Amoklauf auch Thema in Südafrika
Vorsterin erlebt Reaktionen auf Winnenden.
Vorst/Kapstadt. Der Amoklauf eines ehemaligen Realschülers in Winnenden ist auch im fernen Kapstadt Thema in den Medien und von Diskussionen - vor allem in der großen deutschen Gemeinde in Kapstadt. Diese Erfahrung machte jetzt die Vorster Politik-Studentin Barbara Bormann, die im Moment als Praktikantin einer Partei im südafrikanischen Wahlkampf arbeitet. "Es herrscht Mitgefühl und Entsetzen über die Tat", berichtet die 23-Jährige. Zugleich komme aber immer wieder die Feststellung auf, so etwas könne "offensichtlich eher in Europa als in Südafrika passiert.
"Dabei hat das Land ein Gewaltproblem an Schulen von ganz anderen Ausmaßen", sagt Barbara Bormann, die schon vor zwei Jahren dort studiert hat. Die teuren Privatschulen hätten oft strenge Zugangskontrollen, doch die staatlichen Schulen, vor allem in den ärmeren Gegenden, zählten zu den Kriminalitätsbrennpunkten. "Schätzungen zufolge sterben jeden Tag etwa ein Dutzend Schüler oder Lehrer - Diebstahl, Drogen, Gewalt und Morde gehören zum Alltag." Wegen der vielen Einbrüche lohne sich die Anschaffung von Lernmaterial kaum. Gangs terrorisierten die Schulen. "Für viele Jugendliche ist die ein Ort der Angst", so die Vorsterin.
In einer Umfrage sagten kürzlich die Hälfte aller Schüler, sie seien bereits Opfer von Kriminalität geworden. Da sei es kein Wunder, dass fast zwei Drittel keinen Abschluss machen. Eltern und Lehrer verlangten nun die Wiedereinführung der Prügelstrafe. Das explosive Gemisch aus Armut, Ungleichheit und hoher Kriminalität trete an den Schulen besonders deutlich zutage.