Denkmäler in Viersen Energiesparen mit Spezialfenstern

Serie | Viersen · Mit vielen besonderen architektonischen Schmankerln überrascht das im Jahr 1930 von Willi Esser entworfene Haus an der Geschwister-Scholl-Straße 13 in Viersen. Wie das Denkmal energetisch saniert wurde, zeigt am 8. September der Tag des offenen Denkmals.

Die Bänderung des Sockelgeschosses mit kleinformatigen, dunklen Klinkern ist es, die schon von weitem am Haus an der Geschwister-Scholl-Straße 13 in Viersen auffällt. Aber nicht nur dort hat der Viersener Architekt Willi Esser Hingucker und Besonderheiten geschaffen, als er das Haus in den 1930er-Jahren entwarf und erbauen ließ.

Bereits 2016 öffneten sich die Türen des Hauses beim damaligen Tag des offenen Denkmals. Nach acht Jahren besteht nun am Sonntag, 8. September, erneut die Gelegenheit, sich das Haus von innen anzusehen.

Wer in das kleine Vestibül eintritt muss einige Marmorstufen hinaufgehen, um das Hochparterre zu erreichen, wo sich der Flur mit der Originaltreppe sowie dem offenen Küchen-, Ess- und Wohnzimmerbereich befinden. Doch es wird schon im Vestibül spannend, und das liegt an der Tür, die rechter Hand unmittelbar an der Originalhaustür gelegen in den Keller führt. „Der Keller hat die Besonderheit, dass er auf der anderen Seite eine Treppe hat, die in unsere Küche führt, von der wiederum direkt in den Garten gegangen werden kann“, sagt Thomas Thiel, der das Haus vor neun Jahren kaufte.

In der Küche sind es die alten ochsenblutfarbenen Zementfliesen, die in die 30er-Jahre zurückführen. Das Eichenparkett in Wohn- und Esszimmer sieht zwar aus wie original, ist es in diesem Fall aber nicht. Dafür gibt es die originalen Türen, teils mit Eisblumenglaselementen versehen und teils komplett geschlossen, samt den Klinken der Erbauungszeit. Die Lampen im Flur tragen ebenfalls das Prädikat der 1930er-Jahre. „Als die Renovierung des Hauses erfolgte, haben wir die Lampen direkt gesichert und später wieder installiert“, berichtet Thiel.

Thomas Thiel und Ellen Westerhoff freuen sich, am 8. September das Haus an der Geschwister-Scholl-Straße 13 vorzustellen.

Foto: Bianca Treffer

Auch die Anrichte, die heute das Esszimmer ziert, konnte gerettet werden. Sie stammt aus den Deutschen Werkstätten Hellerau, die um die Jahrhundertwende zu den bedeutendsten Herstellern von Möbeln nach Entwürfen von namhaften Künstlern gehörten. Im Haus und auch bei der Terrassengestaltung ist die Liebe zu spüren, mit der das Gebäude restauriert wurde. Ob es die Kippschalter sind, die den Ursprungsmodellen entsprechen, oder der Backsteinsockel der Terrasse, der dem der Fassade nachempfunden ist, Thiel bleibt der Epoche des Hauses treu.

„Es macht Freude, in diesem Haus zu leben. Zeitgleich ist es für mich auch ein Auftrag. Ich möchte das Haus in seinen Ursprüngen erhalten und so ein Stück Geschichte bewahren“, sagt Thiel. Wie sehr ihm dies am Herzen liegt, zeigt er im Umgang mit den alten Fenstern, die, energetisch gesehen, weit von einem Optimum entfernt sind. Im Haus an der Geschwister-Scholl-Straße 13 erlebt der Besucher, wie das Problem der historischen Fenster in einem denkmalgeschützten Haus angegangen werden kann, ohne dass die Fenster durch Nachbauten ersetzt werden müssen. Darunter handelt es sich um ein ganz spezielles Fenster. Das Fenster zum Garten ist vierteilig und zeichnet sich durch einen einzigartigen Schiebe- und Klappmechanismus aus. „Es ist mit einem Türensystem in einem Wintergarten vergleichbar. Man kann die Fenster schieben und komplett zur Seite hin öffnen, so dass eine große offene Fläche zum Garten hin erscheint. Gerade wenn es regnet oder noch nicht so warm ist, gibt einem diese Möglichkeit das Gefühl, schon im Garten zu sein“, sagt Thiel. Die Süchtelner Tischlerei Heines konstruierte ein Winterfenster, das in Form von zwei Fenstern in der kühlen Jahreszeit vor das vierteilige Fenster gesetzt werden kann. Dank der Doppelverglasung und guter Dichtung bleibt die Wärme so im Winter, wo sie hingehört, nämlich im Haus. „Neun Jahre dicke Pullover im Wohn- und Esszimmer tragen sind damit vorbei“, scherzt Thiel.

An der Frontseite zur Straße erhielt das dortige Fenster des offenen Küchen-, Ess- und Wohnzimmerbereiches ein Spezialglas mit Dichtungen auf die Rahmen gesetzt, was den Effekt einer Doppelverglasung mit sich bringt, das Thiel von einem Lemgoer Unternehmen bezog. Die alten Fenster konnten so erhalten bleiben. „Fenster und Türen sind das Schwierigste in Denkmälern, wenn es um die energetische Sanierung geht. Wir suchen immer nach Lösungen, die die alten Fenster erhalten und gleichzeitig energetisch sind“, sagt Ellen Westerhoff, Denkmalpflegerin der Stadt Viersen.