Landwirtschaft: Sorge vor dem neuen Milchsee

Viele Milchbauern wollen für die Milchquote und eine faire Bezahlung kämpfen.

<strong>Viersen. Den Milchbauern in Viersen drückt der Schuh. Die Preise für den Liter Milch befinden sich im freien Fall, gerade mal 20 Cent erhält der Bauer dafür. Doch über die Milchquote sind die Abgabemengen an die Molkereien festgelegt. Liefert der Bauer mehr, muss er den Überschuss sogar bezahlen. Über einen Ausstieg aus der Milchquote ist viel diskutiert worden, doch birgt dies große Gefahren. Denn Milchquoten sind längst keine bloße Beschränkung mehr, sondern auch eine Geldanlage: So genannte Sofamelker, die selbst gar keine Milch mehr produzieren, handeln ihre Quoten an Landwirtschaftsbörsen.

Milchbetriebe zu erhalten, heißt die Kulturlandschaft zu erhalten

Über die Misere in der Landwirtschaft informierte sich Bundestagsmitglied Uwe Schummer (CDU) bei Milchbauern aus der Region auf dem Hof von Michael Glücks an der Nette in Dülken. "Es geht nicht nur darum, die Probleme zu hören und Papier zu stapeln. Bei so einem Problem muss man vor Ort mit den Betroffenen reden." Die hatten sich eingefunden: Martin Becker etwa, der 60 Kühe in seinem Stahl stehen hat, oder Heinz Davids, in dessen Stallungen 90 Milchkühe stehen. Markus Windhausen besitzt 45 Kühe. Auch Gastgeber Michael Glücks ist alles andere als ein Kleinbauer: 80 Stück "milcherzeugendes Vieh" besitzt er, um das er sich Tag für Tag kümmern und dessen Gesundheit er mit kostenintensiver Technik erhalten muss, um einwandfreie Milch liefern zu können.

"Eine Abschaffung der Milchquote würde dazu führen, dass die Viehbestände vielerorts aufgestockt werden. Dann droht ein neuer Milchsee", fürchtet Becker. "Es kann nicht sein, dass Milch am Ende dort produziert wird, wo es dann am billigsten ist, nämlich in industrieähnlichen Massenbetrieben mit hunderten von Kühen", meint Davids, und Glücks ergänzt, es gehe auch darum, die landwirtschaftliche Kulturlandschaft zu erhalten. Das Schreckgespenst: Importierte Milch aus Neuseeland, die nur 14 Cent pro Liter kostet.

Schummer zeigte sich sichtlich beeindruckt von dem Anliegen der Bauern. Er warb um Vertrauen in die Politik und versprach, in Berlin Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer direkt darauf anzusprechen. "Bis dahin müssen Sie weiter selbstbewusst und tapfer auftreten."