Imkerverein Tönisvorst Bienen bevölkern den „Schiffer Tree“

St. Tönis. · Das Experiment ist geglückt: Der erste „Schiffer Tree“ des Imkervereins Tönisvorst ist besiedelt. Eine zweite Holzröhre wurde bereits installiert.

Die Besiedlung des „Schiffer Tree“ erfolgte bei Einbruch der Dämmerung.

Foto: Stefan Cremer

Wenn Waltraud Althoff-Pegels von der Besiedlung des ersten „Schiffer Tree“ auf dem St. Töniser Friedhof berichtet, ist ihrer Stimme die Begeisterung über das gelungene Experiment anzuhören. „Es war einfach nur spannend“, sagt die Vorsitzende des Imkervereins Tönisvorst.

Der Verein stellte im April an einer Platane eine 1,20 Meter hohe Holzröhre auf, die Mitglied Klaus Albers nach dem Modell des Hamburger Biologen Torben Schiffer gebaut hatte. Schiffer, der das Leben der Bienen erforscht, entwickelte diese Röhre für die natürliche Haltung von Bienen ohne Absicht der Honiggewinnung.

Der „Schiffer Tree“ ist eine imitierte Baumhöhle, die ein natürliches Umfeld darstellt. Es soll eine Chance für Bienen sein, artgerecht und autark zu leben, um weitere gesunde Völker zu bilden, die über eine hohe Überlebensstrategie verfügen. „Wir waren mit drei Mitgliedern vor Ort, wobei ich bei Stefan Cremer einen Schwarm in einer kleinen Kiste gefangen hatte“, sagt Althoff-Pegels.

Mehr als 10 000 Bienen befanden sich in dem Karton. Althoff-Pegels ging davon aus, dass sich rund 70 Prozent der Bienen dieses Volkes in der Kiste aufhielten. Da sich der Schwarm sehr ruhig verhielt, war sich die Fachfrau sicher, auch die Königin zu haben. „Wir haben das Einflugloch noch etwas vergrößert, Futter in die Röhre gegeben, den Schwarm hineingegeben und den Deckel wieder aufgesetzt“, beschreibt Althoff-Pegels die Tätigkeiten, die abends bei Einbruch der Dämmerung stattfanden. Im Umfeld des „Schiffer Tree“ hielten sich Bienen auf, die erst einmal sichtlich nicht wussten, wohin sie sollten. Durch die von Königin und Arbeiterin abgegebenen Pheromone wurden die Bienen angezogen und flogen auf das Flugloch zu. „Es bildete sich ein regelrechtes Netz von Bienen. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Es war ein völlig anders Flugverhalten“, berichtet Althoff-Pegels.

Zweiter „Schiffer Tree“
im Forstwald installiert

Die drei Imker leuchteten das Schauspiel dabei vorsichtig mit der Taschenlampe an, da sie Film- und Fotoaufnahmen von der Besiedlung machten.

Normalerweise verfügen Beuten, in denen die Bienen ansonsten leben, über ein längliches Flugloch. Auf diesem Anflugbrettchen krabbeln die Bienen, bevor sie von den Wächtern am Flugloch eingelassen werden. Der „Schiffer Tree“ hat hingegen nur ein rundes Loch, das die Bienen in diesem Fall sofort anflogen. „Die Bienen kamen angeflogen, reduzierten ihre Geschwindigkeit und flogen ganz gezielt ein“, beschreibt die St. Töniserin das weitere Besiedeln. Die Wächter müssen in diesem Fall am Ende des konisch zulaufenden Rohres sitzen – denn eine Kontrolle, ob die Tiere zum Stamm gehören, erfolgt immer.

„Wir waren bis Mitternacht vor Ort. Über uns rief ab und zu ein Käuzchen. Das war in der Dunkelheit irgendwie geheimnisvoll. Dabei wollte der Vogel wahrscheinlich nur einige der Insekten fressen“, sagt Althoff-Pegels. Sie hofft, dass der Friedhof mit seinen Bäumen weiterhin ein Refugium für die Natur bleibt. Denn dass er dies ist, konnten die drei Imker in der Nacht der Besiedlung feststellen, betont sie.

Die Mitglieder haben bereits einen zweiten „Schiffer Tree“ im Forstwald installiert. Um den Bürgern das Projekt näher zu bringen, lädt der Imkerverein für Samstag, 29. August, von 14 bis 16 Uhr zu einem „Tag des offenen Fluglochs“ auf den St. Töniser Friedhof an der Friedrichstraße ein. Neben dem „Schiffer Tree“ unterhält der Verein dort weitere Beuten.