Willich Als Willichs letzter Bauernhof verschwand

Vor 20 Jahren wurden die verbliebenen Gebäude des Heyes-Hofes an der Peterstraße abgerissen. Sie waren schon länger nicht mehr landwirtschaftlich genutzt worden.

Foto: Peter Wynands

Willich. Peter Wynands ist als Experte für die Ortsgeschichte von Alt-Willich bekannt. Intensiv hat er sich zuletzt mit einem Thema beschäftigt, das für ihn auch einen ganz persönlichen Bezug hat. Es geht um den letzten Bauernhof im Ortskern.

In früheren Jahrhunderten gab es in Alt-Willich zahlreiche kleine und große landwirtschaftliche Betriebe. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg waren davon nur noch fünf übrig geblieben: Ruhland an der Bahnstraße 8, Nilges am Markt 12 (En de Hött), Hannen an der Dammstraße/Ecke Kreuzstraße sowie Heyes an der Peterstraße 5. Dazu kam die Landwirtschaft der Kirchengemeinde, die aber in den 50er Jahren aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben wurde. Sie befand sich an der Bahnstraße dort, wo sich heute Sparkasse und Domgarten befinden.

Die Betriebe von Karl Ruhland und Peter Nilges wurden in den 60er Jahren aufgegeben. Die landwirtschaftlichen Flächen von Ruhland im Bereich Mühlenfeld wurden zu Bauland — und Nilges, der „Hötte Buur“, konzentrierte sich ganz auf seine Gaststätte, die auch heute noch besteht.

Peter Jakob Hannen, dessen Hof von 1771 stammte, konnte die zu Bauland gewordene Flächen an der Ritterstraße und Schiefbahner Straße verkaufen. Die Landwirtschaft in der engen Ortslage wurde aufgegeben und man konnten in Issum einen neuen Hof erwerben, der noch heute in Betrieb ist. Das Hofgebäude an der Ecke Damm-/Kreuzstraße wurde abgebrochen.

Als letzter landwirtschaftlicher Betrieb im Ortskern Willich verblieb Heyes an der Peterstraße. Er wurde 1650 erstmals urkundlich als „Peters Erb“ erwähnt, nach ihm ist auch die Peterstraße benannt. Das Wohnhaus stand an der Peterstraße 3, das Hofgebäude an der Grabenstraße. 1891 wurde ein neues Wohnhaus an der Peterstraße 5 gebaut und der Hof, der damals einer Familie Thoneik gehörte, vergrößert.

1914 heiratete Maria Magdalena Thoneik den vom Mensenhof auf der Hardt stammenden Peter Johann Heyes. Ihr Sohn Karl übernahm den Hof 1951. Zu der Zeit wurde ein 15 PS starker Deutz-Traktor angeschafft, zwölf Kühe standen im Stall, in mehreren Ställen scharrten in Bodenhaltung rund 300 Hühner. Auch Sauen und Mastschweine wurden gehalten. „Es passierte auch einmal, dass ein Schein ausgebüchst war und erst auf dem Kaiserplatz eingefangen werden konnte“, berichtet Peter Wynands.

Noch in den 60er Jahren wurde von Karl Heyes — später kam sein Sohn Theo dazu — die Schweinehaltung weiter vergrößert: Bis zu 50 Tiere lebten im Stall an der Grabenstraße. „Die Lüftungsschächte und Fenster waren bis 1980 zur Grabenstraße hin, gegenüber der Gaststätte Maibustreff, heute Qlt. Das wäre heute undenkbar“, sagt Wynands.

Es war auch in den 70er Jahren schon nicht mehr selbstverständlich. „Man rümpfte oft die Nase über die Landwirtschaft“, berichtet Peter Wynands. Dann sei alles sehr schnell gegangen: Die Weide an der Düsseldorfer Straße wurde für eine Wohnbebauung überplant, auf den Äckern an der Schiefbahner Straße entstand das Sport- und Freizeitzentrum. Vom Erlös wurde auf den Beckershöfen ein neuer Hof gekauft und die Ortslage aufgegeben.

Auf der Hof- und Gartenparzelle plante die Stadt die Elisabeth-Munse-Straße. Auf dem Gelände des Nutzgartens wurde die Polizeiwache errichtet. Die Scheune von 1650 wurde abgerissen, im Anbau eröffnete Peter Wynands Ehefrau Gertrud, eine geborene Heyes, den „Handarbeitstreff“ an der Grabenstraße 4. Da die Anbauten renovierungsbedürftig waren, entschied das Ehepaar schließlich 1997, also vor genau 20 Jahren, die restlichen Gebäude abreißen zu lassen.

Auf dem ehemaligen Bauernhof-Gelände entstand ein Wohn- und Geschäftshaus, in das 1998 sechs Gewerbebetriebe und 22 Familien einzogen. Der letzte Bauernhof im Zentrum von Alt-Willich war damit endgültig Geschichte.