Bermes-Aus: Sie fühlen sich verschaukelt

Viele Mitarbeiter der Spedition sind noch ohne Job und ohne September-Lohn.

Willich. Sie fühlen sich verschaukelt. Und sind stinksauer. Die Rede ist von ehemaligen Mitarbeitern der Spedition Bermes-Logistik.

Die hatten Ende September auf einer Betriebsversammlung von Hans-Josef "Teddy" Bermes erfahren: "Ihr könnt nach Hause gehen, unsere Firma macht dicht."

Doch während die Familie des Chefs nur einige Straßen weiter unter dem Namen LTN eine neue Spedition aufgemacht hat, sind die meisten seiner 186 Angestellten arbeitslos. Und schlimmer noch: Um ihr Geld müssen sie kämpfen.

Septemberlohn? Darauf warten die Mitarbeiter bis heute. Arbeitslosengeld? Gab’s erst Ende Oktober. Insolvenzgeld? Gibt es gar nicht. Angesichts solcher Vorfälle platzt einem ehemaligen Fahrer der Spedition im Gespräch mit der WZ der Kragen: "Da lese ich, dass Bürgermeister Josef Heyes den armen Herrn Bermes bedauert, der ja von irgend etwas leben müsse. Und was ist mit uns Mitarbeitern, die zwei Monate kein Einkommen hatten?"

Alle Versprechungen, die Bermes und sein Anwalt bei der Betriebsversammlung am 26. September gegeben hätten, seien gebrochen worden. Mehr noch: Da der Firmenchef sein Vorgehen mit der Arbeitsagentur nicht abgestimmt und Unterlagen nicht eingereicht habe, habe es zunächst auch kein Geld gegeben - weder von der Arge, noch von der Arbeitsagentur.

"Ich hatte schon daran gedacht, meinen Sohn anzupumpen. Und der ist noch in der Ausbildung", erzählt der Fernfahrer. Zum Glück war das nicht nötig, denn Ende Oktober habe er endlich Arbeitslosengeld bekommen.

Mit ohnmächtiger Wut sieht ein anderer Ex-Mitarbeiter, dass die Familie Bermes am Siemensring weiter mit einer Spedition am Markt ist. Geschäftsführer sind Sohn Nicholas und Ehefrau Lucyna Barbara. "Merkwürdig nur: Hans-Josef Bermes hat mit der Firma LTN nichts zu tun, ist dort aber täglich zugegen", sagt der Ex-Mitarbeiter.

Schon Peter Baranowski von der Gewerkschaft Verdi waren solche Vorgänge sauer aufgestoßen. Sein Fazit lautete: "Das riecht nach einer verkappten Pleite."

Oft geschieht die Auszahlung des Insolvenzgeldes schneller, wenn denn von vornherein ein Insolvenzverfahren läuft. Die Verwalter haben häufig gute Kontakte zu den Banken, die dann schon mal Geld an die entlassenen Beschäftigten zahlen. An diesen bleiben dann lediglich die Zinsen hängen.

Unterdessen laufen die Vermittlungsbemühungen auf Hochtouren. "Von den etwa 90 Bermes-Mitarbeitern, die sich bei uns gemeldet haben, bekamen 45 ein Angebot, 33 sind wieder im Job", erklärt Anja Knoblich, Pressesprecherin der Arbeitsagentur Krefeld. Da habe die Job-to-Job-Börse einen guten Erfolg erzielt.

Was Knoblich nicht bestätigt: Die Agentur spürt den Wirtschaftsabschwung, jede Menge Menschen, die ihren Job verloren haben, kommen in den letzten Tagen.