Aktion von Human plus Nettetal Human plus bringt mobile Praxis nach Syrien
<irwordspace style="word-spacing 00625em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Nettetal </irglyphscale></irwordspace> · Am Montag startet Anestis Ioannidis von Lobberich nach Syrien. Für Human plus Nettetal und Aktion „Pro Humanität“ Kevelaer wird eine mobile Arztpraxis in das Krisengebiet überführt.
Anestis Ioannidis, Gründer und Vorsitzender der Hilfsorganisation Human Plus, macht sich am Montag auf den Weg nach Syrien. Zusammen mit einem syrischen Fahrer, Mitarbeiter des syrischen Büros von Human Plus, überführt er einen Mercedes Sprinter, der zu einer mobilen Praxis umgebaut wurde, in die westsyrische Stadt Homs. Beim Fahren werden sie sich abwechseln. Für die über 4000 Kilometer Strecke kalkulieren sie drei Tage ein. Sie wählen die Balkanroute über Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und die Türkei. Seit dem Ende des Assad-Regimes sind auch die Grenzen nach Syrien wieder passierbar. Die Hilfsorganisation versuchte zuerst den Seeweg. Doch es gibt aktuell keine Fährverbindungen nach Syrien, selbst nach Beirut im Libanon nicht. Anfang Dezember war das Fahrzeug fertig, aber die Bedingungen vor Ort waren nicht gut. Jetzt, nach dem Machtwechsel in Syrien, ist vieles einfacher geworden. In Nettetal wird das Fahrzeug noch mit Verbandsmaterialien und Hilfsgütern beladen, bevor es auf die lange Reise geht.
Die politischen Ereignisse im Nahen Osten haben sich in den letzten Wochen überschlagen. Das gemeinsame Projekt von „Aktion pro Humanität“ aus Kevelaer und Human Plus aus Nettetal startete bereits Anfang letzten Jahres. Die Projektplaner aus Kevelaer hatten das Auto besorgt und als mobile Arztpraxis umbauen lassen. Damit sollen mehr als 20.000 Menschen in der Region Homs medizinisch versorgt werden. Doch wie sollte der Sprinter nach Syrien kommen? Da konnte Human Plus helfen. Die Nettetaler unterstützen die Menschen in Syrien schon seit Jahren. Seit 2011 sind sie mit einem Team vor Ort. Human Plus hat jetzt in Damaskus ein Büro eröffnet und verfügt über ein gutes Netzwerk auch innerhalb der neuen Führung in Syrien. Der Büroleiter von Human Plus in Syrien gehört zur neuen Regierung und ist ein enger Vertrauter von Ahmed Al-Sharaa, dem Mann, der Assad stürzte.
Standen 2024 mehrere Hilfsaktionen für die Ukraine im Vordergrund, rückt jetzt Syrien wieder in den Fokus. „Wir sollten die Chance nutzen, damit Syrien ein demokratischer, offener und toleranter Staat wird“, so Anestis Ioannidis. Die Nettetaler Hilfsorganisation Human Plus hat seit 2012 bereits mehrere Hilfstransporte nach Syrien geschickt. Gelder kamen auch von der Bild-Aktion „Ein Herz für Kinder“. Im Januar 2013 besuchte der Schauspieler Jan Josef Liefers im Rahmen von „Cinema for Peace“ zusammen mit Human Plus die syrische Stadt Aleppo. Bisher konnte Human Plus vor allem im Norden im Bereich Idlib und Aleppo tätig sein. Das sind Landesteile, die nicht vom Assad-Regime sondern von den Rebellen kontrolliert wurden. Möglichkeiten, in die anderen Landesteile zu kommen, gab es nicht.
Dieses Mal ist Homs, einst drittgrößte Stadt des Landes, das Ziel. In der Region Homs ist das Gesundheitswesen zusammengebrochen, die Menschen haben keine medizinische Betreuung – für Ioannidis eine überzeugende Begründung für die Unterstützung mit einem mobilen Praxis-Sprinter. Homs war im syrischen Bürgerkrieg 2011/2012 die Hochburg der Proteste. Bei den Kämpfen der Rebellen mit der syrischen Armee und den Geheimdiensten wurde die Stadt in Teilen stark zerstört. Nach mehrmonatiger Belagerung konnten die Rebellen frei abziehen. Bei einem humanitären Waffenstillstand 2014 wurden Frauen und Kinder evakuiert. Erst im Dezember 2024 konnte die syrische Armee aus Homs wieder vertrieben werden.
Seit Oktober 2011 unterstützt Human Plus die Menschen in Syrien und den Nachbarländern Libanon und Türkei. Während des Bürgerkrieges gingen viele Hilfstransporte nur bis zur Grenze. Dann übernahmen lokale Kräfte die Hilfsgüter. Mehrfach machte sich Ioannidis persönlich ein Bild von der Verteilung der Hilfsgüter durch die Partner. Mit den Hilfstransporten wurden vor allem gespendete Lebensmittel, Medikamente, Verbandstoffe, Hygieneartikel, Babynahrung, Spielzeug, Schuhe, Kleidung, Waschmittel, Decken und medizinisches Equipment geliefert.