Wenn C-Rohre nicht mehr helfen

Am Grenzweg wurde wieder die Königsburg gestürmt.

Viersen. So ein Sturmangriff fordert Opfer. Ziemlich bedröppelt sieht die kleine Melissa aus. Eingewickelt in eine Decke sitzt sie auf der Ladefläche des Lkw und klagt: "Ich bin nass bis auf die Unterhose." Und es liegt nicht nur am Regen. Trocken geblieben sind nur die, die sich aus sicherer Entfernung und mit Schirm das Spektakel am Grenzweg angeschaut hatten.

Ein paar Meter weiter schwenkt Kurt Manns, Kaiser der St. Konrad-Schützen, die "weiße Fahne". Die Burg ist längst gefallen. Tapfer hatten sich das Kaiserhaus der Schar der Angreifer erwehrt - wie jedes Jahr vergeblich. Manns und seine Getreuen dürfen sich auf ein Bad in der Niers freuen.

Auch Melissa hat mitgeholfen, dass es soweit kam. "Wasser- und Mehlbomben hatten wir", erzählt die Siebenjährige nicht ohne Stolz. Gemeinsam mit den anderen "Zaubermäusen" bildete sie die erste Angriffsreihe, das "Kanonenfutter".

Während die Verteidiger bei der Jugend aber noch Gnade walten ließen und mit den Feuerwehrschläuchen eher für eine Berieselung als für Beschuss sorgten, kam es für die folgenden Möchtegern-Invasoren dafür umso dicker. "Wasser marsch" hieß es fast ununterbrochen. Doch die Angreifer erwiesen sich als zäh und vor allem zahlenmäßig überlegen. Immer wieder stürmten sie an, angefeuert von Präsident Gerd Zenses.

Der rief auch die Nierstal-Ambulanz zum Einsatz. Kein Wunder, dass der ein oder andere eine Verletzung vortäuschte - nur um dann von den netten Damen im Krankenschwestern-Outfit abtransportiert zu werden. Das Rote Kreuz auf der Uniform nutzte den Helferinnen im Angesicht der C-Rohre allerdings auch nicht viel. Kaiser Kurt und seine Verteidiger hielten trotzdem drauf. Genfer Konventionen? Am Grenzweg eher unbekannt.

Am Ende wankte die Burg. Spätestens der Generalangriff aller Schützen und ihrer Verbündeten ließ die Gegenwehr erlahmen. Vielleicht auch, weil der größte Trumpf der Burginsassen nicht stach. Sie hatten sich vorab extra eine Schaumkanone besorgt und vollmundig angekündigt: "Wir setzen die Straße zwei Meter hoch unter Schaum." Das klappte nicht so ganz. Vielleicht lag’s ja am Wind.

Die Zuschauer, die aufgrund des schlechten Wetters nicht ganz so zahlreich erschienen waren, hatten ihren Spaß. Die Schützen waren in Gedanken schon beim Dorfabend und auch Melissa hat angekündigt: "Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei."