Neue Skulptur im Neersener Schlosspark Skulptur löst Unterschiedliches aus

<irwordspace style="word-spacing 01875em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Neersen </irglyphscale></irwordspace> · Am Sonntag wurde im Neersener Schlosspark Gereon Krebbers Skulptur „Myreen“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Schloss gibt es eine Ausstellung mit weiteren Werken des Künstlers.

Gereon Krebber kam zur offiziellen Präsentation seiner Skulptur „Myreen“.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Das schwarze Wesen sieht aus wie ein im Schlosspark Neersen gestrandeter Wal. Trotz seiner wuchtigen Erscheinung eher ein freundlicher Wal. Dem allerdings – vielleicht in einem Kampf – heftig zugesetzt wurde: Er hat hier Dellen, da Ausstülpungen, ist im Ganzen recht verformt. Und schwergewichtig. Auf einer Fläche von zehn Quadratmetern bringt er etwa 1,5 Tonnen auf die Waage. Dennoch scheint er in Bewegung zu sein. Und natürlich ist es kein Wal, sondern eine ungegenständliche Bronzeplastik des Bildhauers Gereon Krebber. Mit „Myreen“ ist der Skulpturenpark Neersen um eine außergewöhnliche Plastik reicher geworden.

Schon im November wurde „Myreen“ auf der Wiese installiert, nun aber feierlich und ganz offiziell begrüßt. Gereon Krebber, in Köln lebender Bildhauer, der die Plastik entwickelte, „taufte“ sie mit einem kleinen Schluck Sekt. Er wusste zu berichten, dass sich die im Park spielenden Kinder die Plastik mühelos aneignen, indem sie sie besteigen und bezwingen, was ihm gut gefalle, während die Erwachsenen mit dem Verweis auf „Kunst“ respektvoll Abstand halten. Wie in vielen Arbeiten von Krebber spielt die Bronzeplastik mit Gegensätzen. Die große schwarze Masse, die durchaus auch unheimlich wirken kann, trägt mit „Myreen“ einen weiblichen Vornamen, der „leuchtend und wunderschön wie die Sonne“ bedeutet. Die assoziierte Gegenständlichkeit wird durch die Verformungen aufgehoben.

Gereon Krebber wurde 1973 in Oberhausen geboren und wuchs in Bottrop auf. Er studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und am Royal College of Art in London. Seit 2012 ist er als Professor für Bildhauerei im Orientierungsbereich an der Kunstakademie Düsseldorf tätig.

„zwischendinge“ heißt die Präsentation in der Galerie

Parallel zur Einweihung der Bronze präsentiert der Bildhauer in der Galerie im Schloss Neersen eine Übersicht über seine bildhauerischen Arbeiten aus den vergangenen gut 30 Jahren unter dem Motto „zwischendinge“.

Krebber gehört zu den Künstlern, die sich der Regeln und Traditionen der klassischen Bildhauerei durchaus bewusst sind und in diesem Sinne mit genau diesen Regeln und Traditionen brechen. Wertvolle Materialien und feste, unverrückbare Formen sucht man bei Krebber vergebens. Stattdessen die Materialien Klebeband und Sprühfarbe, Polyurethan und Acrylharz, Folie, verbranntes Holz und hier und da Bronze. Klassische Formen wie die Säule oder der Pfeiler, Architektur und Organisches werden angedeutet und zugleich umgedeutet.

In der Schlossgalerie steht die Arbeit „Derelikt weiss“ von 2024, eine knapp einen Meter hohe Keramik. Die Fenster ähnliche Rasterung deutet auf ein Hochhaus hin. Dieses Hochhaus ist zerstört. Man kann in sein Inneres blicken, in dem die außen noch so stabile Masse verschmolzen scheint. Unwillkürlich denkt man an die Zerstörung der Zwillingstürme in New York 2001. Doch geht es Krebber mehr darum, einen Gegensatz zu thematisieren. Wie den zwischen der geometrischen Rasterform und der sich auflösenden Form.

Der Pfeiler „Aus dem Blauen“ von 2010 besteht aus Folie und Holz. Auch hier eine klassische Form, die in der Architektur wichtige Tragefunktionen übernimmt, die Krebber aber außer Kraft setzt: Sein Pfeiler beginnt in der Höhe aus der Form zu gehen, leicht zu schwanken. Überdies ist seine Oberfläche gelöchert. Es wirkt, als hätte sich ein Spinnennetz über den Pfeiler gespannt. In einem pastelligen Blauton übrigens.

Ein zwei Meter hoher Halbmond aus Klebeband, Sprühfarbe und Metall hängt von der Decke und ist sowohl in der Innenkontur als auch in seiner Oberfläche wie „angeknabbert“. Mit dem lautmalerischen Titel „Curly burly“ ist eine Bodeninstallation betitelt. Glasierte Keramikformen, die an unterschiedlich weit geöffnete Muscheln erinnern, offenbaren beim Blick in ihr Inneres grüne hervorquellende Wurmartige Gebilde – in Verbindung mit der Muschelform führt die Assoziation schnell zu Wattwürmern. Aber natürlich geht es nicht um Strandpopulation, sondern um bildhauerische Formen, um Innen- und Außenräume, um Materialkontraste. Denn hart teilen Aluminiumstangen die Bodeninstallation.