: Das Atelier van Eyk – versteckt ursprünglich hinter einem wenig Vertrauen erweckenden, klapprigen Holzzaun am Rande von Leuth. Dieser Zaun ist längst nur noch ein Relikt – aber dazu später mehr.

Schon in den späten 1950er-Jahren erwarben der Bildhauer Anton van Eyk und seine Frau Dorothea, geborene Fischer, das 22.500 Quadratmeter große Grundstück in Leuth. Mitte der 1970er-Jahre zogen sie mit ihrem Wohnwagen dorthin. Dieser bunt bemalte, kleine Wohnwagen steht heute noch dort. In Leuth wollten sich die beiden Freigeister nach einem turbulenten Leben einen Lebenstraum erfüllen. Und der sah so aus: Ein festes Wohnhaus bauen, dazu ein Atelier und keramische Werkstätten – und so einen Ort schaffen, an dem sie gemeinsam mit unterschiedlichsten Menschen kreativ tätig sein, sich austauschen, neue Projekte planen, Ideen umsetzen könnten.

Anton van Eyk kam als Niederländer 1911 in Kaldenkirchen zur Welt. Seinem Vater gehörten die Union Tonwerke. Keramik lernte van Eyk also von Kindesbeinen an kennen. Er studierte Bildhauerei und Keramik. Während seiner Tätigkeit in einem keramischen Betrieb in Bischofswerda lernte er Dorothea Fischer, genannt Dorle, kennen. Die ein Jahr jüngere Dresdenerin war ebenfalls Künstlerin. Sie arbeitete nicht nur im keramischen Bereich, sondern auch als Vergolderin, Batikerin, stickte Wandbehänge.

Finanzielle Schwierigkeiten und bürokratische Stolpersteine verhinderten den Traum des Paares vom festen Haus mit Atelier in Leuth. Stattdessen arbeiteten und lebten die beiden mit ihren Hunden weiterhin in ihrem Wohnwagen. Sie produzierten kleine Serien von Gebrauchskeramik mit besonderem Design sowie einige Großplastiken wie den „Homo 2000“, der im Park steht: Der wuchtige Mann mit schwerem Körper und kleinem Kopf entstand aus der Begegnung mit einem unangenehmen und arroganten Menschen. Freundlicher ist die „Frau im Sessel“, für die eine Bäuerin aus Nettetal Vorbild war. Sie ruht in sich. Auch das Modellieren von Tierfiguren von Katze bis Schwein machte Anton van Eyk Freude. Sie entstanden aus Beton.

Der bunt bemalte Wohnwagen war lange Jahre das Domizil von Anton und Dorle van Eyk.

Foto: Sigrid Blomen-Radermacher

Dorle van Eyk ihrerseits legte einen Park an, in dem jeder Strauch und jeder Baum einen festen Platz hatte. Ihr „Paradies am Waldesrand“, so hat Dorothea van Eyk den Ort in einem kleinen Gedicht einmal genannt. Später begann die Künstlerin mit der Herstellung von Glasperlen und Perlenketten. Die Geschichte dahinter erzählte Anton van Eyk: Seine Frau wünschte sich eine Kette, die dünn und leicht sein sollte. Da sie so etwas nicht fand, machte sie sie selbst. Zunächst arbeitete Dorle van Eyk sie aus gegossenem Ton. Sie entwarf aus dem Rohmaterial Glas kleine Perlen, färbte sie und kreierte aus ihnen fantasievollen und ausgefallenen Schmuck. Unzählige Glasperlen entstanden. 1998 stiftete Anton van Eyk einen Teil dieser Perlen der Fachhochschule Düsseldorf, Fachbereich Design, um so symbolisch das künstlerische Werk seiner Frau durch die Studierenden fortsetzen zu lassen.

Das Paar pflegte zu Lebzeiten nur wenige Kontakte zur Außenwelt, die beiden waren einander genug. Hier und da sah man Dorle van Eyk im Dorf einkaufen. 1995 starb die Künstlerin. Kurz nach ihrem Tod nahm Anton van Eyk Kontakt zu Mieke Spolders auf, seiner nächsten Nachbarin. Sie, ihr Mann und Anton van Eyk wurden zu engen Vertrauten. Mieke Spolders regte in Zusammenarbeit mit Anton van Eyk Umbaumaßnahmen an, wozu auch ein Zaun gehörte, der diesen Namen verdiente – ohne den alten verschwinden zu lassen. Sie sorgte auch dafür, dass van Eyk einen gemauerten Wohnort in dem ehemaligen Flugzeughangar auf dem Gelände erhielt.

Mieke Spolders wurde zu einer engen Vertrauten des Bildhauers Anton van Eyk.

Foto: Elena Hill

Mieke Spolders begann, Ausstellungen mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern sowie kreative Kurse zu organisieren – zu des Bildhauers stillem Vergnügen, der sich das immer freundlich lächelnd anschaute, gerne ein Schwätzchen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern führte und sichtbar froh war, wenn er sich in seinen Raum zurückziehen konnte.

Als Anton van Eyk 2004 starb, war Mieke Spolders klar: „Ich lasse den Traum der van Eyks weiter Wirklichkeit werden.“ In den letzten Jahren wurde das Gelände ganz im Sinne von Anton und Dorle van Eyk für regelmäßige Ausstellungen, Lesungen, Theater oder Konzerte wie das des Pfarrorchesters Leuth genutzt. Schülerinnen und Schüler durften den Raum zum kreativen Arbeiten nutzen, Künstlergemeinschaften verbrachten Arbeitstage miteinander im Park und im Atelier.

Mieke Spolders hält mit einer kleinen Gruppe von Freundinnen und Unterstützerinnen sowie der Hilfe ihrer Familie den Ort am Leben. Einmal im Monat, am ersten Sonntag ab 14 Uhr, können Gäste ihren Energiespeicher in diesem Paradies aufladen.

Einen Spaziergang durch den Park in Leuth sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Idee von Dorothea und Anton van Eyk, ein „Paradies am Waldesrand“ zu gestalten, lebt weiter in jedem Baum, in jedem Strauch, ist in jedem Objekt präsent. Der Ort verströmt Ruhe und Gelassenheit