Willich 465 Sterne am Wunschbaum

Kinder aus finanziell benachteiligten Familien werden beschenkt. Am Montag wird die Aktion zum achten Mal gestartet.

Foto: WZ-Archiv

Willich. Bis Weihnachten dauert es ja noch ein bisschen. Aber Angelika Uth-Flatow vom Freiwilligen-Zentrum Willich weiß schon jetzt ganz genau: „Kein Kind bleibt ohne Geschenk.“ Im Blick hat sie die Willicher Wunschbaum-Aktion, die in diesem Jahr zum achten Mal organisiert wird — und im Laufe der Jahre immer größer geworden ist. Ihr Ziel ist es, Kindern aus finanziell benachteiligten Familien ein schönes Fest zu ermöglichen.

Waren es zur Premiere im Jahr 2009 noch 196 Kinderwünsche, die erfüllt werden konnten, stieg die Zahl kontinuierlich an. Im Vorjahr waren es bereits 430 — und in diesem Jahr haben 465 Kinder ihre Wünsche auf Sterne geschrieben. Ab Montag werden damit die Weihnachtsbäume in den Sparkassenfilialen in Willich, Anrath, Schiefbahn und Neersen festlich geschmückt. Dort können sie von Bürgern „gepflückt“ werden.

Die Kinder stammen teils aus Familien, bei denen die Eltern zwar arbeiten, aber nur ein sehr geringes Einkommen haben. Oder aus Familien, die von Krankheiten betroffen sind. Manche haben einen alleinerziehenden Elternteil. In anderen Fällen stammen sie aus Flüchtlingsfamilien.

Im Neersener Pfarrzentrum hat sich die WZ mit zwei der betroffenen Familien sowie Vertretern von Caritas und Freiwilligen-Zentrum getroffen. Da die ganze Aktion anonym bleiben soll, werden die Namen der Familien nicht genannt. Eine von ihnen stammt aus Serbien — muslimische Roma. Die Eheleute haben fünf Kinder, leben seit drei Jahren in Deutschland. Der Vater arbeitet Vollzeit als Gärtner, seine Frau verlor ihren Job in einer Reinigung aufgrund gesundheitlicher Beschwerden.

Die Familie erzählt vom diesjährigen St. Martinsfest, den schönen Laternen, den Spaß, den die fünf Kinder hatten. „Es ist schön, wenn die Kinder auch bei uns klingeln, singen und wir ein paar Süßigkeiten an sie verteilen dürfen“, erzählt der Vater mit leuchtenden Augen. Man könne zwar nicht viel geben in Bezug auf materielle Dinge, jedoch an anderer Stelle könne man helfen — zum Beispiel bei Nachbarn, bei der Willicher Tafel.

Auch die Kinder dieser Familie durften Wünsche äußern. Die beiden Söhne würden sich über ferngesteuerte Autos freuen, eine Tochter über eine kleine Spielküche.

Eine Mutter von vier Kindern zwischen acht und 14 Jahren erzählt von ihrem Leben als Alleinerziehende. Sie hat einen Teilzeitjob als Reinigungskraft und einen Minijob. „Mehr geht nicht, da ich mich auch um Wohnung und vor allem um die Kinder kümmern muss.“ Natürlich sei das Geld knapp, weswegen sie sich über die Aktion freue. Mit ihren Kindern hat sie offen darüber gesprochen, das Ausfüllen der Sterne machte allen große Freude. Die Wünsche der Kinder sind einfach: Bücher, CDs, Lego.

Andere Kinder wünschen sich Gutscheine. Zum Beispiel für Kosmetik oder für Spielzeug. Melanie Genz vom Freiwillligen-Zentrum findet das gut: „So können die Kinder eigenverantwortlich etwas aussuchen und den Umgang mit Geld üben.“

Die Vorbereitungen für die Aktion hat nach den Sommerferien begonnen. Aktuell sind zehn Mitarbeiter ehrenamtlich dabei. Der logistische Aufwand ist hoch, es muss gelistet werden (die Sterne werden anonymisiert), die Geschenke müssen sortiert, gelagert, ausgeteilt werden. Für Sterne, die nicht gepflückt werden, kaufen die Ehrenamtler mit Hilfe von Spendengeldern Geschenke. Womit feststeht: „Kein Kind bleibt ohne Geschenk.“