Lärmschutz raubt den Schlaf

Die Deutsche Bahn AG errichtet im Auftrag des Bundes eine vier Kilometer lange Lärmschutzwand. Die sorgt für teilweise weniger Lärm, aber eben auch für viel Frust an der Strecke.

Viersen. Alle 18 Minuten müssen Melanie Maeßen und ihr Mann Carsten das Gespräch unterbrechen. Denn dann rast ein Zug nur wenige Meter entfernt vor ihren Fenster an der Straße An den Schwarzen Pfählen vorbei. "Und nachts können wir nicht mehr schlafen", schimpft Maeßen.

Auf einer Länge von fast vier Kilometern errichtet die Bahn in fünf Bauabschnitten eine Lärmschutzwand in Viersen. Die verläuft zu großen Teilen entlang der Freiheitsstraße bis zum Bahnhof.

"Seit Jahren sind wir den Lärm gewohnt, eigentlich hatten wir uns daran gewöhnt, doch in den letzten Wochen ist es unerträglich geworden", erzählt sie.

"Eigentlich doch paradox, oder?", sagt sie und zeigt auf die grüne, geriffelte Wand, die auf der anderen Seite der Bahngleise, zur Freiheitsstraße hin errichtet wurde. Denn genau durch diese Lärmschutzwand wird der Krach, den die Züge machen, zurückgeworfen und kommt nun in doppelter Lautstärke bei den Anwohnern an der Straße An den Schwarzen Pfählen an.

Ein Bahnsprecher teilte auf Anfrage mit, dass die Anwohner sich bei der Bahn melden könnten, falls sie den Einbau von Lärmschutzfenstern wünschen. Die betroffenen Anwohner seien angeschrieben worden. 650 Wohneinheiten hätten dieses Schreiben laut Bahn in Viersen bekommen.

"Ein solches Schreiben haben wir nie gesehen", wundert sich Maeßen. Überhaupt macht sie diese Vorgehensweise sauer. "Es kann doch nicht ein, dass derjenige, der sich bei der Bahn nicht gemeldet hat, der Dumme ist und nichts bekommt", findet sie.

"So ist das auch nicht", erwidert ein Bahnsprecher, vielmehr müssen Haus- und Wohnungseigentümer immer 25 Prozent der Kosten selber tragen. Zudem seien nur bestimmte Wohnungen förderungsfähig. Dies hänge von Lärmberechnungen und dem Baujahr der Häuser ab. So fallen Häuser, die nach 1974 gebaut sind, ganz aus der Förderung raus.

Insgesamt 13,3 Millionen Euro steckt die Bahn in diesem Jahr in NRW in Schutzwände. 1,7 Millionen fließen dabei allein in Lärm isolierte Fenster. Die Bauarbeiten in Viersen sollen bis Frühjahr 2009 abgeschlossen sein.

Was den beidseitigen Lärmschutz angeht, teilte die Bahn mit, dass es durchaus sein könne, dass "nicht alle Anwohner von dem Lärmschutz profitieren". Der Bund schreibe vor, wo diese Wände errichtet würden.

Welche Häuser Schutzfenster bekommen, dafür gebe es eine Prioritätenliste. Auf der stünden laut Bahn nicht alle entlang der Bahnstrecke. Auch die Straße An den Schwärzen Pfählen werde nicht von der Bahn mit Schallwänden geschützt.

Mit der momentan laufenden Lärmschutzbebauung würden laut Bahn 1500 Wohneinheiten entlastet. Für die, die nicht in den Genuss des durch die Bahn im Auftrag des Bundeseisenbahnamtes angelegten Schutzwände kommen, besteht noch die Möglichkeit, sich an die Stadt zu wenden.

Wie unsere Redaktion erfuhr, denkt man in der Stadtverwaltung darüber nach, auf eigene Kosten einige Lärmschutzwände zu errichten. An der Straße An den Schwarzen Pfählen soll dies auch geschehen.