Willich 27 Anrather gestalten das neue Heimatbuch

Die Autoren haben die 40. Ausgabe des Anrather Heimatbuchs vorgestellt. Sie verbinden darin die Vergangenheit mit der Gegenwart.

Foto: Kaiser

Anrath. Da Bennet Kuhlen gestern Morgen schon früh eine Mathe-Arbeit am Lise-Meitner-Gymnasium schrieb, ließ man ihm am Mittwochabend den Vortritt: Der 13-Jährige ist einer der 27 Autoren, die beim „Anrather Heimatbuch 2017“ mitgemacht haben und jetzt ihre Beiträge vorstellten. Der junge Forscher hatte eine App entwickelt — gedacht für die Altersgruppe der Elf- bis 17-Jährigen, die damit schneller und gezielter in Kontakt treten können, und das nicht nur zum Spielen, sondern auch als Hilfe für Hausaufgaben oder Projektarbeiten. Ein wenig stolz berichtete Bennet von seiner Erfindung.

Die meisten der 27 Autoren kamen zur Präsentation des Buches — es ist das 40. Heimatbuch des Anrather Bürgervereins — in die Hausbrauerei Schmitz-Mönk. Ewald Helling hatte bereits im Jahr 1977 die Idee gehabt, jährlich durch solch ein Buch das Leben in der früheren Gemeinde Anrath lebendig zu erhalten, dabei aber auch die Veränderungen und die Jetzt-Zeit einzubeziehen.

Es gibt noch einen, der von Beginn an in Text und Bild Bericht erstattete: der Bürgervereins-Ehrenvorsitzende Peter Enger. Der Mitbegründer des jetzt von Marlies Pasch angeführten Vereins, der am 6. Dezember 88 Jahre alt wird, konnte diesmal nicht dabei sein. Wohl aber war Enger erneut im neuesten 190-seitigen Werk mit einigen Artikeln (in Hochdeutsch und Mundart) und mit einigen Fotos vertreten. Und da der noch 87-Jährige gerne malt, war er außerdem für das neue Titelbild verantwortlich: eine Zeichnung des Quirinus-Kapellchens in Clörath.

Marlies Pasch dankte dem gesamten Autoren-, Redaktions- und Anzeigenteam. „Ich denke, das Buch ist wieder mal recht informativ geworden“, sagte die Vorsitzende in ihrer bescheidenen Art. Neben den längst bekannten Schriftstellern wie Hans Grundmanns, Bernd-Dieter Röhrscheid, Dieter Hehnen, Hans-Frieder Nöhles oder Friedel Kluth, der diesmal unter anderem über einen Flugzeugabsturz auf der Vennheide im Jahr 1953 berichtete, waren auch einige „Erstschreiber“ dabei.

So erinnert beispielsweise der Anrather Filialleiter der Sparkasse Krefeld, Uwe Angenendt, an die 161-jährige Sparkassen-Historie in Anrath, schreibt der Ur-Anrather Helmut Mertens über seine Kindheitserinnerungen vom alten Friedhof, fasst Helga Schlickmann die bisher erschienenen 39 Heimatbücher zusammen oder schreibt der schon längst pensionierte Postbeamte Michael Gäbel über sein kleines aber feines Kellermuseum mit vielen historischen Gerätschaften, uralten Telefonen oder Fernschreibmaschinen.

Den Bogen zur Neuzeit schlägt Stadtarchivar Udo Holzenthal. Er erinnert an die über 1200 Flüchtlinge und Vertriebenen, die im November 1954 in Anrath lebten. Auch damals gab es Widerstände und keine ausreichenden Quartiere. Schnell war der Platz in der Josefshalle oder in der Mädchenschule an der Neersener Straße erschöpft. Notunterkünfte wurden errichtet oder Trennwände im Saal Wickum an der heutigen Jakob-Krebs-Straße gezogen. Holzenthal schreibt, wie beengt die Menschen in diesem Saal lebten.

Aber das ist längst noch nicht alles, was man im neuen Heimatbuch erfährt. Marlies Pasch erinnert an die im April verstorbene langjährige Archivarin des Bürgervereins, Magda Sehrbrock. Georg Küppers berichtet über seine Zeit als Landschul-Lehrer in Clörath und der ehemalige WDR-Redakteur Heinz-Josef Hubert hatte herausgefunden, dass einst einer der besten deutschen Pianisten Anrather Wurzeln hatte — nämlich Karlrobert Kreiten.

Feuerwehrleute schreiben die Geschichte des Anrather Löschzuges, andere über den CVJM Anrath, den Kirchbauverein oder über die Anfänge im Anrather Gefängnis oder in den Hauswebereien. Einige Gedichte und Beiträge in niederrheinischer Mundart stehen ebenfalls im neuen Heimatbuch.

Schwäbische Wurzeln hat indes Dr. Christoph Carlhoff, der ebenfalls einer der Autoren ist, bei der Präsentation aber auch jetzt anders in Erscheinung trat — als Leiter des Mundart-Chores „Leddschesweäver“, der einmal mehr das Ganze untermalte.