Gestüt Bönniger in Vorst Auf dem Buschhof werden Sieger gezüchtet
Tönisvorst. · Das Gestüt Bönniger in Vorst bringt erfolgreiche Dressurponys und Reiterinnen hervor. Kürzlich ist dort das wohl bekannteste Pony, Fuchshengst Dornik B, mit 29 Jahren gestorben.
(emy) Das erfolgreichste Dressurpony aller Zeiten ist vor Kurzem dort gestorben, wo es 29 Jahre zuvor geboren worden war: im Gestüt Bönniger in Vorst. Der Fuchshengst Dornik B verbrachte nach einer großen Karriere seine letzten Jahre auf dem Hof von Ludwig Stassen, nachdem er 2011 aus dem internationalen Ponysport verabschiedet worden war. Gegangen sei ein Gefährte, sagt Ludwig Stassen. Dorniks zahlreiche Nachfolger sind selbst sehr erfolgreich.
Das Gestüt Bönniger ist eine Kaderschmiede – für Ponys und für Reiterinnen. Während sein Onkel Hans Georg Bönniger, der die Zucht auf dem Buschhof begründet hat, seine Ponys noch zu erfolgreichen Reitern gebracht hat, macht Ludwig Stassen am liebsten alles von Vorst aus. Er bildet mit Trainern junge, unbekannte Reiterinnen aus, die sich mit seinen Ponys erfolgreich auf Turnieren zeigen. „Die Anerkennung der berühmten Ponys geht auf die Reiterinnen über“, sagt der 61-Jährige. 24 Reiterinnen hat er gefördert, 16 sind Europameister geworden.
Tatsächlich seien es ausschließlich Mädchen und junge Frauen, die seine Ponys vorstellen, sagt Ludwig Stassen. Zu ihnen gehören aktuell Lina Kammler (20), seine Tochter Esther Stassen (23) und Linda Engel aus der Nachbarschaft. Erst kürzlich wurde die 20-Jährige in der Pony-Reitpferdeprüfung in der Landesreit- und Fahrschule in Langenfeld mit Dacapo Fünfte. Das B im Namen der Bönniger-Ponys steht für den Buschhof, auf dem sie geboren wurden.
Dornik B sammelte im Laufe seiner sportlichen Karriere etliche Siege und Platzierungen bis zur schweren Klasse. Unter anderem siegte er zwölfmal bei einer Europameisterschaft. 2004 wurde der Hengst mit Anna von Negri zum erfolgreichsten Pony aller Zeiten und löste Golden Dancer ab, ebenfalls aus dem Gestüt Bönniger. In den vergangenen Jahren schafften es weitere 25 Ponys vom Buschhof zur sogenannten Ponyeuro und gewannen dort insgesamt 66 Medaillen. Aktuell dreifacher Europameister ist Dorniks Enkel Adriano B, der für Dänemark startet.
Ludwig Stassen ist Agraringenieur und hat die Zucht und Haltung bei seinem Onkel von der Pike auf gelernt. Ihm liegt viel daran, dass seine Tiere eine gute Schule erhalten. Zu seinen Kunden gehören Olympiasieger Sönke Rothenberger und Weltmeisterin Laura Bechtolsheimer. „Meine Ponys werden die Euro gehen“, sagt er selbstbewusst. „Die Frage ist nur wann und für wen.“
Was macht seine Ponys so erfolgreich? Zunächst sei es der geschickte Mix, den sein Onkel angestoßen habe: Er kreuzte Welsh-Ponys, Araber, Haflinger und Friesen. Mit Trakehnern machte er sie groß. Auch Dornik B war mit 1,47 Meter ein sogenanntes Endmaßpony. Ab 1,48 Meter spricht man von einem Pferd. Neben 60 Ponys steht eines auf dem Buschhof. Reiter ist Ludwig Stassens Sohn Michael, der fast zwei Meter groß ist.
Zudem zeichne seine Tiere der Rasse Deutsches Reitpony aus, dass sie vertrauensvoll und brav seien, sagt Ludwig Stassen, dazu nachreitbar und sicher. Sie würden nicht als Sportgeräte behandelt, kämen täglich auf die Wiese. Er wolle nicht, dass jemand seine Ponys reite und schnell weiterziehe. „Die sportliche Zusammenarbeit für Reiter und Pferd ist auf mindestens sechs Jahre ausgelegt“, sagt Ludwig Stassen. Turniere außerhalb Europas sind für ihn kein Ziel. „Das ist teuer, und der Aufwand mit dem Fliegen ist zu groß.“ Die Europameisterschaften der Ponyreiter in Polen Mitte Juli sind wegen der Corona-Pandemie ausgefallen und sollen nun in der zweiten Augusthälfte in Ungarn stattfinden.
Zwar dürfen seine Reiterinnen die bekannten Ponys auf Turnieren vorstellen, „aber Reiten lernt man nie auf berühmten Pferden“, sagt Ludwig Stassen. Bis sie dahin kommen, müssen sie sich beweisen: Ein guter Reiter ist für ihn jemand, der auf einem lokalen Turnier mit dem schlechtesten Pony eines Jahrgangs das beste Pony schlägt. Auf Glanz und Geld komme es dabei nicht an.
Die Reiterinnen zahlen nichts dafür, dass sie Bönniger-Ponys reiten. In anderen Ställen können die Gebühren in solch hohen Klassen bei mehreren Tausend Euro pro Monat liegen. Einnahmen erzielt der Züchter durch den Verkauf. Für einen Europameister bekommt er einen sechsstelligen Betrag, Bönniger-Fohlen kosten 4000 bis 5000 Euro. Jedes Jahr gibt es etwa zehn neue. Zu sehen sind sie beispielsweise auf der jährlichen Fohlenschau in Kempen.
Der Star seines ersten eigenen Zuchtjahrgangs war Deinhard B, erinnert sich Ludwig Stassen. Der Hengst machte Sönke und Semmieke Rothenberger zu Pony-Europameistern. 2015 starb er mit 16 Jahren nach einer Kolik. „Er hätte erfolgreicher als Dornik B werden können, aber ist zu früh gestorben“, sagt sein Züchter.