Große Anteilnahme nach tödlichem Unfall

Am Tag nach dem Unfall sitzt der Schreck bei den Anwohnern noch tief.

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Viersen. Die Wucht des Aufpralls muss enorm gewesen sein. Beleg dafür sind die am Unfallort liegen gebliebenen Trümmer. Das Mauerwerk ist an der Aufprallstelle komplett durchbrochen und wurde notdürftig geflickt. Der Erker einer Erdgeschosswohnung ist sogar um einige Zentimeter verschoben und von einem dicken Riss durchzogen. Eine beschädigte Straßenlaterne wurde durch einen Warnüberzug gesichert. Zudem liegen noch eine Radkappe und etliche Glasscherben zwischen den zahlreichen zerbrochenen Mauersteinen. Einige Menschen haben bereits Grablichter und Blumen auf dem Rasen abgelegt.

Foto: Plüm

Gladbacher Straße, Hausnummer 283. Am Mittwochabend gegen 18 Uhr verlor ein 75-Jähriger an dieser Stelle die Kontrolle über seinen Wagen, fuhr über den Bordstein und Gehweg und krachte in das Mehrfamilienhaus. Seine Beifahrerin verstarb noch an der Unfallstelle, der Fahrer wurde mit schwersten Verletzungen in ein Krankenhaus geflogen.

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Derweil legen zwei ältere Damen aus Mönchengladbach, die am Mittwochabend bei einer Chorprobe vergeblich auf das verunglückte Ehepaar gewartet haben, weitere Blumen an der Unfallstelle nieder. „Wir haben uns schon gewundert, wo die beiden bleiben.“ Die Verstorbene sei eine gute Freundin gewesen, berichtet die Trauernde. „Normalerweise sind wir donnerstags um diese Uhrzeit immer spazieren gegangen.“

Ulrike Pohl steht vor der Unfallstelle und kann ihr Glück immer noch nicht so recht fassen. „Ich bin nur wenige Sekunden, bevor das Auto hier hineingekracht ist, noch über den Gehweg gelaufen. Mein Enkel war gerade erst durch die Haustür, als der Unfall passierte“, sagt die 55-Jährige. Auch ihrer Tochter Melanie Bozzo steckt der Schreck des Vortags noch in den Gliedern. „Mein Sohn war gerade erst zur Tür reingekommen, da hat es furchtbar geknallt. Und die Wände haben gewackelt. Ich bin heilfroh, dass er da schon im Haus war.“

Melanie Bozzo jedenfalls spielt seit Mittwochabend nun noch mehr mit dem Gedanken, aus ihrer Wohnung auszuziehen. „Ich möchte gar nicht daran denken, was hätte passieren können, wenn mein Sohn oder andere Personen noch auf dem Gehweg gewesen wären. Da wird einem schlecht.“ Denn es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass sich vor dem Haus ein Unfall ereignet hätte. „Viele fahren hier zu schnell. Dadurch sind hier schon zwei Autos in die am Straßenrand parkenden Fahrzeuge gekracht. Daher wollen wir eigentlich hier weg“ berichtet die 36-Jährige.

Derweil laufen Untersuchungen, wie stark das Gebäude durch den Aufprall in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Viersener Aktienbaugesellschaft lässt die Statik des Mehrfamilienhauses prüfen. So schnell wie nun die materiellen Schäden beseitigt werden — so schnell werden die Bewohner das Erlebte aber wohl nicht verarbeiten können. „Es war wirklich knapp und heftig“, sagt Ulrike Pohl. „Wir hatten schon jede Menge Glück.“