Schnelles Internet in Nettetal Stadt soll Geld für Glasfaserkabel locker machen

Nettetal · Die Stadt wird sich wohl mit einem Beitrag aus ihrer Kasse an einem Programm beteiligen, das Glasfaserkabel für schnelles Internet auch noch in die letzten Winkel trägt. Ein Pappenstiel ist es nicht, was sie dafür zahlen muss.

Das Glasfaserkabel-Netz soll in Nettetal weiter ausgebaut werden.

Das Glasfaserkabel-Netz soll in Nettetal weiter ausgebaut werden.

Foto: dpa/Armin Weigel

Es war ein bisschen wie Mathe, was der Rats-Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Digitalisierung in seiner jüngsten Sitzung erlebte. Ein Vertreter der Kreisverwaltung rechnete vor, warum die Stadt zu den Kosten für einen weiteren Ausbau des Glasfaserkabel-Netzes bei plötzlich auf 20 Prozent verdoppelten Anteil trotzdem nicht mehr Geld herausrücken müsste als vorher bei einem Anteil von zehn Prozent. In beiden Fällen lautete das Schlussergebnis der Rechnung: rund 1,3 Millionen Euro.

Finanzielle Mittel aus dem
„Graue Flecken“-Programm

Potztausend, höhere Mathematik? Mitnichten, denn bei den beiden Rechnungen haben sich auch andere entscheidende Faktoren geändert. Hintergrund der Rechnerei ist: Wenn Nettetal will, kann es sich um Fördermittel aus einem „Graue Flecken“-Programm bewerben, das noch immer nicht mit schnellen Internetanschlüssen versehene Bereiche des Stadtgebiets zu Glasfaserkabeln verhelfen kann. Der Bund übernähme die Hälfte der Kosten, das Land 40 Prozent. So hieß es jedenfalls zunächst, und Nettetal war bereit, zu diesen Bedingungen auch dabei zu sein. Die Stadt müsse nur noch die restlichen zehn Prozent beisteuern – 1,33 Millionen Euro. Das war der ursprüngliche Plan. Doch dann machte das Land Abstriche. Es ist nur noch bereit, 30 Prozent der Kosten zu tragen. Heißt: Nettetal müsste 20 Prozent übernehmen.

Dass der Vertreter des Kreises Viersen, der das Programm für alle beteiligungswilligen Kommunen in seinem Gebiet abwickelt, dem Digitalsierungs-Ausschuss nun wieder einen Betrag von 1,3 Millionen Euro als Nettetals Scherflein vorstellte, erklärt sich so: Nach einer Erkundung der Lage und des Marktes müssen nunmehr nur noch 271 Adressen mit Glasfaserkabel versorgt werden – und nicht mehr, wie früher einmal angenommen, 1100. Auch die einst angenommene Länge von 130 Kilometern zu verlegendem Kabel, hat sich inzwischen auf 40 Kilometer deutlich reduziert.

Ein Wunder? Nein, denn bei der Markterkundung hat sich auch herausgestellt, dass das Unternehmen Westconnect in eigener Regie Glasfaserkabel in Nettetal verlegen will – und damit sind dafür keine Fördermittel aus öffentlichen Kassen nötig. Die gibt es nämlich nur für Projekte, die ohne staatliche Stütze kein Unternehmen machen will, weil sie unrentabel sind. Das geplante Engagement von Westconnect – laut Kreis verbindlich erklärt – herausgerechnet, kommt man nun auf nur 271 Adressen und mithin auch weniger Bedarf an neuen Kabeltrassen. Hier profitiert Nettetal auch davon, dass es in früheren Jahren schon an einem Programm „Weiße Flecken“ teilgenommen hat und dabei – ebenfalls mit Fördermitteln – das Glasfasernetz schon erweitert wurde. Die noch fehlenden Strecken sind also nicht fürchterlich lang.

Der Vertreter des Kreises legte den Politikern auch den Hinweis ans Herz, dass dies vermutlich das letzte Förderprogramm dieser Art sein werde. Will heißen: letzte Chance, mithilfe von Bund und Land an ein flächendeckendes Gigabitnetz zu kommen. Für Bürgermeister Christian Küsters ist es keine Frage, dass eine Kommune das heutzutage braucht.

Beim Ausschuss stieß das alles auch auf Wohlwollen, die endgültige Entscheidung, ob Nettetal 1,3 Millionen Euro beisteuert, muss der Stadtrat nun am Mittwoch, 6. September, treffen.