Kikeriki von früh bis spät

Krach: Seit über einem Jahr fühlt sich ein Ehepaar vom Krähen gestört. Eine Lösung soll her – ohne Streit.

Willich. "Wissen Sie, wenn mir jemand eine solche Geschichte an der Theke erzählen würde, ich würde auch erst mal laut lachen." Doch Edgar M. (Name von der Redaktion geändert) ist das Lachen schon vor Monaten vergangen. Der Willicher und seine Frau fühlen sich seit über einem Jahr belästigt: "Von Hahnengeschrei." Im Frühjahr und Sommer, wenn es morgens früher hell wird, sei es am schlimmsten. Dann kräht einer der drei Hähne in der unmittelbaren Nachbarschaft "uns schon vor fünf Uhr aus den Federn". Und das sei nur der Anfang eines langen durchkrähten Tages. Ehepaar M. wohnt in einem Haus mit Garten mitten in Willich. Schön grün ist es nach hinten raus, wo die Gärten des Wohnkarrees Neusser Straße, Breite Straße und Kreuzstraße aufeinander treffen. In drei der Gärten pickt und kräht Federvieh, darunter offenbar ein Hahn, der besonders laut und oft tönt. "Das kann man sich nicht vorstellen. Das Tier kräht unglaublich laut und viele, viele Male hintereinander." Den lieben langen Tag. Manchmal, sagt M. fast resignierend, "manchmal glauben wir, wir werden verrückt. Wenn wir im Garten Entspannung suchen und der Hahn kräht wieder, dann muss ich ins Haus, weil ich es nicht mehr ertrage." Ein Gespräch von Nachbar zu Nachbar mit dem Halter der Tiere hat nichts gebracht. "Da bekam ich nur zu hören, "dat ist ländlich hier, da mütt ihr met leeve." Doch die Einbuße an Lebensqualität möchte das Ehepaar M. nun nicht mehr hinnehmen. Und doch steckt das Paar in einer Zwickmühle: "Wir möchten keinen Streit in der Nachbarschaft. Das muss sich doch regeln lassen. Vielleicht mit einem Stall, in dem die Tiere wenigstens über Nacht im Dunklen gehalten werden." Herr und Frau M. wissen, dass sie nicht die einzigen in der großen Nachbarschaft sind, denen das Hahnengeschrei auf die Nerven fällt. Die beiden hatten Ende Januar schon Schiedsmann Karl-Heinz Kaules kontaktiert und ihn um Hilfe gebeten. Das fertige Schiedsmann-Schreiben an die Tierbesitzer liegt bei den M.s zu Hause. Abgeschickt haben sie es noch nicht: "Es ist uns zu stark formuliert. Wir möchten keinen Streit. Aber nach über einem Jahr muss etwas passieren."

Das Willicher Paar setzt seine Hoffnung auf Vizebürgermeister Hans Kothen, der in der diffizilen Angelegenheit vermitteln soll. "Ich habe mit einem der Hähnebesitzer gesprochen", reagiert dieser. Das Problem sei, dass es drei Hähne seien. "Das schaukelt sich mit dem Krähen ganz schön hoch", weiß Kothen. Er habe zudem mit dem Ordnungsamt gesprochen. Das könne nichts machen, sei ihm versichert worden. Dem Betroffenen Eheleuten bleibe jetzt nur eine Lösung: "Sie müssen mit dem Schiedsmann sprechen. Das habe ich ihnen so empfohlen. Da müssen sie jetzt Farbe bekennen." Erleichternd komme hinzu, dass wohl auch die Nachbarn bereits signalisiert hätten, sich zu solidarisieren.