Eiserner Rhein: Keine Billiglösung in Viersen

Das Gutachten zur neuen Trasse für den Frachtverkehr ruft bei vielen ein geteiltes Echo hervor.

Viersen. NRW-Verkehrsminister Oliver Wittke hat das lange erwartete Gutachten zum Eisernen Rhein jetzt in Düsseldorf vorgelegt - und in Viersen und Schwalmtal keine ungeteilte Begeisterung ausgelöst.

"Niemand kann von mir als Politiker der Region erwarten, dass ich bei dieser Trasse sofort Hurra schreie", sagt CDU-Landtagsabgeordneter Stefan Berger, aber an die Spitze eines möglichen Widerstands will er sich auch noch nicht stellen. "So eine Planung bietet immer Chancen und Risiken", erklärt der Schwalmtaler. Ohne entsprechende Zugeständnisse an Lärm-, Sicht- und Erschütterungsschutz nach neuestem Stand der Technik sei mit ihm aber ohnehin nicht zu reden.

Chancen könnten sich nach Ansicht von Weisbrich und Berger ergeben, wenn man die Strecke, die sowieso zweigleisig gebaut werden müsste, auch für den Personenverkehr öffnete: "Damit würde der Arbeitsradius für die Menschen der Region deutlich größer." Christian Weisbrich als Abgeordneter der Union für den Kreis und für Niederkrüchten liebäugelt zudem mit einem Cargo-Zentrum nach Venloer Vorbild auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens in Elmpt. "Mit Schienen- und Autobahnanschluss kann man da eine Menge Arbeitsplätze schaffen." Dass man sich nicht einfach "gegen alles" stellen könne, machten beide Politiker deutlich. "Von 1990 bis 2010 wird das Transportaufkommen um 35 Prozent gestiegen sein", so Weisbrich. Anders ausgedrückt: An jedem Werktag rollen 9800 LKW mehr über die Autobahnen.

Betroffen als Kommunen wären Niederkrüchten, Schwalmtal und Viersen. Schwalmtals Bürgermeister Reinhold Schulz ist "überrascht", dass man in Düsseldorf nun die A 52-Trasse favorisiert. "Er will aber auch zunächst alle Unterlagen haben. "Ich hätte mir gewünscht, dass man die beteiligten Gemeinden eher einbezieht."

In Niederkrüchten ist die Stimmung sehr verhalten, Bürgermeister Herbert Winzen ist in Urlaub, sein Stellvertreter erkrankt. Im Rathaus hat man die Nachricht vom Eisernen Rhein auch nur aus dem Radio und möchte sich nicht äußern. Ähnlich äußert sich auch der CDU-Ortschef Jürgen Lasenga: "Wir müssen jetzt erstmal das Gutachten bekommen, lesen und in der Fraktion besprechen."

Der SPD-Vorsitzende Hermann Meyer schüttelt nur den Kopf. "Ich halte da gar nichts von." Er favorisiere weiterhin eine Lösung entlang der A40. "Wir hier in Niederkrüchten haben Jahre lang unter dem Fluglärm gelitten und sollen jetzt schon wieder Lärm bekommen - das muss anders gehen." Die Bürgerinitiativen seien vorprogrammiert. Auch die Sprecherin der Grünen, Marianne Lipp, hält eine Trasse entlang der A 52 für falsch. Vor allem den von Christian Weisbrich ins Spiel gebrachten Gedanken an einen Cargo-Umschlagplatz auf dem heutigen Militärgelände in Elmpt hält sie für absolut abwegig. "Das brauchen wir hier nicht."