St. Irmgardis: Architekt wehrt sich

Wolfgang Jansen widerspricht der Einschätzung des Caritas-Verbands, wonach Brandschutzmängel vorliegen sollen.

St. Irmgardis: Architekt wehrt sich
Foto: Busch

Viersen. Das Ringen um die Brandschutzmängel im denkmalgeschützten Irmgardisstift geht weiter. Wolfgang Jansen, der sich von 1992 bis 1994 als bauleitender und planender Architekt (in der Architektengemeinschaft JE&P) für den Umbau des Denkmals zum Altenheim mit verantwortlich zeichnete, wehrt sich gegen die Darstellung des Caritasverbands der Region Kempen/Viersen und des Projektsteuerers Ansgar Wiesemann. „Es gab dort keine gravierenden Brandschutzmängel, die eine Räumung erforderlich machten“, sagt Jansen mit Hinweis auf eingeholte Gutachten. In einem Gespräch äußerte er seine „Betroffenheit über den Stand der öffentlichen Diskussion“. Diese gebe in seinen Augen die „tatsächliche Situation im Objekt unrichtig und unvollständig“ wieder.

In einem Brief an den Caritas-Verband hat Wolfgang Jansen über einen Anwalt um eine Stellungnahme gebeten. Erhalten hat er sie nicht. Nun behält sich der Süchtelner „rechtliche Schritte“ vor. Dazu erklärt Georg Balsen als Sprecher des Caritas-Verbands: „Dem Caritasverband für die Region Kempen-Viersen liegt ein Anschreiben einer Rechtsanwaltskanzlei vor. Ob und gegebenenfalls wie der Caritasverband hierauf reagiert, wird juristisch geprüft.“

Der Verband hatte Anfang Oktober das Altenheim im denkmalgeschützten Gebäude innerhalb von einer Woche geräumt: 45 Senioren mussten in dem benachbarten Neubau ziehen oder in andere Einrichtungen.

Der Verband will laut Sprecher Balsen prüfen, ob er den Neubau mit Pflegeplätzen und Wohnungen für Senioren auch ohne Altbau führen kann. Wegen des Um- und Neubaus droht ihm eine Finanzierungslücke in Höhe von rund 4,8 Millionen Euro.

Wolfgang Jansen nahm mit Dr. Rainer Jaspers, Prüfingenieur für Brandschutz, Kontakt auf. Jaspers hatte das Gebäude am 8. Oktober — gemeinsam mit dem Förderverein St. Irmgardis — besucht.

In einem mehrseitigen Schreiben kommt der Sachverständige aus Schwalmtal danach zu dem Fazit: „Konkrete Gefahren, die zu einer Räumung oder Nutzungsuntersagung eines Gebäudes führen, sind bei Gebäuden mit mindestens zwei baulichen Rettungswegen sowie Brandmelde- und Alarmierungsanlagen nicht beziehungsweise nur schwer nachzuweisen.“

Bei seinem Gang über Erdgeschoss und Obergeschoss sei für Jaspers zwar erkennbar, dass „nach Beurteilung der baulichen und technischen Anlagen nach derzeit geltendem Recht Mängel vorhanden sind“. Diese seien aber bei Beibehalten der durchgeführten Maßnahmen wie etwa im Erdgeschoss, „nicht so schwerwiegend und gravierend, dass hierdurch eine konkrete oder erhebliche Gefahr ausgelöst würde, die eine komplette Räumung hätte rechtfertigen können“. Auch bei den Protokollen zu den regelmäßigen Brandschauen der Feuerwehr oder den Prüfungen der Bauaufsicht sei ihm nicht bekannt, dass gravierende Mängel vorhanden gewesen seien.

Jaspers ist überzeugt davon, dass eine Räumung hätte verhindert werden können beziehungsweise sogar verhindert werden müssen, wenn es eine Kontaktaufnahme mit der Bauaufsichtsbehörde und dem durch die Caritas beauftragten Brandschutzsachverständigen gegeben hätte. Trotz dieser Vorwürfe und trotz des Gutachtens weicht der Caritas-Verband von der bisherigen Position nicht ab: „Der Vorstand des Verbandes bleibt bei seiner Einschätzung, dass es aus Verantwortung gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern des Altbaus des Irmgardisstifts notwendig war, dieses Gebäude zu räumen“, erklärt Georg Balsen. Und auch Ansgar Wisemann bekräftigt: „Ich bleibe bei meiner bisherigen Einschätzung.“