Ausschuss bestätigt Abschlussbericht Willich und die Verkehrswende

Willich · In einem mehrjährigen Prozess haben Politik, Verwaltung und Bürgerschaft die strategische Ausrichtung der Stadt in Sachen Mobilität und Verkehr erarbeitet und verabschiedet. Jetzt geht es an die Umsetzung.

 Willichs Bürgermeister Christian Pakusch an der S28, hier in Kaarst. Die Bahnstrecke soll verlängert werden.

Willichs Bürgermeister Christian Pakusch an der S28, hier in Kaarst. Die Bahnstrecke soll verlängert werden.

Foto: Stadt Willich

(djm) Die Entscheidung im Planungsausschuss Mitte August fiel einstimmig: Die Planungspolitiker genehmigten den Endbericht des „Mobilitäts- und Verkehrskonzeptes“ (MoVe) – und damit die strategische Ausrichtung für die Verkehrsplanung der nächsten Jahrzehnte: Wie sollen motorisierter Individualverkehr (MIV), Radfahrer und Fußgänger sich gemeinsam auf den Willicher Straßen bewegen können? Und wie wird das Thema Klima- und Umweltschutz in die Frage integriert?

Zur Geschichte: Basis des Konzeptes ist eine einstimmige politische Entscheidung aus dem Jahr 2021, wonach Willich den „klima- und bürgerfreundlichen Verkehr“ anstrebt. Ein Punkt darin: Der sogenannte „Modal Split“ (Aufteilung des Verkehrs) soll auf nur noch 44 Prozent MIV sowie 30 Prozent Radverkehr, 23 Prozent ÖPNV und 13 Prozent Fußgänger verändert werden. Diese Zielsetzung ist auch im Rahmen einer umfassenden Bürgerbeteiligung erarbeitet worden  mit Präsenzveranstaltungen, interaktiver Mängelkarte, Fahrradtouren, einer Haushaltsbefragung – und Online-Befragungen in der Corona-Phase.

„Wir haben in diesen Terminen immer viel Rückmeldung der Bürger erhalten.“ So verliefen etwa die Haushaltsbefragungen mit so signifikanten Rückmeldungen, dass wir statistisch haltbare Zahlen haben“, schildert Tim Orth vom Team Stadtplanung. Angestrebt wird die größtmögliche ökologische Verbesserung der Verkehrssituation, „die aber auch realistisch umsetzbar ist“, betont Stadtplanerin Kerstin
Wild.

Jetzt arbeitet die Stadt an der Ausarbeitung einer Vielzahl von Ansätzen – von der relativ unproblematischen Ausweisung von Fahrradstraßen bis hin zu dem Großprojekt der Verlängerung der Regio-Bahn S28. „Diese Vorschläge stellen wir der Politik im Planungsausschuss zur Beratung vor und holen uns die Beschlüsse“, so Wild. Ein ganz konkretes Projekt hat die Verwaltung im August bereits im Planungsausschuss präsentiert: die Aufnahme der Grabenstraße in das Förderprojekt „lebenswerte Straße“.

Dieser Begriff beschreibt einen Raum, bei dem die Themen Verkehrswende, Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität integriert miteinander gedacht werden. Hierfür gibt es ein kostenloses „Kommunal-Coaching“, an dem die Stadt teilnehmen soll. „Ziel ist es, Ideen zu entwickeln, diese wichtige Verbindungsachse zukünftig gestalterisch, qualitativ und funktional aufzuwerten“, so die Verwaltung in ihrer
Vorlage.

Als weiteren Punkt hat die Verwaltung – einem CDU-Antrag folgend – im Planungsausschuss ein „Sharing-Konzept“ vorgelegt. Dabei geht es um die Entwicklung von Sharing-Stationen für E-Scooter, welche auch Potenziale für E-Bikes und ausleihbare Lastenräder bieten. „Geplant sind in zwei Stufen knapp 100 Stationen im Stadtgebiet“, so Wild. Dafür benötigt die Stadt aber eine eigene Satzung und muss einen Betreiber für E-Scooter suchen.

Als wichtiges Element nennen die Experten die Umsetzung einer Kommunikationsstrategie, um die Bürger mitzunehmen. Vorgeschlagen werden Kampagnen, Flyer und Veranstaltungen wie ein regelmäßiger Bürgerdialog. Alle zukünftigen Schritte und Maßnahmen aus dem MoVe können die Bürger verfolgen und sich beteiligen: Sie werden zumeist im öffentlichen Sitzungsteil des Planungsausschusses diskutiert. Vorlagen und Unterlagen im Ratsportal auf: