Der Abschied von einem Humanisten
Wolfgang Stoffel, Direktor des Erasmus-von Rotterdam-Gymnasiums, geht in Ruhestand.
Viersen. Es gibt viele Dinge, die man Wolfgang Stoffel sofort abnimmt. Sein offenkundiger Wunsch etwa, Schülern keine reine Erziehungsanstalt zu bieten, sondern eine Einrichtung, die neben der Wissensvermittlung Orientierung für das spätere Leben bietet. Der Direktor des Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasiums geht mit Ablauf des Schuljahres in Ruhestand.
Nach Viersen kam der 61-jährige Familienvater aus Meerbusch 1997 vom dortigen Mataré-Gymnasium. Der Lehrerberuf, erklärt er, sei eigenlich nicht sein ursprüngliches Ziel gewesen. Eigentlich wollte er Tontechniker werden, hatte ein entsprechendes Studium in Düsseldorf begonnen. Schnell jedoch erkannte der gebürtige Freiburger andere Neigungen und nahm ein Latein- und Theologiestudium in seiner Heimatstadt auf.
"Auch zu dieser Zeit war Lehrer nicht der einzige Beruf, den ich mit vorstellen konnte", erinnert sich der Oberstudiendirektor. "Aber ich hatte während meiner Schulzeit sehr gute Lehrer, die nicht nur Wissensvermittler, sondern auch Vorbild waren. Und ich hatte Lehrer, die das Gegenteil waren, nämlich gehässig und gemein. Dem wollte ich etwas entgegensetzen."
Sein Ziel sei es gewesen, ganz im Sinne des Namensgebers der Schule den Alltag so zu gestalten, dass für alle ein friedliches, tolerantes Klima ohne Angst vorherrsche. Das scheint Stoffel in seiner Zeit als Lehrer und Direktor gelungen zu sein. "Der ist voll in Ordnung und immer fair", hört man von Schülern des Erasmus-Gymnasiums.
Schüler und Schule, so Stoffel, seien immer mehr Spiegel der Gesellschaft. "Die Schüler haben sich verändert. Die Lehrer auch." Wo das soziale Engagement der Lehrer stärker gefordert werde, habe er den Eindruck, dass viele Schüler unselbstständiger würden. "Um so mehr freut es mich, die große Kreativität von Schülern bei Projekten zu beobachten."
Für den Ruhestand hat Stoffel reichlich Pläne: "Mit meiner Frau reisen, Sprachen lernen, Kunst und die Modellfliegerei." Noch lässt ihn "seine" Schule nicht ziehen: Dienstag um 11 Uhr ist eine Feier im Gymnasium geplant.