Bildband: Sohn setzt Vater ein Foto-Denkmal

Manfred Tripp aus Vorst gibt zum 100. Geburtstag von Toni Tripp einen Bildband mit dessen Arbeiterfotografien heraus.

Vorst. Eine junge Mutter mit Kindern auf dem Arm steht vor einer „Nissenhütte“ genannten Notunterkunft. In ihrer Hand ein Schreiben vom Wohnungsamt. „Betreff: Anerkennung als Dringlichkeitsfall“. Ein anderes Bild: Finster dreinblickende Männer mit geschulterten schwarzen Fahnen marschieren am Fotografen vorbei. Ihre Zeche soll geschlossen werden. Ein weiteres Bild zeigt Ostermaschierer. Auf ihren Transparenten der Wunsch nach Frieden in Vietnam.

Es sind Bilder wie diese, mit denen der Düsseldorfer Fotograf und Schriftsteller Anton Tripp (1911-1989) die Geschichte der Menschen in den frühen Jahren der Bundesrepublik erzählte. In diesem Jahr wäre er 100 Jahre alt geworden. Ein Grund für seinen 77-jährigen Sohn Manfred Tripp aus Vorst, einen Sammelband mit Bildern und Schriften des Vaters herauszugeben. „Es stand der 100. Geburtstag des Vaters an“, sagt Manfred Tripp. „Da kam mir die Idee, ihn richtig zu würdigen.“ Das Ergebnis ist eine Sonderausgabe der Zeitschrift „Arbeiterfotografie“. Auf 88 Seiten zeigen ausgewählte Bilder das Werk eines Mannes, der genau hinsah und Geschichten weniger im Großformat als im Gesicht des Einzelnen abbildete. „Mein Vater hat Portraits gemacht, die sehr viel aussagen“, sagt sein Sohn Manfred über den Stil Anton Tripps.

Sechs Monate lang durchforstete Manfred Tripp den fotografischen Nachlass seines Vaters, der sich inzwischen im Besitz des Ruhr Museums Essen befindet. Und er tat es mit hohem professionellen Anspruch. „Ich bin erst durch meinen Vater darauf kommen, diesen Beruf zu ergreifen“, sagt der gelernte Graveur. Jahrelang arbeitete er auch selbst als Pressefotograf für den Bilderdienst seines Vaters. „Ich bin in seine Fußstapfen getreten.“

Für Manfred Tripp ist die Sonderausgabe der Arbeiterfotografie auch eine Rückschau auf die gemeinsame Arbeit mit dem Vater, den er als einen Mann beschreibt, der sehr vielseitig und schöpferisch, auf der anderen Seite aber unerschütterlich an seinen Vorhaben festgehalten habe. „Er war manchmal unbequem, ist aber immer für die Sache eingetreten.“ Und die Sache, das waren die Protagonisten seiner Bilder. „Wir haben uns für die arbeitenden Menschen eingesetzt und sind für Frieden und Abrüstung eingetreten“, sagt er. Die Bilder von arbeitenden Menschen und ihren Lebensumständen, ihrem Einsatz für Frieden und gegen Aufrüstung und vom Beginn des Strukturwandels an Rhein und Ruhr sprechen eine deutliche Sprache.

Pünktlich zum Geburtstag Anton Tripps (2. August) war der Bildband fertig. „Ich habe viel Lob von Bekannten bekommen“, sagt Manfred Tripp, der in der Zusammenstellung einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an die bundesdeutsche Vergangenheit sieht. „Es ist gut, dass man sich erinnern kann, wie viele Bewegungen es in der Bundesrepublik gab.“ Das Wissen will er für die Zukunft bewahren. „Ich versuche den Band unter Jugendliche zu kriegen, dass sie unsere Geschichte erleben können und dass sich daraus Impulse ergeben.“