Ärzte-Streik: Willicher Mediziner im Ausstand

Die Praxen bleiben – bis auf einen Notdienst – diese Woche geschlossen. Vorst ist am Freitag betroffen.

Willich/Tönisvorst. Vor verschlossener Tür standen gestern Kranke und Patienten aus Willich, die zu ihrem Hausarzt wollten. Sechs von sieben Ärzten hatten ihre Arbeit niedergelegt, einer kümmerte sich um die Notversorgung. So soll es in Willich die ganze Woche laufen.

"Wir wollen aufmerksam machen auf unsere Situation und die der Patienten", erklärt Dr. Joachim Randaxhe das Vorgehen der Willicher Hausärzte. Bereits vor zwei Monaten hatte die Freie Ärzteschaft zu den bundesweiten Streiks aufgerufen, um ein Zeichen gegen Missstände in der Gesundheitspolitik im Allgemeinen und die Honorarreform im Speziellen zu setzen.

Die zum Jahresbeginn in Kraft getretene Reform sollte eigentlich das Vergütungssystem für niedergelassene Ärzte vereinfachen, sorgt aber bei einigen Medizinern für Unmut, viele Ärzte rechnen mit Einbußen.

"Mit dem, was bleibt, kann man nicht wirtschaftlich arbeiten", sagt Randaxhe. Pro Quartal erhält er 35 Euro je Patient, rechnet der Arzt vor. Tausend Patienten besuchen in dieser Zeit durchschnittlich ihren Arzt. Das macht 35.000 Euro im Quartal. "Das sind zirka 11.000 Euro Brutto im Monat. Davon muss ich die Angestellten, die Praxisunkosten, die Miete und die Nebenkosten bezahlen", sagt der Mediziner.

Aber nicht nur die Umverteilung der Honorare, auch die Absicht der Politik, immer mehr Versorgungszentren einzurichten, verunsichere die niedergelassenen Ärzte. "Kleine inhabergeführte Arztpraxen sehen sich dadurch gefährdet", sagt Dr. Sebastian Boekels, niedergelassener Arzt in Vorst.

"Das alles wird dazu führen, dass Praxen nicht in gewohnter Form behandeln", vermutet er. So befürchtet er, dass sich das Honorarsystem auf die Wartezeiten bei der Terminvergabe auswirkt.

"Wenn ein Patient innerhalb eines Quartals nur einmal kommt, ist das wirtschaftlich. Wenn er aber zehn Mal kommt, dann ist es das nicht mehr", sagt Boekels. "Und das heißt, die Versorgung wird auf lange Zeit gestreckt." Außerdem glaubt er, dass gesetzlich Versicherte künftig immer mehr medizinische Behandlungen selbst zahlen müssen.

In Vorst konzentriert sich der Streik auf den Freitag. Zwei von drei Praxen sind dann geschlossen, Dr.Schmitz wird den Notdienst bestreiten. In St.Tönis sind bisher noch keine Streiks geplant.

Mit seinen Alt-Willicher Kollegen, erzählt Randaxhe, habe er sich so abgesprochen, dass die Notversorgung gewährleistet sei. Er selbst hat gestern den Anfang gemacht und den ersten Notdienst übernommen. "Die Patienten sollen nicht die Leidtragenden sein", sagt Boekels. Aushänge an den einzelnen Praxen informieren über die Notdienste.