Schöppenmarkt: Kram, Regen und Sonne von Barbados

Auch bei schlechtem Wetter war der Dülkener Markt ein Renner.

Dülken. Da gibt’s den persönlichen Schutzengel für 20 Euro, ägyptische Erde für die Auferstehung und Pferdebalsam gegen Falten. Dazu singen bei strömenden Regen die Flippers von der Sonne auf Barbados.

So ist das auf dem Schöppenmarkt, dem größten Krammarkt am Niederrhein. Rundgang gefälligst?

"Sie werden es noch auf dem Sterbebett bereuen, dass sie meine weiße Spirale fürs Gemüse für zwei Euro nicht gekauft haben. Auf der Erotikmesse Dortmund hat sie in Schwarz noch sechs Euro gekostet." Der Sprücheklopfer im Schatten von St. Cornelius zieht die Besucher an. Ebenso wenige Meter weiter "Faden-Günther". Der ist zwar in die Jahre gekommen ist, macht dennoch die Damenwelt an: "Komm an meine Seite, Du im roten Mantel. Ich hab’ ein Auge auf Dich geworfen."

Schöppenmarkt 2008. Auch bei Regen ein Renner. Schirmakrobatik ist in dem Dauer-Gedränge gefragt, ebenso Ausdauer. Phasenweise geht es nur Schritt für Schritt voran. Der nächste Schreihals lockt.

"Hier meine Hochleistungstücher, die umweltschonend sind und nur die Hälfte kosten wie bei QVC im Fernsehen." Die rundliche Dame ist überzeugt, kauft drei Tücher und drei Handschuhe für 15 Euro. Die Dame daneben, unschlüssig. Noch bevor sie ihr Portmonee öffnet: "Wenn Sie das nicht kapieren und die 15 Euro investieren, dann putzen sie nicht."

Zwiebelschneiderverkäufer auf dem Schöppenmarkt

Der Zwiebelschneider für 20 Euro findet reißenden Absatz. Ein Kunde: "Ist da die Anleitung auch als CD dabei?" Prompte Antwort: "Bei uns müssen Sie noch lesen. Oder haben Sie das nicht gelernt?"

Gewürze aus aller Welt, bei uns heute für ganz kleines Geld, prangt ein Schild. Daneben Omas Kirschkernentkerner aus Buchenholz für zwei Euro. Schnäppchen, so der Tenor.

Dann wird man verführt vom "Blauen Wunder plus", mit dem man Autos nach der Wäsche trocknen kann, aber auch Tränen und sogar Omas Gebiss wieder sauber bekommt.

Ganz neu und wegen der Erweiterung der EU nach Osten erstmals in Dülken dabei: Ein Imker aus Tschechien, der 1000 Gramm Honig für 8,80Euro verkauft.

Herzen für den Valentinstag am 14. Februar, Osterhasen aus Bast, die Frohe Ostern schon am Aschermittwoch wünschen. Windmühlenmesser kommen aus Dülken? Weit gefehlt: Sie kommen natürlich aus Solingen.

Das Angebot ist grenzenlos am Brunnen auf dem Alten Markt: Dinos, Bibeln, Kelche und Eisenbahnen, Teddys. Es folgen Aale von Aal-Volker mit Räucherfisch und Rollmops. "Heute alles für glitschige zehn Euro", lässt Volker wissen.

Der stimmgewaltige, aber heisere Bananen-Fred wird in Windeseile zum "Euro-Fred". An keinem Stand fließen die Euros flotter in die Riesengeldkiste als bei ihm auf seinem Lkw.

Namen: Schaufeln, auf Platt "Schöppe", gaben dem Dülkener Markt seinen Namen. Doch die suchte man gestern vergeblich.

Händler: 400 Stände von Händlern aus dem ganzen Bundesgebiet, den Niederlanden und Belgien drängten sich auf der Schulstraße, dem Wilhelm-Cornelißen-Platz, der Gewandhaus-, Kreuzherren-, Moselstraße, dem Alten Markt, der Börsen- und der Blauensteinstraße, der Lange Straße, Kreuzherrenstraße und dem Eligiusplatz.

Tradition: Der Markt hat eine über 160 jährige Tradition.

Kunden: Viele Besucher kamen Arm in Arm und verließen den Markt mit hängenden Armen. Taschen, Körbe, Bett- und Tischwäsche, aber auch Teppiche wollen getragen werden.

Wetter: Der Regen wurde billigend in Kauf genommen. Ebenso die matschigen Dülkener Parkplätze. Die Händler lockten gestern ganz sicher rund 70000 Besucher an.