Anrather mit einem Faible für alte Autos

Der gelernte Pfleger Gereon Quiske hat sein Hobby zum Beruf gemacht und restauriert nun in Vorst Oldtimer, vor allem Käfer und Bullis.

Foto: Wolfgang Kaiser

Vorst. Ja, sie sind lahm, sie stinken und sind laut. Doch wer heute einen im Straßenverkehr erblickt, muss doch meist lächeln. Unwillkürlich kommen dann Erinnerungen daran hoch, wie es sich angefühlt hat, selbst hinterm Lenkrad zu sitzen — oder als Kleinkind auf der Rückbank, womöglich nicht angeschnallt, umweht vom Zigarettenrauch des fahrenden Elternteils. Der Boxermotor im Heck knatterte vor sich hin, die vorderen dreieckigen Ausstellfenster schafften es nur mit Mühe, für ein wenig Frischluft zu sorgen. Die Rede ist von VW Käfer und VW Bulli, die Generationen mobilisiert haben und bis in die 1980er-Jahre das Straßenbild prägten.

Heute sind sie fast verschwunden. Dafür, dass ein paar Exemplare überleben, sorgt unter anderem Gereon Quiske, der in Vorst vor wenigen Wochen mit seinem Hobby den Schritt in die Vollselbstständigkeit gewagt hat.

Der 36-Jährige ist gelernter Anästhesie- und Intensivpfleger und hat noch bis vor Kurzem als solcher in Düsseldorf gearbeitet. Doch nun kümmert er sich um Patienten aus Blech, hält sie am Leben oder haucht ihnen neues Leben ein. Dabei kümmert er sich sowohl um eigene Fahrzeuge, die er restauriert und dann weiterverkauft, als auch um Autos von Kunden, die ihm ihre Schützlinge anvertrauen.

14 Stellplätze vermietet er an Menschen, die ihr Schätzchen unter ihresgleichen wissen und von Quiskes Erfahrungsschatz profitieren möchten. Zudem handelt der dreifache Familienvater mit Ersatzteilen für Käfer und Bulli und „überweist“ die blechernen Patienten an Spezialisten, die sich um Lack, Polster, Motor oder andere Baugruppen kümmern. Vor allem die zweite Generation des Bullis (T2 genannt, in Deutschland angeboten von 1967 bis 1979, in Brasilien sogar bis 2013 produziert) hat es Quiske angetan.

Nachdem er in seiner Jugend viel an einer Vespa geschraubt und 2003 einen Käfer gekauft hatte, besuchte er im Jahr 2005 zum ersten Mal ein VW-Treffen im belgischen Spa und kam dort mit Bulli-Fans aus dem Bergischen Land ins Gespräch. Die vermittelten ihm den Kontakt zu jemandem, der seinen T2 verkaufen wollte.

Schnell wurde man sich einig. Quiske mietete eine Scheune in Oedt, restaurierte das gute Stück und fuhr mit ihm schon im Jahr 2006 zum VW-Treffen in Spa. „Und so ging es immer weiter“, sagt der gebürtige St. Töniser, der mit seiner Familie in Anrath wohnt. Er verkaufte den Bus mit Gewinn und wendete sich seinem nächsten Projekt zu. Zudem war er immer auf der Suche nach Ersatzteilen, kaufte ganze Sammlungen auf und betrieb damit nebenbei einen stetig wachsenden Handel.

Seine Kunden kommen mittlerweile aus aller Welt. Wohl wissend, dass er ohne große Probleme in seinen alten Beruf als Pfleger zurück könnte, entschied er sich schließlich dazu, sein Hobby komplett zum Beruf zu machen, und hat seit dem 1. Juli noch mehr Zeit in der Halle in Vorst zu verbringen, die er bereits seit zwei Jahren gemietet hat.

Dort stehen dich an dicht die Autos, zum größten Teil natürlich Bullis und Käfer, aber auch zwei Porsche sind dort zu finden, ein Mercedes/8 unter einer Plane, ein Opel GT, ein Karmann Ghia und ein alter Ford Pick-Up. „Ich habe generell Spaß an Oldtimern, aber auf irgendwas muss man sich spezialisieren“, sagt Quiske, der den Laden allein schmeißt.

Sein Wissen hat er sich weitgehend selbst angeeignet. „Anfangs wollte ich Hilfe haben, aber die kam nicht. Also habe ich mich eingelesen und ausprobiert und natürlich auch schon mal etwas kaputt repariert“, erinnert sich Quiske. Aber dann waren da im Bekanntenkreis doch immer mehr Mechaniker und Hobbyschrauber, „von denen ich viel gelernt habe“.

Der VW-Bus hat es ihm angetan, weil er eine einfache Technik hat und einerseits „schön und kultig“ ist, andererseits auch praktisch. „Man kann mit ihm Sachen transportieren, aber auch mit der Familie in Urlaub fahren“, sagt Quiske. So war er mit seiner Frau mit seinem damaligen T2 in Schweden und zum Windsurfen in Dänemark — sein zweites großes Hobby. msc

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