Politiker wollen die hohe Nitratbelastung bekämpfen

Kreistagsbeschluss benötigt, damit die Verwaltung aktiv werden kann.

Kreis Viersen. Die Mitglieder des Kreis-Planungsausschusses sollten die Ergebnisse einer Studie zur Nitratbelastung im Kreis Viersen eigentlich nur zur Kenntnis nehmen. Doch das war ihnen zu wenig. Sie formulierten gemeinsam ein Ziel: Der Kreistag soll einen Beschluss fassen, der es der Verwaltung ermöglicht, illegale Dünge-Importe aus den Niederlanden zu ahnden und zu unterbinden.

Die Verwaltung hatte eine Umweltberatung damit beauftragt, eine Studie zur Nitratbelastung des Grund- und Trinkwassers im Kreis Viersen zu erstellen. Gutachter Frank Müller stellte dem Ausschuss das Ergebnis vor. Demnach ist das Trinkwasser sicher. Im obersten Grundwasserstockwerk sei die Nitratbelastung aber sehr hoch und überschreite zum Teil den Zielwert von 50 Milligramm pro Liter. Ursache sei vor allem die Gülle-Ausbringung.

Aus den Niederlanden sind im vergangenen Jahr 238 000 Tonnen Gülle in den Kreis Viersen, die Städte Mönchengladbach und Krefeld importiert worden. Soweit die offizielle Zahl des Nährstoffberichtes 2017, die Müller vorstellte. Doch die illegalen Gülle-Importe seien eine Grauzone. Die Kreisverwaltung will aktiv werden — dürfe aber nicht einfach Gülletransporter anhalten und kontrollieren, sagte Baudezernent Andreas Budde: „Wir müssen die Aufgabe bekommen, im Bedarfsfall einzugreifen.“ Diese Aufgabe müsse die NRW-Regierung erteilen.

Müller empfahl, darauf zu achten, dass legale Gülle-Transporte transparent dokumentiert würden. So werde es „schwarzen Schafen“ schwerer gemacht, sich zu verstecken. Rainer Röder vom Amt für Technischen Umweltschutz stellte weitere Lösungsansätze vor: Bestimmte Flächen könnten als Wasserschutzgebiete ausgewiesen oder Dünger-Importeure aus dem Kreis Viersen überwacht werden. Denn es sei unklar, wie viel der angelieferten Gülle tatsächlich im Kreis Viersen auf den Böden lande. Heinz Plöckes (SPD) kritisierte: „Wir zäumen das Pferd von hinten auf.“ Es müsse auch die Massentierhaltung im Kreis Viersen eingedämmt werden, damit weniger Gülle produziert wird. Dabei habe die Verwaltung Möglichkeiten einzugreifen — denn sie müsse die Bauten genehmigen. Skeptisch merkte er außerdem an: „Ein Bauer aus den Niederlanden fährt doch hier nicht einfach auf irgendein Feld. Da muss es doch Absprachen geben.“

Landwirt Peter Joppen (CDU) wehrte sich dagegen, dass seine Kollegen und er noch mehr zur Gülle dokumentieren sollen: „Wer morgen meine Bilanzen einsehen will, kann sie einsehen. Landwirte sind gläsern.“ Die illegalen Importe seien „ganz andere Dimensionen, da muss richtig durchgegriffen werden“. Die Landwirte seien gläsern, bekräftigte Röder: „Aber nur gegenüber der Landwirtschaftskammer.“

Die Diskussion im Planungsausschuss sei ein erster Aufschlag, waren sich Mitglieder und Vertreter der Verwaltung einig. Es bedürfe aber eines Kreistagsbeschlusses, damit die Verwaltung aktiv werden kann.