<strong>St. Tönis. Sie waren aus fast allen Teilen Deutschlands angereist. Und dass sie in St. Tönis Station machten, liegt an Matthias Mechela: Der 41-jährige St. Töniser gehört seit 1999 zur "Interessengemeinschaft Historische Darstellungen des 18. Jahrhunderts". Rund 20 Männer und Frauen, die das 18. Jahrhundert gern lebendig werden lassen, sorgten am Samstagmorgen für Aufsehen. Vom Parkplatz an der Bahnstraße marschierte das bunte Völkchen zum Schokoladenbäcker Büskens, probierte von den Köstlichkeiten und ernannte den Betrieb zur königlich-preußischen Confisserie. Dann ging’s weiter zur Burg Linn. Werner Ranneberg aus Ansbach ist Kummer gewöhnt: "Die spinnen doch", sei eine gängige Reaktion auf das Erscheinen der Menschen, die sich dem 18. Jahrhundert mit Haupt und (Zweit)-Haaren verschrieben haben. Der Mann, der nicht mit einer Kutsche, sondern mit einem Mittelklasse-Kombi angereist war, wurde von den St. Tönisern angenehm überrascht: Die staunten nicht schlecht, lachten die Besucher in den zeitgenössischen Kostümen an - und nicht aus. Ranneberg (55) kam ganz schön ins Schwitzen in seinem Gehrock aus rotem, schweren Samt, mit Leinen ausgeschlagen, der einen Kontrast zu den schwarzen Knickerbockern und den weißen Strümpfen bildete. Dass ihm die Sonne nicht auf den Kopf brannte, dafür sorgte ein schwarzer Dreispitz, unter dem noch Platz war für eine Perücke mit Locken an den Schläfen. Ranneberg sah sich in der Rolle des Gesandten der Markgräfin Prinzessin von Preußen, der Schwester des Königs. Seine Aufgabe: Dem König die allerbesten Grüße zu überbringen.
Zur Prominenz zählte auch Gräfin Constanze vom Zuckerberg, verkörpert durch Cornelia Ebert aus Ludwigsburg. Exzellenz Friedrich I. (Rolf Zahren) aus Wegberg strahlte, als er mit seinem Mini-Van vorfuhr: "Wir haben Königswetter", schwärmte er. Stefan Kleinhans und Florian Andelewski aus Warburg waren als Kanoniere erschienen.
Mitglieder: Es sind zurzeit deutschlandweit rund 50 Männer und Frauen, die der "Interessengemeinschaft Historische Darstellungen des 18. Jahrhunderts" angehören. 20 von ihnen kamen jetzt nach St. Tönis.
Aktivitäten: Die Mitglieder treffen sich mehrmals jährlich, um dann - mitunter ein paar Tage lang - die Zeiten des 18. Jahrhunderts wieder aufleben zu lassen. Exerzieren und Relaxen am Lagerfeuer - gespielt wird alles, was zum höfischen Leben gehört.
Epoche: Dargestellt werden Adel, Bürgertum, Militär, Handwerker und Händler sowie die einfache arbeitende Bevölkerung. Die Mitglieder verstehen sich als eine Art lebendiges Museum, sie wollen den Alltag des 18. Jahrhunderts möglichst authentisch darstellen.
Infos gibt’s unter Tel. 0177/ 788 40 28 oder unter: