Baby vom Flöthbach ist seit vielen Wochen tot

Die Polizei hat neue Erkenntnisse zum toten Säugling vom Flöthbach — und bittet um Mithilfe.

Foto: Theo Titz

Anrath. Irgendwann Anfang August, jedenfalls vor dem 14., muss eine Frau den kleinen Jungen zur Welt gebracht haben, dessen Leiche spielende Kinder am späten Nachmittag des vergangenen Freitags am Flöthbach entdeckten. Dass der Stoffbeutel, in dem das tote Baby steckte, bereits vor dem 12. September dort abgelegt worden sein musste, stand ziemlich schnell fest, denn eine Anwohnerin hatte die Tasche auf die Seite gelegt, um den vermeintlichen Abfall später zu entsorgen.

Foto: Theo Titz

Inzwischen ist aber klar, dass sich auch ein Mitarbeiter des Wasser- und Bodenverbands mittlere Niers an die auffällige Stofftasche erinnert. Er hatte am 14. August die Böschung des Flöthbachs gemäht und war dabei auf den Beutel gestoßen. Mit der Motorsense hatte er ihn bewegt, aber nicht mitgenommen.

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Der kleine Junge war 52 Zentimeter groß und über zwei Kilo schwer. Er war lebensfähig. Die Obduktion hatte noch keine Todesursache ans Licht bringen können, weitere Untersuchungen laufen aber.

Das tote Baby war zunächst in einem schwarzen 30-Liter-Müllbeutel ohne Henkel gesteckt worden, wie man ihn rollenweise in jedem Supermarkt kaufen kann. Mit in der Stofftasche waren dann noch zwei bereits gebrauchte Spaltkeile, wie sie benutzt werden, wenn man selbst Holz für den Ofen schlägt und spaltet.

„Zu 95 Prozent“ gehe er davon aus, dass der Fundort der Leiche auch der ist, wo die Mutter oder ein Helfer das tote Baby abgelegt hat, sagt Ingo Thiel, der die „Ermittlungskommission Flöth“ leitet. Denn mit den schweren Keilen wog der Beutel etwa sieben Kilo, konnte nicht leicht vom Wasser weggeschwemmt werden.

Der Flöthbach wird nur aus den nahen Regenrückhaltebecken gespeist, sein Wasserstand schwankt stark, eine klare Fließrichtung gibt es laut Polizei auch nicht. Die Tasche hat wohl zeitweilig über und zeitweilig unter Wasser gelegen.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Kind in einem geschlossenen Raum zur Welt kam. In dem Beutel befand sich nichts weiteres, so dass eventuell zum Einsatz gekommene Handtücher, Reinigungsmittel oder Kleidungsstücke der Mutter anders entsorgt worden sein müssen.

„Wir suchen nicht die Frau oder das Mädchen, das schwanger war und jetzt kein Kind hat“, macht Ingo Thiel (Foto: Ahlen) deutlich. Vielmehr sei davon auszugehen, dass die Frau die Schwangerschaft verdrängt und auf Nachfrage vielleicht sogar geleugnet habe. Deshalb frage man nun gezielt nach einer Frau im gebärfähigen Alter — auch Frauen, die bereits Kinder haben, seien dabei nicht ausgeschlossen — die in den letzten Monaten verändert wirkte, sich vielleicht anders kleidete, zu- oder abgenommen hat, möglicherweise plötzlich keinen Sport mehr trieb oder Anstrengungen mied. Als Erklärung könnte sie etwas wie eine Krankheit vorgeschützt haben, von der sie sich seit Mitte August als genesen bezeichne.

Seit Mittwoch verteilen Kriminalbeamte in Anrath Handzettel, auf denen der Sachverhalt zusammengefasst ist. Sie klingeln an den Haustüren und fragen nach Beobachtungen der Anwohner. Insgesamt solle in einem Radius von etwa anderthalb Kilometern rund um den Fundort, also bis an den Rand Viersens, gefragt werden.