Gewerbepark Stahlwerk Becker Wasserwerk: Kerbusch macht’s selbst

Willich · Einigung mit Investor Bodo Garden über die Rückübertragung von Grundstück und Immobilie im Stahlwerk Becker.

Das ehemals imposante Wasserwerk im Gewerbepark Stahlwerk Becker in Willich. Bald müssen sich die Tauben wohl einen anderen Rastplatz suchen. Es soll noch im ersten Halbjahr 2019 den ersten Spatenstich geben. Die Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich investiert 2,5 bis drei Millionen Euro. 

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Kämmerer Willy Kerbusch hat als Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich eine Mammutaufgabe mehr in diesem Jahr zu stemmen: das Wasserwerk im Gewerbepark Stahlwerk Becker. Seit Mittwoch steht fest: Das Projekt wird nun in Eigenregie durchgeführt. Die Immobilie also, die einst das Zugpferd für die Entwicklung des Areals sein sollte, in fast zwei Jahrzehnten aber nicht aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden ist.

Nun soll die Erweckung schnell gehen. „Spatenstich ist noch im ersten Halbjahr 2019, wahrscheinlich im April oder Mai“, sagt Kerbusch. Er drückt auf die Tube, denn, so der 63-Jährige, „ich habe ja nicht mehr so lange“. Er setzt auf gute Planung und klare Absprachen, denn das Projekt „muss parallel zu meinen anderen Aufgaben laufen. Das ist ja nicht mein Hauptjob hier“.

Aufsichtsrat hat sich einstimmig für das Projekt ausgesprochen

Der Aufsichtsrat hat vor zwei Tagen der Rückübertragung von Investor Bodo Garden an die Grundstücksgesellschaft einhellig zugestimmt. Kerbusch und Garden, der trotz seines – wie Kerbusch lobt – „schlüssigen Konzepts“ die Banken nicht von der Wirtschaftlichkeit des Projekts überzeugen konnte, haben sich über den Notarvertrag verständigt. 200 000 Euro werden Garden für seine Planungen gezahlt. Kerbusch: „Die waren ja gut.“

Seit 1992 saniert Garden, ein gebürtiger Willicher, als Projektentwickler denkmalgeschützte Gebäude. Vor allem im Raum Leipzig sammelte er sehr viel Erfahrung.

In maximal einem Jahr ab Baubeginn soll das Wasserwerk so dastehen, wie es das Plakat an der wenig ansehnlichen Fassade schon so lange suggeriert hat. Eine Premium-Adresse, eine „noble Büroadresse“, ein Liebhaberobjekt, ein repräsentativer Firmensitz. Kerbusch hat alles schon vor Augen. Er ist überzeugt: „An Mietern für die 900 Quadratmeter auf drei Etagen wird es nicht mangeln.“ Ein deutliches Plus an überbauten, nutzbaren Quadratmetern durch An- oder Neubauten auf dem Gelände ist nicht möglich. Die freie Fläche gleich neben der Pumpstation sei, so Kerbusch, „nicht dauerhaft bebaubar“.

Herstellungskosten, also Investitionssumme, in Relation zu der vermietbaren Fläche seien ein „betriebswirtschaftliches Randergebnis“. Meint, so an der Grenze, noch wirtschaftlich zu sein. „Ohne die niedrigen Zinsen zurzeit wäre das nicht durchführbar.“ Kerbusch rechnet mit einem Kostenrahmen von 2,5 bis drei Millionen, will den aber noch senken, indem er über ein sogenanntes Contracting-Modell die Stadtwerke für die Technik mit ins Boot holt. Damit hat die Stadt bei Kitabauten schon gute Erfahrungen gemacht.

Kerbusch will über einen Zeitraum von 15 Jahren komplett finanzieren – bei einer hohen Tilgungsrate. „Ich muss nun noch eine Bauleitung finden, die sich mit denkmalgeschützten Maßnahmen auskennt“, sagt Kerbusch.

Ideen, das imposante Wasserwerk wieder mit neuem Leben zu füllen, gab es zuletzt noch einige. So habe sich jemand vorstellen können, daraus ein Messing-Museum zu machen. Ein anderer hatte die Idee zu Gastronomie im Erdgeschoss. Doch das scheiterte am Einstandspreis von 250 000 Euro für das Grundstück und 200 000 Euro für Planung und Baugenehmigung.

Nun will die Grundstückgesellschaft der Stadt Willich mbH (GSG), die 1985 als eigenständiges Unternehmen von den Gesellschaftern Stadt Willich und der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft für den Kreis Viersen AG gegründet wurde, die Neujahrs-Prognose der WZ zum Jahresbeginn schnell Lügen strafen. Christian Pakusch, Aufsichtsratsvorsitzender der Grundstücksgesellschaft und CDU-Chef, hatte zuvor angekündigt, das Wasserwerk bis Herbst 2020 voranbringen zu wollen.

Am 11. Januar orakelte die Redaktion zu den Aussichten fürs Wasserwerk: „Kommt 2019 ein Investor? Einer, der bleibt und macht und neues Leben ins Gebäude bringt? Die Akte bekommt zum x-ten Male den Aufdruck „Eilt! Wichtig! Muss passieren!“ Unsere Dauer-Niedrig-Prognose: Wahrscheinlichkeit 10 Prozent.“ Stand jetzt fehlt da eine Null.