Seit 77 Jahren in Nettetal auf der Bühne 95 Jahre alt und immer noch jeck
Nettetal-Breyell · Seit 77 Jahren steht Hans Hoffmanns aus Breyell für den Karneval auf der Bühne. Bereits 1949 wirkte er erstmals bei „De Wölese“ mit. Er berichtet von Sitzungen, wie sie früher waren, und erklärt, wie man eine Büttenrede schreibt.
Seit 1947 ist Hans Hoffmanns Mitglied im Kolping-Verein. Zwei Jahre später war der Breyeller dann zum ersten Mal am Programm der Karnevalssitzung der „De Wölese“ beteiligt. „Das war nach der Währungsreform“, sagt Hoffmanns. „Vorher gab es ja nichts und dann konnte man auf einmal wieder alles kaufen.“ Wie im Karneval üblich, der sich häufig mit gesellschaftlichen Themen befasst, wurde auch die Währungsreform prompt Thema im karnevalistischen Programm.
Einer der großen Unterschiede zwischen damals und heute ist für Hoffmanns die Zusammensetzung des Programms. „Früher gab es noch mehr Büttenreden und Sketche“, sagt er. Er berichtet von Tratsch-Weibern, deren Rollen ausschließlich von Männern übernommen wurden. Auch das hat sich, wenn auch erst vor zwei Jahren, verändert. Am meisten verändert hätten sich aber die Preise, sagt Hoffmanns und lacht. „Damals gab es ein Bier für 35 Pfennig.“
Früher war es üblich bei der Karnevalssitzung der Wölese, dass man beim Einzug von den beiden Saalclowns begleitet wurde. Die gebe es heute nicht mehr. „Und alles war ohne Mikro“, sagt der 95-Jährige. „Man konnte nur laut schreien. Musik war auch immer dabei, aber es gab immer mehr Sprechnummern und kleine Sketche. Wir nannten es ‚gespielte Witze‘.“ Als Verpflegung oder Snack wurden geschmierte Brote von zu Hause mitgebracht. „In den ersten Jahren saß das Publikum in Stuhlreihen – wie im Kino.“
Hoffmanns war immer mit viel Engagement dabei. Das ist auch aus seinen Erzählungen zu hören. Nicht immer kann er das genaue Jahr zuordnen. Kein Wunder – in 77 jecken Karnevalsjahren kann schon mal etwas durcheinandergeraten. Einmal, so erzählt er, habe jemand auf der Bühne eine dunkelhäutige Person gespielt und sich dafür entsprechend geschminkt. „Er hat sich aber später nicht richtig abgeschminkt und als man ihn am nächsten Tag in der Kirche traf, hatte er noch immer schwarze Farbe an der Stirn.“ Hoffmanns muss bei der Erinnerung noch heute lachen.
Mehr als 20 Schlager schrieb er in all den Jahren. Darunter auch das Vereinslied „Us Kluft dat is en Schuster Schürzke“. Die selbst verfassten Sketche kann er schon gar nicht mehr zählen. Jahrelang sei er für neun von insgesamt elf Programmpunkten zuständig gewesen. Für die Lieder griff er nach seinem Akkordeon und begleitete sich selbst. Zur Büttenrede griff er auch schon mal sprichwörtlich nach der Bütt und setzte sich hinein.
Wie er auf all die Ideen für Reden und Lieder kam, weiß er ganz genau: „Eine Büttenrede schreibt sich nicht spontan. Man muss früh anfangen. Am besten sammelt man das ganze Jahr über Material und schreibt es sich sofort auf, wenn man etwas liest oder hört.“ Bestimmte Themen gingen immer, sagt er. Zum Beispiel Sport, Mann und Frau oder Reisen. Die Texte für seine Lieder seien aus dem Alltag gegriffen. „Zum Beispiel ‚Wo gibts denn noch ne Wirtschaft´“, stimmt er spontan ein Beispiel an.
Das ist alles lange her. Genau genommen liegt das erste Programm zu all den Dingen, die man plötzlich wieder kaufen konnte, genau 77 fünfte Jahreszeiten zurück. In der aktuellen Karnevalssaison feiert Hoffmanns, dass er sieben mal elf Jahre im Karneval aktiv ist. „Mir war das gar nicht so bewusst. Ich habe nicht mitgezählt“, sagt er und lächelt. „Einen Abend vor dem ersten Büttenabend wurde mir erzählt, dass ich geehrt werden soll.“ Nicht zum ersten Mal. Denn vor sieben Jahren wurde ihm bereits der Orden vom Bund deutscher Karneval für seine Verdienste überreicht. Eine höhere Ehrung gebe es im Karneval nicht.
Das Motto des Vereins lautet: „Es gibt nichts Schöneres im Leben, als anderen Menschen Freud‘ zu geben.“ In sieben mal elf Jahren hat Hoffmanns gezeigt, wie man das umsetzt.