Anrath: Schreibwaren Roggen schließt

Geschäft: Im Jahr 1911 wurde der Laden gegründet. Bisher gibt es keinen Nachfolger.

Anrath. Die orangefarbenen Schilder im Schaufenster verkünden es: "Wegen Geschäftsaufgabe auf alle Schul- und Schreibartikel 30 Prozent", heißt es. "Schade" lautet der Tenor vieler Anrather, denn Roggen hat sie alle mehr oder weniger durch ihre Schulzeit und die Ausbildung begleitet.

In Sachen Schreibwaren fanden die Kunden bei Roggen an der Jakob-Krebs-Straße alles. "Mein Großvater Robert Roggen hat das Geschäft 1911 gegründet", erzählt Günter Roggen. Nach dessen Tod trat seine Tochter die Nachfolge an.

Und als diese sich zur Ruhe setzen wollte, sprach sie ihren Neffen Günter an. Der lebte damals in Cuxhaven - wenn er nicht gerade in der ganzen Welt unterwegs war: Der gebürtige Anrather gehörte der Marine an. "Ich war im Urlaub in Anrath, als meine Tante mich ansprach", erinnert sich Roggen. Die Entscheidung fiel ihm nicht leicht, aber letztlich entschied er sich für seine Heimatstadt - und musste erst einmal lernen.

An der Bremer Wirtschaftsfachschule und an einer privaten Handelsschule in Krefeld absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung, um im Oktober 1972 das Werk seines Großvaters und seiner Tante fortzusetzen.

"Es waren 32 wunderschöne Jahre. Es hat gebrummt", erzählt Roggen. Jeden Tag stand er mit seiner Frau Gisela im Geschäft, Urlaub gab es in den ersten Jahren nicht. Tonnenweise Schulbücher habe er für alle städtischen Schulen in Willich bestellt. Es seien richtig große Aufträge gewesen. Roggen betrieb aber nicht nur ein Schreibwarengeschäft, sondern auch eine Kommunikationszentrale. Es wurden Schwätzchen gehalten. Der Aushang im Eingang war immer voll mit Angeboten und Gesuchen.

Mit 65 Jahren zog Günter Roggen einen Schlussstrich. Er übergab sein Ladenlokal 2005 an seine langjährige Mitarbeiterin Gabriele Schwengers.

Doch aus gesundheitlichen Gründen sieht sie sich gezwungen aufzugeben, ein Nachfolger ist nicht in Sicht. "Es ist traurig, dass Anrath damit wieder ein Fachgeschäft verliert und ein Traditionsunternehmen so kurz vor seinem 100. Geburtstag aufhört", sagt Roggen. Aber es sei nicht zu ändern - es sei denn, es findet sich doch noch überraschend ein Nachfolger.