<strong>Dülken. Die Dülkener Narrenakademie, komplett heißt sie: die erleuchtete Mondsuniversität, die berittene Akademie der Künste und Wissenschaften. Sie ist exakt 454 Jahre alt - und die jüngste Hochschule in Nordrhein-Westfalen. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat dies per Urkunde mit der Ordinalzahl 58a der Narrenakademie bestätigt. Allerdings: Studiengebühren darf sie nicht erheben.

Auch in Zukunft soll die Akademie "ehrfürchtig von Kunst und Wissenschaft künden", so sagt es Rüttgers’ Urkunde aus. Ein sichtlich stolzer Rector Magnificus Dr. Volker Müller präsentierte das Dokument im großen Weisheitssaal der Narrenmühle.

Mit Nachdruck stellte Müller klar: "Die Narrenakademie ist kein Karnevalsverein." Allerdings veranstaltet sie die Prinzenproklamation und den Prinzenball. Und der neue Prinz stellt sich zunächst bei ihr vor.

Neu ist bei der Akademie auch die eigene Homepage. Für Müller eher eine moderne Notwendigkeit als sein Lieblingskind. Er bevorzugt die gedruckten Medien.

Der Blick der Narrenakademie ist nach vorn gerichtet. 2009 wird es ein großes Mühlenfest geben, Zeitpunkt noch offen. Die frühere Holtz’sche Kornwindmühle wird 200, die neue Hochschule 455 Jahre alt. "Ein bis zwei Tage werden wir feiern", so Müller. Die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeierlichkeiten sind angelaufen. 1906 hatte die Stadt Dülken die Mühle gekauft, 1912 wurde erstmals ein Museum darin errichtet.

Fest steht jetzt ebenfalls, wer in diesem Jahr neuer Doctor humoris causa der Narrenakademie werden wird: der Berliner ZDF-Korrespondent Peter Hahne. Nach seinem Buch "Schluss mit lustig" hat es das verdient, meint Müller. Auch hier steht der Zeitpunkt der Ernennung noch nicht genau fest. Die Verbindung zu Hahne sei über persönliche Kontakte zustande gekommen. Hahne muss zuvor noch die drei Doktorfragen beantworten.

Mitglieder Die Narrenakademie hat 44 Senatoren und weltweit über 300 korrespondierende Mitglieder. Jürgen Rüttgers ist Dr. humoris causa.

Säle Während sich in der Mühle der kleinere "Große Weisheitssaal" befindet, ist in der Ratsstube an der Lange Straße der sogenannte "Kleine Weisheitssaal". Im Erdgeschoss der Mühle ist das Narren-Museum.

Aufgabe Die Akademie hat die Aufgabe, das "närrische Brauchtum zu festigen und zu erhalten." In früheren Jahrhunderten verspottete man den Adel, gab sich Ritternamen und ritt auf Steckenpferden um die Narrenmühle. Die übertriebene Wichtigkeit der Gelehrten wurde verhöhnt, indem man sich bombastische Titel und Gelehrtennamen zulegte und akademische Würden verlieh. Darauf zielt auch der akademische Gruß: Gloria tibi Dülken.

Der Ritt Einmal jährlich, am 11.11., dem Tag der Prinzenproklamation, reiten die Akademie-Mitglieder auf Steckenpferden um die Mühle.