Bundestagswahl 2025 im Kreis Viersen Ein Speeddating mit Kandidaten

Kempen · Die Lebenshilfe Kreis Viersen hatte Bundestagswahl-Kandidaten zu einem Treffen mit Menschen mit Behinderung nach Kempen eingeladen. Es wurde munter gefragt, geantwortet und diskutiert.

Silke Depta (v.l.), David Nethen und Martin Plum kamen zum Treffen mit Menschen mit Behinderung.

Foto: Norbert Prümen

(rei) Menschen mit Behinderung haben in Deutschland seit vielen Jahren das uneingeschränkte Wahlrecht. Auch ihre Stimmen zählen, wenn es am 23. Februar darum geht, einen neuen Bundestag zu wählen. So hatte die Lebenshilfe Kreis Viersen zur Vorbereitung auf die Wahl Kandidatinnen und Kandidaten verschiedener Parteien, die in zwei Wochen in das deutsche Parlament gewählt werden wollen, zum Austausch eingeladen.

Im evangelischen Gemeindezentrum in Kempen stellten sich Martin Plum (CDU), Silke Depta (SPD) und David Nethen (Bündnis 90/Die Grünen) den vielen Fragen von Bewohnerinnen und Bewohnern verschiedener Wohngruppen der Lebenshilfe im Kreisgebiet. Die drei Politiker stehen neben Kandidaten von anderen Parteien diesmal bei der Bundestagswahl im Kreis Viersen zur Wahl. Eine Art Heimspiel hatte Plum. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Viersen, der 2021 erstmals direkt in sein Amt gewählt worden war und nun zur Wiederwahl antritt, gehört dem Kuratorium der Stiftung der Lebenshilfe Kreis Viersen an. Er hatte bereits eine Gruppe von Menschen mit Behinderung bei sich in Berlin zu Gast.

Ein Organisationsteam um Lebenshilfe-Mitarbeiterin Pia Grühn hatte ein Speeddating organisiert, wie es unter anderem aus weiterführenden Schulen, in denen junge Erstwähler mit Kandidaten ins Gespräch kommen, bekannt ist. In Kempen waren die Gesprächspartner schnell beim freundschaftlichen „Du“. Die Bewohnerinnen und Bewohner aus den Wohngruppen zeigten sich gut informiert und vorbereitet. Sie stellten gezielt Fragen an die drei Politiker.

Dabei ging es vor allem um das Thema Inklusion, die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Wie sich zeigte, hapert es dabei noch an vielen Stellen. Warum sie in ihrer Werkstatt so wenig Lohn für ihre Arbeit erhalte, wollte beispielsweise eine junge Frau wissen. Eine andere kritisierte, dass Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte immer noch große Probleme im Öffentlichen Personenverkehr hätten. Viele Bushaltestellen oder Bahnhöfe seien nicht barrierefrei genug. Aber es ging auch um die Frage, ob die CDU nach der Wahl mit der AfD zusammenarbeiten werde. Ein Rollstuhlfahrer äußerte seine Befürchtung, dass die Gleichberechtigung von Menschen mit und ohne Behinderung dann ins Hintertreffen gerate. Er erinnerte an die Nazi-Zeit, in der viele Menschen mit Behinderung getötet worden waren.

Neben ernsten Themen ging es aber auch um persönliche Vorlieben oder Familiäres. In lockerer Runde bereiteten die Teilnehmer während der Gespräche Snacks und Salate zum Essen zu. Wie Organisatorin Grühn im Gespräch mit der Redaktion erläuterte, gibt es Erklärvideos oder Broschüren in leicht verständlicher Sprache, anhand derer Menschen mit Behinderung sich auf ihre Wahl vorbereiten können. Viele haben Angst davor, am Wahltag allein in einer Wahlkabine ihre Kreuzchen auf dem Stimmzettel zu machen. Da sei die Möglichkeit der Briefwahl sehr hilfreich, so Grühn.