Festival "Eier mit Speck": Riesenparty trotz Schlammwüste

Der Acker bebt bei der dritten Auflage am Hohen Busch. 25 Bands sorgen für tolle Stimmung.

Viersen. Temperaturen um die 30 Grad, Ferienzeit: Doch an Sommer, Sonne, Strandbad denkt der Musikfreund in diesen Tagen zuletzt, findet doch in Viersen zum dritten Mal das "Eier mit Speck Festival" statt. Das laut Info "kleine, gemütliche Festival" hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einer Institution in der niederrheinischen Musiklandschaft entwickelt.

Man wolle die Kultur beleben und ein großes Fest für Viersen veranstalten: "Wir wollen den Leuten auf’m Land was bieten, aber auch andere Leute an den Niederrhein holen", erläutert Mit-Veranstalterin Saori Koenig. Was angesichts der vielen Kennzeichen von außerhalb auf dem Parkplatz als durchaus gelungen zu betrachten ist.

Nicht zuletzt das attraktive Line-Up hat dazu beigetragen. 25 Bands aus Deutschland, dem benachbarten Ausland und Übersee gaben sich seit Freitagnachmittag das Mikrofon in die Hand, nachdem "Beat!Beat!Beat!" als jüngste Band des Festivals und Sieger des diesjährigen "Young Talents Bandcontest" der Stadt Viersen den Opener machte.

So unterschiedliche Bands wie die Ska-Punker "Dawsons Crack" , die Krefelder Lokalmatadoren "Dear Wolf" mit neuer CD "The Falldownstandup" im Gepäck oder musikalische Konglomerate wie "MBWTEYP" mit schrill-grotesker Show sehen sich einem begeisterungsfähigen Publikum gegenüber, das alle Altergruppen umfasst. Auf dem weichen Viersener Acker steht der 17-jährige Mittelstufenschüler neben dem 60-jährigen Alt-Rocker, der junge Punk mit Irokesenschnitt neben dem langhaarigen Freak, der die 70er noch live erlebt hat.

So wie Eckhard Finke, der jeden Text der Led-Zeppelin Cover Band "Custard Pies" Wort für Wort mitsingt. Natürlich sei er Zep-Fan, doch an diesem Freitagabend ist er Pies-Fan. "Die bringen das 1:1", begeistert er sich.

Zuvor hatte Keith Caputo ein schweißtreibendes, Hammond-Sound getränktes und emotionales Set hingelegt. Doch der New Yorker kam mit seinen Balladen längst nicht bei allen Besuchern an.

Bei gefühlten 40 Grad stürmten "Danger!Beuys" am Samstag die Bühne, gefolgt von der Rockabilly/Psychobilly/Blues Band "Chief Rockhead", die die Messlatte in Punkto Spielfreude auf die oberste Marke legt. "Kapelle Petra" überzeugt mit einer absolut witzig-abgedreht-unterhaltsamen, gleichwohl klamaukfreien Show. Die Ska-Band "Blue Babies" und die Gute-Laune-Polka-Folk Band "The Shanes" stehen für das genreübergreifende Programm, dessen einziger gemeinsamer Nenner handgemachte, livetaugliche Musik ist.

Mit dem Liedermacher Götz Widmann, dessen Auftritt büttenredenartige Züge trägt, kommt der große Regen und verwandelt das Areal in eine Schlammwüste. "Feiern im Dreck statt Eier mit Speck", konstatieren denn auch die Berliner "5Bugs", lassen sich aber in ihrer Spiellaune nicht beirren.

Den müden "Riverside", deren artifizieller Rock nur schwer in Gang kommt, folgt "Clawfinger", deren solide Leistung durch hunderte hochgereckte Zeige- und kleine Finger (so genannte Pommesgabel) belohnt wird, wenngleich sich einige alte Fans mehr Neues von den Altmeistern gewünscht haben. Dennoch: Bei ihrem Auftritt bebt der Acker.

Etwa 2500 Besucher habe man erwartet, so Saori Koenig, die mit Christoph Jinkertz und Christoph Tappesser federführend in der Organisation ist. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer und Sponsoren sei ein derartiges Event nicht zu schaffen, bedankt sie sich. "Es ist ein unglaublich schönes Festival", so Besucher Ralph Jammers, und "angenehm" empfindet es Vaago Weiland. Gestern beendete "Knorkator" das diesjährige Event.

EMS 2009 ist bereits in Planung. "Eier mit Speck" ist der lautstarke Beweis für die alters- und stilübergreifende Kraft der Musik. Das kleine Festival am Niederrhein ist ein Großes.