Kleiderkammer in Viersen Die neue Kleiderkammer ist für alle Bürger da
Viersen · Eigentlich wollte die evangelische Kirchengemeinde nur vorübergehend eine Kleiderkammer für ukrainische Flüchtlinge öffnen. Doch nun ist daraus ein dauerhaftes Angebot für alle, die Bedarf haben, geworden.
Kleiderstangen mit Jacken, Blusen und Kleidern. Weitere Ablageflächen, auf denen Schuhe stehen und ein Regal mit Plüschtieren und Spielzeug. „Wo soll das nächste Regal hin?“, richtet sich die Frage an Zoryana Ernsdorf, die gerade einen weiteren Stapel Pullover einräumt. „Davon machen wir eine ganze Regalreihe. Einfach Regal an Regal anstellen“, kommt die Antwort der Leiterin der neuen Kleiderkammer der evangelischen Kirche Viersen.
In dem großen Kellerraum unter dem Nebenraum der Kreuzkirche an der Hauptstraße 120 in Viersen herrscht rege Betriebsamkeit. In dem Kellerraum entsteht die neue Kleiderkammer der Kirchengemeinde. „Eigentlich hat alles mit den ukrainischen Flüchtlingen angefangen, die im März in Viersen ankamen“, sagt Anna Ortiz Rojas, die bei der Diakonie Krefeld-Viersen arbeitet und die evangelische Kirchengemeinde Viersen im Bereich der Flüchtlingshilfe unterstützt. Die Kirche stellte damals im kleinen Saal des Gemeindehauses an der Königsallee Bekleidung, Hygieneartikel, Babynahrung und Windeln für die geflüchteten Menschen zur Verfügung. Eine Erstversorgung für die Menschen, die teilweise nur mit einer Plastiktüte mit Habseligkeiten in der Kreisstadt angekommen waren. „Wir stellten dann fest, dass viele Flüchtlinge immer wieder kamen und sich mit diesen Dingen versorgten, einfach weil sie sie wirklich brauchten“, sagt Ortiz Rojas. Das ließ die Idee aufkommen, eine Kleiderkammer einzurichten.
Der kleine Saal war für eine Dauereinrichtung wenig geeignet. Der Kellerraum im Nebengebäude der Kirche bot sich hingegen an. Dort standen bislang nur alte Krippenspielkulissen und Bühnenelemente. Die Kulissen fanden einen neuen Platz und die Bühnenelemente wurden neben aufgebauten Tischen als Präsentationsflächen unter anderem für Bekleidung genutzt.
An drei Tagen in der Woche
ist die Kleiderkammer geöffnet
Wenn im Erdgeschoss das „Café am Turm“ der evangelischen Kirchengemeinde Viersen, der Treffpunkt von Viersenern und geflüchteten Menschen aus der Ukraine stattfand, öffnete die Kleiderkammer eine Etage tiefer ihre Türen. Sonntags nach dem Gottesdienst ging das Angebot ebenso an den Start. Ein Team von Ehrenamtlern fand sich zusammen, das die Kleiderkammer betreute, Spenden annahm, sortierte, einräumte und die Öffnungszeiten begleitete „Es lief sehr gut an. Uns kam dann die nächste Idee“, erinnert sich Ortiz Rojas.
In der Viersener Kirchengemeinde sorgt man sich nicht nur um die ukrainischen Flüchtlinge, sondern auch um die Viersener Bürger, die aufgrund der gestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten selber in eine kritische Lage kommen. Menschen, die bis dahin von dem, was sie verdienten, leben konnten, aber die die höheren Kosten ebenso in eine Notlage bringen. „Die Situation wird für viele Menschen nicht einfacher. Daher war die Idee, die Kleiderkammer auf breitere Beine zu stellen und für alle zu öffnen“, sagt Ortiz Rojas.
Die Kirchengemeinde nahm Kontakt zur Stadt Viersen auf und gemeinsam entstand das Konstrukt der neuen Kleiderkammer für alle Bürger. Wobei Ernsdorf mit Hilfe von Fördergeldern auf Teilzeitbasis hauptamtlich für die Kleiderkammer sowie in einem Brückenbauprojekt in Sachen Hausaufgabenhilfe und Vernetzung ukrainischer Menschen angestellt werden konnte. Dazu kommt ein zehnköpfiges Team aus ehrenamtlichen Helfern. Zu den beiden bereits bestehenden Öffnungstagen ist der Mittwochnachmittag dazu gekommen. „Die Kleiderkammer ist offen für alle Menschen, niemand muss sich ausweisen. Wir geben die Sachen umsonst ab“, informiert Ernsdorf.
Das Ehrenamtlerteam hat den Keller aktuell frisch gestrichen. Eine Umkleidekabine ist gebaut worden, Spiegel wurden aufgehangen und mit den neuen Regalen, die aus einer Geschäftsauflösung aus Krefeld stammen und der Kirche geschenkt wurden, ist der Ladenlokalcharakter nun perfekt.