Standort-Analyse IHK: Stadt Willich ist ein gesunder Standort

Willich · 170 befragte Unternehmen stellen Stadt und Umfeld ein gutes Zeugnis aus. Doch damit das so bleibt, muss Willich nachjustieren.

Sie sprachen über Stärken und Schwächen Willichs (v.l.): IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, der Schiefbahner Rainer Höppner (Höppner Moden), Michael Bergmann (Alimex GmbH), Bürgermeister Josef Heyes, Moderatorin Beate Kowollik und Christina Guth (CGW GmbH). 

Foto: IHK/IHK Andreas Bischof, +49-(0)171-2850

Wirtschaftsstruktur und Standortqualität wurden beleuchtet, die Ergebnisse für 2018 neben die Erhebung von 2013 gelegt und Willich mit Kommunen im Kreis und Städten vergleichbarer Größe verglichen.

Fazit: Willich hat den Ruf als Klassenprimus verteidigt. Der Standort ist gesund. Die Beschäftigungszahlen steigen. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Die Kaufkraft der Willicher hoch. Befragte Wirtschaftsbetriebe sind mit dem Standort zufrieden.

Und, das dürften Bürgermeister Josef Heyes, Beigeordneter Willy Kerbusch und Wirtschaftsförderer Christian Hehnen mit Freude und Genugtuung aufgenommen haben: „Willichs Stärke ist die Wirtschaftsfreundlichkeit der Stadtverwaltung“, zitiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz aus der Analyse.

170 Unternehmen haben 55 Standortfaktoren in fünf Themenfeldern benotet. Diese Befragten repräsentieren rund 5000 Beschäftigte. „Ein guter Rücklauf“, meint Steinmetz. „Die Befragung ist repräsentativ.“

Aber beim Friede-Freude-Eierkuchen-Statement der IHK blieb es nicht. Denn: Im Fünf-Jahres-Zeitvergleich der 20 wichtigsten Standortfaktoren haben sich – bei grundsätzlich hohem Niveau - die meisten Ergebnisse für Willich verschlechtert. Beispiel: Der Punkt „reibungslose Kooperation öffentlicher Ämter“ erreicht nur noch 64,3 Punkte. 2013 waren es noch 82,8.

Behördliche Reaktionszeiten überzeugen weniger als noch vor fünf Jahren (65,7 Zufriedenheits-Punkte, vormals 79,1). Die Dauer von Plan- und Genehmigungsverfahren seitens der Stadt habe sich verlängert. Dazu gab es ein bekräftigendes „In der Tat“ eines Unternehmers im Publikum.

Die Zufriedenheit über die lokale Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist laut Analyse deutlich zurückgegangen. Minus auch bei der Abfrage des Standortfaktors „Informations- und Kommunikationsstruktur“. Da wollen Unternehmen mehr. Um in Zeiten des Kulturwandels „Digitalisierung“ bestehen zu können, sei die Breitbandversorgung eine unverzichtbare Daseinsvorsorge, so wichtig wie ein Stromkabel.

Damit die Zahlen und Werte für Willich auch in Zukunft gut bleiben oder wieder besser werden, müsse Willich nachjustieren und in einigen Segmenten seine Anstrengungen erhöhen, teilt die IHK mit.

Auch hier ein Beispiel: Die Nähe zum Flughafen Düsseldorf ist top, die Verkehrsanbindung durch die A 44 und A 52 ebenfalls. Negativ stößt die Verkehrsdichte im Bereich der A44-Auffahrt Münchheide/L 26 auf. Zur Abwertung in der B-Note führt eine schlecht empfundene Anbindung der Gewerbegebiete an die Schiene. Die Verlängerung der S28 wird herbeigesehnt.

Mehr erwartet man auch vom Öffentlichen Personennahverkehr. Eine Anmerkung dazu aus der Praxis nannte Unternehmerin Christina Guth von der CDW GmbH mit Sitz in Münchheide. „Praktikanten sind oft auf ihre Eltern angewiesen, die sie mit dem Auto zu uns bringen.“ Aber, sagt sie auch, viele ihrer Mitarbeiter wohnen in Richtung Niederlande. „Willich liegt näher als Düsseldorf. Diese bessere Erreichbarkeit ist jungen Leuten heute wichtig.“ Sie persönlich, sagt die Kaarsterin Guth, fühle sich in der Stadt sehr wohl. Der Ortskern von Alt-Willich beispielsweise sei „wunderbar geworden“. Willich verkaufe sich manchmal aber unter Wert. In der Tat sagt auch die IHK-Befragung, dass die Kaufkraft der Willicher nicht immer in der Stadt bleibt. Der örtliche Einzelhandel konkurriert mit den umliegenden Großstädten Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf. Rainer Höppner von der Werbegemeinschaft Schiefbahn stemmt sich mit Heimatshopping-Aktionen und Werben auswärtiger Besucher dagegen.

Der Fachkräftemangel wird immer spürbarer. Das bestätigt auch Michael Bergmann von der Firma Alimex, die Mitarbeiter unter anderem durch die Partnerschaft mit der RWTH Aachen zu generieren versucht.

Offene Stellen, die kennt auch die Stadt Willich. Sieben sind zurzeit ausgeschrieben. Die Kommune hat ein externes Personalbüro eingeschaltet, um Mitarbeiter zu finden. Die Abwerbung von Kommunen untereinander ist ein Fakt. „Auch der Kreis zieht uns gute Leute ab“, sagt Bürgermeister Josef Heyes.

Einige Handlungsempfehlungen der IHK, wie die zur Informations- und Kommunikations-Infrastruktur, sind in Willich auf den Weg gebracht. Besonders positiv bewertet Steinmetz, dass der Aufstellungsbeschluss zu Münchheide V gefasst worden ist. „Da muss es vorangehen. Manche Prozesse“, sagt er und meint beispielsweise die neunjährige Arbeit am Regionalplan im Regionalrat, „dauern viel zu langsam.“ Man müsse Herr der Verfahrens bleiben.

Willich arbeitet an der kontinuierlichen Weiterentwicklung, betont Beigeordneter Willy Kerbusch in der Runde. Klassenprimus will man bleiben. Die Hausaufgaben hat man sich bereits auferlegt – auch ohne IHK-Nachhilfe.