Roman-Projekt für den Ruhestand Oedter recherchiert für neue Uda-Saga
<irglyphscale style="font-stretch 974218%;">Oedt</irglyphscale> · Gregor Mayntz, 1960 in Oedt geboren, arbeitete als Korrespondent in Bonn, Berlin und Brüssel. Im Ruhestand kehrt der Journalist nun als Autor in sein Heimatdorf zurück. Dort recherchiert er für einen Roman, dem weitere folgen sollen.
Er kennt Düsseldorf, Bonn, Berlin und Brüssel wie seine Westentasche: 38 Jahre lang war Gregor Mayntz, 1960 in Oedt geboren, für die Rheinische Post unterwegs, analysierte zuletzt als Chefkorrespondent die Entwicklungen in der Europapolitik. Seit Dezember ist der 64-Jährige nun im Ruhestand. Und für diese Zeit hat sich Mayntz ein besonderes Projekt vorgenommen, in dem es – wen wundert’s? – auch ums Schreiben geht: Mayntz will im Rahmen einer Romanreihe Geschichten erzählen, die im Laufe von tausend Jahren in Deutschland spielen. Dafür fährt er im Augenblick immer wieder von Berlin nach Oedt.
„Beginnend mit dem Jahr 1050, als die Menschen im späteren Deutschland erstmals ein Gefühl für das entwickelten, was sie verbindet“, beschreibt Mayntz die Idee. Die Romanreihe hat er schon geplant; vorgesehen sind 20 Bände, die die Entwicklungen, Empfindungen und Erlebnisse der Menschen im Verlauf von 50 Jahren schildern, „ich muss also 85 werden, damit es klappt“, sagt er schmunzelnd.
„Die Uda-Saga“ hat er sein Projekt genannt. Die Bewohner des kleinen Dorfes Oedt in der Gemeinde Grefrath am Niederrhein kennen die Burg Uda, Ausflügler im Naturpark Schwalm-Nette ebenso, doch vielen Menschen in der weiteren Umgebung dürfte diese Burg, von der nur noch ein Turm und einige Reste erhalten sind, fremd sein. Diese Burg und die damit verbundene Geschichte Oedts begleiteten Mayntz schon in seiner Jugend, „als Zehnjähriger habe ich an der 800-Jahr-Feier Oedts und am Festumzug teilgenommen“, erinnert sich der Niederrheiner. Die erste urkundliche Erwähnung Oedts stammt aus dem Jahr 1170. Als Kind habe er gedacht, dass Oedt eben so alt sei, erzählt er. Tatsächlich sei Oedt aber viel älter, wie archäologische Funde zeigten: „Hier war schon munteres Leben, lange bevor es zur ersten urkundlichen Erwähnung kam.“
Der Ruhestand lässt ihm Zeit für Recherchen
Mehr darüber erfuhr er im Zuge seiner Recherchen, die er jetzt im Ruhestand intensiv betreibt und dafür nicht nur in Oedt, sondern auch in vielen Archiven unterwegs ist oder mit Historikern spricht. „Dieser Ort wurde über 300 Jahre geprägt von einer strategisch wichtigen Burg und hatte für die Region eine wichtige Bedeutung“, stellte Mayntz fest, „das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen.“
Oedt und die Burg Uda will er nun in seinen Romanen immer wieder zum Ausgangs- und Bezugspunkt machen. Doch ein Dorf-Roman wird es nicht. Denn im Mittelalter reiste man erstaunlich viel, und so will Mayntz diese Mobilität der Menschen damals auch dazu nutzen, die Geschehnisse im gesamten Rheinland und darüber hinaus zu schildern. So seien beispielsweise auch Kempen, Mönchengladbach, Köln, Siegburg und Düsseldorf wichtige Orte in der Handlung des ersten Bandes, erklärt der Autor.
Für diesen hat er den Titel schon festgelegt: „Elß“ soll der erste Band der Uda-Saga heißen, jeder Band werde einen Frauennamen tragen, kündigt Mayntz schon an. Mehr über die Frau namens Elß will er noch nicht verraten, „ich will die Spannung nicht nehmen“. Geschichten in der Geschichte will er erzählen, das Leben mit seinen Aufregungen und Emotionen, Enttäuschungen, Leidenschaften und Abgründen beschreiben – und das lebensnah, auch mal drastisch, kündigt er an. Also nichts für Kinder. Die Handlung sei frei erfunden, werde aber den Stand der historischen Forschung widerspiegeln, versichert er: „Die Geschichte ist praller, als man sie sich vorstellt, wenn man vom dunklen Mittelalter spricht.“
Wie er auf die Idee kam? Eine Weile habe er gern historische Romane gelesen oder als Hörbücher gehört, erzählt er, „und irgendwann dachte ich, da fehlt was, sie handeln immer von Fürsten, Königen und Intrigen bei Hofe, aber nie von der einfachen Bevölkerung. Die Perspektive des normalen Lebens gibt es nicht.“ Daraufhin habe er sich gedacht: „Dann musst du es eben selber machen“ – und entwickelte ein Konzept für sein Projekt. Um das zu schaffen, hat er sich für jeden Tag ein bestimmtes Pensum vorgenommen. Im September soll der erste Band fertig sein.