Baumschutz in Willich Mit dem Hammer auf der Jagd nach kranken Bäumen

Willich · Mit gezielten Hammerschlägen und geschultem Auge sorgt das Team von Harald Kaufmann für Sicherheit, indem es kranke Bäume aufspürt und diese notfalls fällt.

„Baumklopfer“ Harald Kaufmann rückt den Bäumen mit einem Hammer zu Leibe. Am Geräusch erkennt er, ob der Baum morsch ist — und gefällt werden muss.

Foto: Stadt Willich

(svs) Wenn Harald Kaufmann, Baumexperte der Gemeinschaftsbetriebe Willich, mit dem Hammer durch die Parks der Stadt läuft und gegen Bäume klopft, erntet er dabei so manchen fragenden Blick. Doch was er tut, ist kein absurdes Hobby, es ist Arbeit im Sinne der Sicherheit der Bürger. Denn ähnlich, wie ein Arzt Ultraschall einsetzt, um in den Körper seiner Patienten zu schauen, geht auch Kaufmann mit Schallwellen auf die Jagd nach Krankheiten seiner Schützlinge, der Bäume.

Mit gezielten Schlägen und geschultem Gehör findet Kaufmann Hohlräume oder morsche Stellen, an denen sich die Bäume anders anhören. So lässt sich nicht zuletzt die Standsicherheit des Baumes ermitteln. Diese ist die wichtigste Aufgabe der Experten. Findet er Bäume, die im Inneren zu sehr geschädigt sind, wird der Baum aus Sicherheitsgründen gefällt.

Aber natürlich gibt es nicht nur den Hammer, um Schäden an Bäumen zu entdecken. Auch eine Kamera an einem Endoskop gehört zu seiner Ausstattung. Die führt er in Löcher und Hohlräume ein und überprüft den Baum von innen.

Doch es gibt auch Bäume, deren Schäden von außen erkennbar sind. „Rußrinde“ läutet beispielsweise die Diagnose bei einem Bergahorn. Der Pilz, der die Rinde befällt und diese regelrecht auflöst, lässt sich nicht heilen. Befallene Bäume haben an einem bestimmten Punkt keine Überlebenschance und müssen aus Sicherheitsgründen gefällt werden. „Der Baum ist in einem halben Jahr ganz befallen, schon jetzt nicht mehr zu retten“, lautet das Urteil des Fachmanns. Der Baum wird mit einem roten „X“ versehen. Das bedeutet: Er wird gefällt.

Wichtig ist das auch, da die Rußrinde auch für Menschen nicht ganz ungefährlich ist. Gerade bei Allergikern können die Sporen des Pilzes, wenn sie in die Atemwege gelangen, heftige Reaktionen wie Husten, Atemnot, Müdigkeit oder Fieber auslösen. Die Fällung ist die einzige Möglichkeit, auch, um andere Bäume nicht zu infizieren.

Kaufmann und sein Team nehmen auch Sicherungen vor. So, wie bei einem Baum, bei dem sich in der Krone der Stamm teilt. „Ein Druckzwiesel“ erläutert er. Zwei etwa gleichstarke Stämme wachsen aus einem Hauptstamm, drücken sich Jahr für Jahr mehr auseinander und bilden „Elefantenohren“ – ein Zeichen dafür, dass sich die Stelle der ursprünglichen Trennung nicht komplett geschlossen hat, die Stämme sich kontinuierlich weiter auseinanderdrücken „und einer der beiden dann irgendwann da liegt“, sagt er und empfiehlt eine Kronensicherung: Seile mit einer Zugsicherungskraft bis acht Tonnen. Damit ist die Sicherheit gewährleistet – und die ist Kaufmanns wichtigste Aufgabe.

(svs)