„Alohsn“ aus Nettetal Von den Songs über das Herz und dessen Schmerz

Nettetal · Annalena Oelhausen ist Musikerin, nennt sich „Alohsn“, schreibt unentwegt Songs. Zwei große Namen haben in ihr das Bewusstsein und das Vertrauen geweckt, eigene Text und Melodien zu verbinden.

Annalena nennt sich vor ihrem Publikum „Alohsn“. Die Gitarre ist ihr Instrument.

Foto: Uli Rentzsch

Sie heißt Annalena Oelhausen, sie ist 26 Jahre jung, und sie schreibt Songs. Sie spielt Gitarre, sie singt. Sie gibt Gitarren- und Gesangsunterricht, auch für die Ukulele. Und sie kümmert sich um die musikalische Früherziehung. Wer das Songwriting erlernen möchte: Auch das ist möglich. Annalena betritt regelmäßig die Bühnen in dieser Region, und dann spielt sie ihre eigenen Lieder. Sie nennt sich „Alohsn“. „Ja, das klingt ungewöhnlich, es leitet sich aus meinem Namen ab, aber so merkt man es sich, eben weil es so ungewöhnlich ist, oder?“ Unter dem Stichwort „alohsn“ findet man Annalena bei Instagram, bei Tiktok und bei Spotify. Bei Youtube natürlich auch. Man könne zu den sozialen Medien stehen, wie man wolle, für Musikerinnen und Musiker geht es einfach nicht ohne diese Plattformen, erklärt sie.

Wir treffen uns in Krefeld, am Südwall. An diesem Morgen ist es frisch und kalt, zwischen den Häusern liegt ein Geruch von Kakao, ein Mann mit einem Plastikbecher in der Hand fragt mich, ob ich etwas brauche. Eine seltsame Szenerie. Als ich Annalena davon erzähle und auch, dass mir in diesem Zusammenhang das New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village eingefallen ist, lacht sie. Ja, ein wenig weit hergeholt. Aber die Verbindung zu Singer/Songwriter, das passe schon, sagt sie.

Ihre Songs erzählen von ihr selbst, von ihrem Herz und dem damit verbundenen Schmerz. Die Zeilen und Melodien fallen ihr bei jeder Gelegenheit ein, zu Hause, im Auto, einfach überall. Ihr Repertoire wächst und wächst. Annalena tritt in der Region auf, spielt auf offenen Bühnen, den „open stages“, kann hier ihre Songs vorstellen. „Ich schreibe über meine Lieben und mein Leben, über Momente, die mich sehr beschäftigen. Ich schreibe die Songs für mich und alle anderen.“ Sie liebt Reime, sie fühlt sich in der englischen Sprache wohl. „Manchmal muss man Songs liegen lassen, weil man sie gerade nicht zu Ende bringen kann. Aber manchmal entstehen aus einem Impuls heraus mehrere Lieder.“

Der Musik wurde in ihrer Familie eine hohe Bedeutung zugemessen. Großvater und Vater sind beide Musiker, Großvater habe in der ersten Countryband in Krefeld gespielt. „Es gibt tatsächlich Babybilder mit mir und einer Gitarre, richtig Gitarre lernen, das fing erst an, als ich 13 war“, sagt sie. Sie ist Autodidaktin: Sie eignet sich Griffe, Akkorde und alles, was dazu gehört, selbst an. Die Akustikgitarre wird von nun an ihre ständige Begleiterin. Sie übt und übt, bis alles sicher sitzt. „Nach den Hausaufgaben habe ich immer Gitarre gespielt“, die Gitarre und Annalena, neue Songs und Annalena, an allen Nachmittagen und Wochenenden. Hinzu kommen in dieser Zeit runde fünf Jahre Gesangsunterricht. „Als dabei der Fokus auf die klassische Musicalausbildung gelegt wurde, hat mir das sehr viel gebracht“, sagt sie. Aber: Texte sind schon in der Grundschule entstanden, zusammen mit ihren Freundinnen habe sie Worte und Reime notiert.

„Von der Hannah-Montana-Phase bin ich gleich in die Taylor-Swift-Phase übergegangen.“ Für junge Mädchen, wie Annalena damals, war die Welt der Hannah Montana eine Art sicherer Raum gewesen. Vor allem sei ihr bewusst geworden, dass selbst Musik machen, etwas ist, was durchaus möglich ist. Der Sprung in die Welt der Taylor Swift war nicht so groß. Der Song „Love Story“ habe ihr diese große Tür geöffnet. „Ich bin also ein Veteran-Swiftie, weil ich schon so lange dabei bin.“ Beeindruckt ist Annalena vor allem von der Art und Weise, wie Swift ihre Geschichten erzählt, das Storytelling in ihren Liedern sei außergewöhnlich.

Die Musik, die Gitarre, das Songwriting, der Gesang: Es entsteht der Wunsch, auch den Beruf damit zu verbinden. Doch der entscheidende Schritt wird noch nicht gesetzt, erst beendet sie ihre Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Wir schreiben Anfang 2022. Von nun an soll die Musik den Lebensunterhalt finanzieren, zunächst zumindest in Teilen. Sie arbeitet von nun an reduziert im Einzelhandel, nimmt jetzt Engagements für Hochzeiten entgegen, komponiert Songs für ein Musiklabel, gibt Gitarrenunterricht in Jugendzentren und kümmert sich um ihre Präsentation in den sozialen Medien.

Was mag sie an Lobberich? Schließlich findet man hier nicht das Zentrum der Musikindustrie, die Musikkneipen, in denen man auftreten kann, sind eher rar gesät – um es mit Vorsicht zu sagen. „Das war schon großes Glück, als ich mit meinem damaligen Partner nach Lobberich gezogen bin“, erzählt sie, „wir suchten eine Wohnung und waren bei einem Besichtigungstermin dann die Einzigen vor Ort.“ Seltsam? Nein, die Corona-Pandemie habe wohl das Interesse gedrosselt. Schließlich der Zuschlag für eine Wohnung im Herzen Lobberichs. „Ich mag die Ruhe, das hat mir geholfen, mich an die Gitarre zu setzen, ich habe mich sehr schnell, sehr wohl gefühlt“, sagt sie. Das Nettetaler Publikum hat Alohsn noch bestens in Erinnerung von ihrem Auftritt bei den Wenkbüllern am alten Rathaus in Lobberich.