Bei Gründung vor 90 Jahren TV Boisheim bekam Vorstand vor die Nase gesetzt
Viersen · 90 Jahre alt und noch Sport treiben? Der Boisheimer Turnverein jedenfalls hält das durch und ist auch im Jubiläumsjahr noch aktiv und lebendig. Ein Blick zurück in die Vereinsgeschichte.
Als die Boisheimer 1934 versuchten, einen neuen Sportverein im Dorf zu gründen, bekamen sie öfter Besuch. In ihrem Ort gab es zwar schon Anhänger der NSDAP. Aber um den Klub „auf Linie“ zu bringen, musste mehrmals ein Funktionär der Deutschen Turnerschaft aus Krefeld anreisen. Das geht zumindest aus einem handschriftlichen Bericht von Josef Clemens hervor, der ein Gründungsmitglied des TV Boisheim (TVB) war. Ein Herr Tölle aus Krefeld war dann 1934 auch der erste Redner auf der Gründungsversammlung des TVB. Er stellte den zahlreichen Anwesenden die Mitglieder des provisorischen Vorstandes vor. Vorsitzender war der junge Boisheimer Volksschullehrer Karl Tomberg. Kassierer und Schriftführer wurde der Sparkassenangestellte Josef Clemens. Als Leiter des Sportgeschehens fungierte vorerst Heinrich Kockelkoren als Oberturnwart. Wahlen hat es bei dieser ersten Versammlung – so Josef Clemens – nicht gegeben.
Die meisten Boisheimer Sportler suchten damals lediglich eine Möglichkeit, ihren Sport weiter zu betreiben. In einem Mehrspartenverein sollten Turnen und Leichtathletik die Grundlagen zur Ausübung der Mannschaftssportarten schaffen, zu denen im Turnverein schon früh das Faustball- und das Handballspiel gehörten. Außerdem gab es im Verein ein Trommlercorps.
Die Feldhandballer und Leichtathleten des TVB waren in der ersten Hälfte der 1950-er Jahre erfolgreich. Einige Jahre später musste jedoch der Spielbetrieb mangels Nachwuchses eingestellt werden. Die Lage besserte sich erst ein wenig, als für die geplante Mittelpunktschule Boisheim 1968 eine Turnhalle errichtet wurde. Anfang der 70-er Jahre wurde der Handballsport im Verein wiederbelebt. Zu dieser Zeit entstanden auch die ersten Handball-Jugendmannschaften. Viele dieser Spieler lösten in den 80-er Jahren einen regelrechten Handballboom im kleinen Boisheim aus. Die Männer spielten einige Jahre eine gute Rolle in der höchsten Klasse des Kreises Grenzland, während die Frauen es unter Trainer Heiner Heithausen im Jahre 1981 bis in die Regionalliga (damals zweithöchste deutsche Damenliga) schafften. Die Tischtennisabteilung nahm ebenfalls erfolgreich am Spielbetrieb teil. Tischtennis und Handball prägten in den 80-er Jahren somit das Bild des TVB.
Ein konstanter Faktor im Turnen des TVB war eine Frauengruppe seit 1978 unter Anneliese Tissen als Übungsleiterin. Ende der 1980-er begann eine erfolgreiche Phase der Vereinsgeschichte. Binnen kurzer Zeit gab es wieder mehrere Kinder- und Mutter-Kind-Turngruppen. Es entstand eine zweite Frauensportgruppe und einige Väter und Mütter der Turnkinder begannen in einer Breitensportgruppe mit dem Volleyballspiel. Ende der 90-er Jahre nahmen sechs Jugendhandballmannschaften des TVB am regelmäßigen Spielbetrieb teil. Die neue Führungscrew des TVB entwickelte viele neue Ideen, um dem Anspruch, ein Verein für die ganze Familie zu sein, gerecht zu werden. Beim Eltern-Kind-Turnen ist der Verein im Augenblick jedoch immer noch stark. Trotz der langen Schließung der Schulturnhalle – erst wegen Corona und danach wegen nicht enden wollender Renovierungsmaßnahmen – kommen jede Woche viele Mütter und Väter mit ihren Kindern in die Ausweichhalle an der Primus-Schule in Dülken. Im Vorschulbereich gibt es nach der Fertigstellung des neuen Kindergartens wieder eine enge Zusammenarbeit mit der örtlichen Kita.