Ausstellung mit Werken von Renée Sintenis Abkehr von der Monumentalität
Düsseldorf · Werke von Renée Sintenis sind in der Galerie von Ralph Gierhards zu sehen.
Der „Berliner Bär“, die wohl berühmteste Skulptur von Renée Sintenis, Symbol der Berliner Filmfestspiele und großformatiger Blickfang an der Autobahn, hat vorübergehend Quartier an der Kö bezogen. Bei Ralph Gierhards Fine Art schmückt der Bär eine Ausstellung mit derzeit noch acht Objekten und drei Lithografien der Künstlerin. Sintenis (1888–1965) schuf eine Vielzahl anmutiger und ausdrucksstarker Tierskulpturen, die häufig auch in Museen präsentiert wurden.
Antiquitätenhändler Gierhards konnte eine Privatsammlung vom Niederrhein in Kommission nehmen und kaufte zwei weitere Objekte von Sintenis dazu. Einige fanden seit Beginn der Ausstellung bereits neue Besitzer. „Die Bildhauerin und Grafikerin liebte kleine Figuren, sie wehrte sich stets gegen jede Monumentalität“, erzählt er: „Bekannt wurde sie mit ihren filigran gearbeiteten Pferden, Eseln, Hunden und Katzen.“
Sintenis musste sich ihren Weg schwer erkämpfen. Der Vater, Richter in Neuruppin, war gegen ihre Kunst und beschäftigte sie als seine Sekretärin. Sie verfiel in Depressionen und brach mit ihrer Familie. In Berlin gelangte sie in literarische Kreise, war befreundet mit Rainer Maria Rilke und Joachim Ringelnatz, dessen Grabplatte aus Muschelkalk sie schuf. Wegen ihrer androgynen Ausstrahlung und ihres selbstbewussten Auftretens war sie ein begehrtes Modell bei Malern und Bildhauern.
Sämtliche Skulpturen der Ausstellung wurden in der Berliner Gießerei Noack gefertigt und sind aus schwarz, braun oder dunkel patinierter Bronze. Die Preise bewegen sich zumeist im fünfstelligen Bereich, das wertvollste Stück ist ein Elefant. Renée Sintenis war eine der ersten Frauen an der Preußischen Akademie der Künste und gilt als Wegbegleiterin für Frauen in der Kunstwelt. Ihre Arbeiten sind unter Sammlern begehrt, was die hohen Preise auf dem Markt erklärt. Die Objekte werden bei Gierhards Fine Art bis Ende Februar gezeigt und können montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr an der Kö 52 betrachtet werden.
Doch auch danach und dauerhaft findet man in dem Antiquitätenhandel eine Fülle von Tierskulpturen anderer Künstler, eine der Spezialitäten von Gierhards, neben Vasen von Camille Fauré, Gemälden und Möbeln. Darum ist er an Ankäufen in diesem Bereich auch immer interessiert.
Seine Tierskulpturen sitzen in den Räumen dekorativ auf Regalen, auf Tischchen oder im Fenster. Darunter ein niedliches Nilpferd von François Pompon, „Affe und Schnecke“ von Emmanuel Frémiet, oder, aus Terracotta, eine „Sitzende Windhündin mit ihren drei Welpen“ von Josef Gott. Modern und stilisiert schmiegen sich die „Campanischen Bergziegen“ von Emy Roeder in die Hand.
Es gibt offenbar kaum Händler mit dieser Spezialisierung. Um sie einer größeren Öffentlichkeit zugängig zu machen, plant Ralph Gierhards in nächster Zeit auch eine Ausstellung seiner Tierskulpturen im Kurhaus Kleve.