Wie sollte Metzkausen in der Zukunft aussehen?
Im Gespräch: Gregor Neumann „Alle großen Neubauten in Metzkausen“
Gregor Neumann, Vorsitzender des Bürgervereins Metzkausen, macht sich Sorgen um die Verkehrssituation.
Gregor Neumann: Um Erfolg zu haben, ist es immer eine gute Idee, seine Stärken zu nutzen und an seinen Schwächen zu arbeiten. Zu den Stärken von Metzkausen zählen der hohe Wohnwert, die intakte Natur, der Zusammenhalt der Einwohner und die familienfreundliche Infrastruktur. Zu den Schwächen gehören die stauanfällige Verkehrsanbindung und die teils weiten Wege zum ÖPNV. Die Geschäfte in der Florastraße tun sich leider schwer.
Was von diesem Idealbild haben Sie beim aktuellen Bürgerstammtisch in den Vorträgen der Verwaltungsspitze wiedergefunden?
Neumann: Der Bürgerstammtisch deckt viele Themen ab, die ganz Mettmann betreffen. Es ist jedoch auffällig, dass alle großen Neubauten in Metzkausen entstehen sollen. Ein für Metzkausen wichtiges Schulprojekt möchte man hingegen vertagen. Man will die Gesamtschule für rund 1500 Schülerinnen und Schüler im Nordosten der Stadt bauen. Eine Schule für ganz Mettmann sollte für alle gut erreichbar sein, finde ich. Das Heinrich-Heine-Gymnasium ist aktuell mit Abstand die Schule mit den meisten Schülerinnen und Schülern in Mettmann. Warum? Weil die Familien mit ihren Anmeldungen die erfolgreiche pädagogische Arbeit honorieren. 2026 kommt ein kompletter Jahrgang wegen der Umstellung auf G9 hinzu. Deshalb sollte eigentlich 2027 ein Erweiterungsbau fertiggestellt sein. Nach dem neuen Masterplan will man erst 2030 mit der Planung beginnen und frühestens 2034 fertig gebaut haben. Wertschätzung für erfolgreiche Arbeit sieht anders aus.
Laut Verwaltung würde der jetzt angedachte Supermarkt die Versorgung in Metzkausen verbessern. Wie bewerten Sie das Projekt?
Neumann: Der Supermarkt soll auf der grünen Wiese ohne Anbindung an die bestehenden Geschäfte entstehen. Davon profitiert die Florastraße kein bisschen. Und was die Verbesserung des Angebots angeht: Ich kenne niemanden in Metzkausen, der Probleme hätte, Brot, Milch oder Gemüse in zumutbarer Entfernung kaufen zu können. Wer nicht mobil ist, dem nutzt der neue Standort nicht, weil er für die meisten nur per Auto erreichbar ist.
Die Aula des HHG war mit mehr als 200 Zuhörenden gut besetzt – welche Reaktionen gab es beim Publikum auf den Abend?
Neumann: Zunächst muss man anerkennen, dass die Verwaltungsspitze seit neun Jahren der Einladung des Bürgervereins Metzkausen folgt, obwohl sie genau weiß, dass die Antworten nicht alle Besucher zufriedenstellen werden. Bei der Menge an Themen hat natürlich jeder andere Schwerpunkte. Einige Teilnehmer wollten gerne das eine Thema, das sie besonders interessiert, intensiver behandelt wissen. Das lässt sich schwer lösen. Ein anderer Kritikpunkt: Wir haben über zweieinhalb Stunden zusammengesessen. Es gab den Wunsch, die Informationen komprimierter zu bekommen. Und es gibt Themen wie Windenergiezonen oder die Berechnung der Grundsteuer, die nicht in Mettmann, sondern in Düsseldorf oder Berlin entschieden werden. Die Einwohner vor Ort sind jedoch davon betroffen und verärgert.
Würde alles, was da auf der Bühne gesagt wurde, einem Faktencheck standhalten?
Neumann: Ich glaube, wir verwenden heutzutage den Begriff Fake News zu schnell. Ganz häufig gibt es einfach Pro- und Kontra-Argumente. Mir persönlich hat diese neutrale Abwägung der Vor- und Nachteile seitens der Verwaltung in einigen Punkten gefehlt.
Was heißt das konkret?
Neumann: Nehmen wir das Thema Schulden. Die Verwaltung verweist zurecht auf die bereits hohe Schuldenlast und die Unterfinanzierung in vielen Bereichen. Ist es dann klug, diese Schwäche noch zu vertiefen und die Verschuldung der Stadt zu verdoppeln? Die jährliche finanzielle Belastung durch Zinsen und Abschreibungen soll sich auf 10,8 Millionen Euro fast verdreifachen. Bei den Zahlen wird mir schwindelig. Wenn wir eine Altschuldenlösung brauchen, können diese neuen Schulden auch nicht dauerhaft leistbar sein. Ein anderes Beispiel ist der Verkehr: Es gibt zwei Verbindungsstraßen zwischen Mettmann und Metzkausen, die bereits gut ausgelastet sind. An beiden Straßen sollen viele Gebäude errichtet werden. Auch hier wird ein Schwachpunkt weiter belastet.
Fühlen sich die Metzkausener im politischen Gesamtgefüge der Stadt Mettmann gut vertreten?
Neumann: Ich spüre in vielen Gesprächen eine gewisse Unzufriedenheit. Die Frage lautet öfters: Wer vertritt im Stadtrat deutlich hörbar die Perspektive unserer Einwohner und nicht nur den Blickwinkel der Innenstadt? Wir haben aktuell acht Fraktionen, von denen sich einige eigentlich nur vor den Wahlen mal in Metzkausen sehen lassen.