Campus-Debatte „Vom Schneeball zur Lawine“

Tönisvorst · Die Initiative Camp Corn hat bislang mehr als 1000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt.

 Camp Corn freut sich über mehr als 1000 Unterschriften.

Camp Corn freut sich über mehr als 1000 Unterschriften.

Foto: Camp Corn

(aflo) Die Initiative Camp Corn hat ein positives Zwischenfazit ihrer Unterschriftensammlung für das Bürgerbegehren gezogen, das aus ihrer Sicht zum Erhalt des Tönisvorster Schulzentrums und des regionalen Grünzugs am Wasserturm führen soll.

Aus dem gesamten Stadtgebiet seien bei ihr und weiteren Sammelstellen mehr als 1000 unterschriebene Blätter abgegeben worden, bestätigte Petra Kriesel, bei der die Unterschriften für das Begehren zusammenkommen. „Wir haben die Unterschriftensammlung erst vor zwei Wochen gestartet und feiern schon Bergfest“, sagt Stephanie Wickerath von der Initiative erfreut. Die Sammlung habe sich von einem Schneeball zu einer Lawine entwickelt, pflichtet ihr Mitstreiter Burkhard Kuphal bei: „Viele Bürger und Bürgerinnen sind selbst aktiv geworden, haben Werbung für unser Alternativ-Konzept gemacht und in ihrer Nachbarschaft Unterschriften für Camp Corn gesammelt.“

Für die Umsetzung eines Bürgerbegehrens benötigt die Bürgerinitiative rund 2000 Unterschriften von Tönisvorster Bürgern und Bürgerinnen ab 16 Jahren, damit die Bevölkerung in einem Bürgerentscheid an der Wahlurne darüber abstimmen kann, ob das Tönisvorster Schulzentrum Corneliusfeld erhalten bleibt und saniert wird oder im Rahmen des städtischen Campus-Projekts neue Schulhäuser am Wasserturm gebaut werden. Wie viele Unterschriften genau benötigt werden, wisse man noch immer nicht, behauptet Jurist Daniel Zimmer, der sich bei der Initiative engagiert. „Wir haben den Bürgermeister am 20. Dezember mit der Anzeige des Bürgerbegehrens darum gebeten, uns das Quorum zu nennen. Eine Antwort haben wir bis heute nicht bekommen.“

Die Initiative übt scharfe Kritik an der Stadtspitze samt Bürgermeister Uwe Leuchtenberg, die es der Initiative schwer gemacht hätte, indem sie Informationen lange zurückgehalten hätten. Kritik erhebt Wickerath auch gegenüber den „Politikern und Politikerinnen, die uns immer wieder unterstellen, dass wir einzig und allein unsere persönlichen Interessen durchsetzen wollten“, so Wickerath. Das sei für die Initiative „eine Enttäuschung“. Demokratie lebe vom Engagement einzelner Bürger und Bürgerinnen, die sich ehrenamtlich einsetzen, um verschiedenen Ansichten eine Stimme zu verleihen, sagt Wickerath. „Auf die Idee, dass viele die Fläche am Wasserturm für Schulen einfach ungeeignet finden, ist in der Politik noch niemand gekommen, obwohl wir viele Argumente vorgebracht haben.“

Aus Sicht der Initiative teilten viele Bürger aus der Stadt offensichtlich den Standpunkt von Camp Corn, sagt Martin Mertes. „Wir haben Unterschriften aus sämtlichen St. Töniser und Vorster Wohngebieten bekommen. Das zeigt, dass es sich eben nicht nur um die Interessen der Anwohner handelt.“ Trotzdem sei erst die Hälfte geschafft, wirbt die Initiative dafür, Unterschriftenlisten oder -blätter in die dafür vorgesehenen Briefkästen zu werfen oder in dem Büro der Initiative bei der Turnerschaft St. Tönis, Corneliusstraße 25 c, neben dem Schulzentrum vorbeizubringen.

Seitens der Stadt äußerte sich Bürgermeister Uwe Leuchtenberg gegenüber der WZ zu den Vorwürfen der Initiative. „Es handelt sich um genau 1954 Unterschriften“, sagte er. Das dazu entworfene Schreiben sei bei der versandten Kostenrechnung Mitte Januar versehentlich nicht dabei gewesen, räumte Leuchtenberg ein. „Ein Anruf dazu hätte aber gereicht“, sagte der Bürgermeister. „Und es ist ja nicht so, dass die Zahl nicht bekannt war.“ Es sei immer klar gewesen, dass acht Prozent der Bürgerschaft benötigt würden.

Was den generellen Informationsfluss angehe, habe er und die Verwaltung „sich bemüht, alle Infos immer wieder zu liefern“. Auf die Frage, was man am Ende jetzt wolle, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingehen. „Das kann ich erst liefern, wenn die Workshops und die Bürgerversammlung abgeschlossen sind.“

Er persönlich könne der Politik nicht vorgreifen, „ob es eine Machbarkeitsstudie geben soll oder nicht“, bezog sich Leuchtenberg auch auf die am Abend in der Sondersitzung des Rates zur Diskussion stehende Entscheidung. „Das Ergebnis wird in die Endvorlage mit einfließen — wie das Ergebnis der Workshops und der Bürgerbeteiligung.“ Er persönlich halte nach wie vor „den Campus für das Projekt, das den höchsten Fortschritt bringt“.